Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
Vom Netzwerk:
brüllte Handes: »Der da ist der Kapitän des großen, gelben Drachen. Tja, Jungs, den schnappen wir uns jetzt auf jeden Fall …«
    Roland schubste Demane zurück ins Unterholz. »Lauf, nun lauf doch schon, verdammt noch mal!«, schrie sie, bückte sich, griff sich zwei Hände voll Sand und schleuderte ihn den anrückenden Seeleuten entgegen.
    Sipho riss sich aus der menschlichen Kette los und rannte zu ihr; Ferris setzte ihm nach. Handes hatte Roland am Arm gepackt und sie zu Boden geworfen, Demane war mit einem Satz bei ihm. Er war beinahe dreißig Zentimeter kleiner und drahtig schlank, aber zum ersten Mal war Laurence froh und dankbar über seinen augenscheinlichen Mangel an vornehmer Zurückhaltung. Demane stieß Handes die Faust in die Magengrube und einen Ellbogen gegen die Kehle. Mit den Fingern der anderen Hand zielte er auf Handes’ Augen. Im Nu sackte der große Matrose zu Boden, sein Atem ging plötzlich rasselnd, und Blut lief ihm übers Gesicht.
    »Demane, ich habe gesagt, du sollst wegrennen«, fauchte Roland und rappelte sich wieder auf. »Weg von hier, du Dummkopf, die Drachen kommen.« Aber die verbliebenen Seeleute stürzten sich erneut auf die Flieger: Es war eine Gruppe von knapp zwanzig Mann, und drei davon schnappten sich Demane und hoben ihn gemeinsam vom Boden. Roland machte einen Satz auf die Beine der Matrosen zu und umklammerte sie, und es gelang ihr, die Männer aus dem Gleichgewicht zu bringen. Aber einer der Matrosen trat ihr ins Gesicht, sodass sie blutüberströmt zur Seite kippte und liegen blieb.
    Ferris war zur Stelle und versuchte, Demane zu befreien; Sipho hatte sich einen trockenen Ast gegriffen und trommelte damit auf den Seemann ein, der Demane hochhielt. »Los, schnell!«, brüllte Granby den anderen Fliegern zu. Laurence hatte er am Arm gepackt. »Wir ziehen uns ins Unterholz zurück …«
    »Wie bitte?«, fragte Laurence ungläubig.
    »Los!«, wiederholte Granby und riss Laurence ungeachtet seines Protestes mit sich. »Nein, vergiss deine verfluchte Ehre; bist du denn noch nicht lange genug ein Flieger?«
    Forthing war den Strand entlang den Matrosen hinterhergerannt, aber er und Ferris hatten nun keinerlei Deckung mehr, und die Gegner waren in der Übermacht. Ein Bursche packte Demanes Arm und zog ihn aus dem Gewühl, andere kamen ihm zu Hilfe, und die größere Menge, die sich um das Feuer herum versammelt hatte, begann, sich im Pulk auf sie zuzuschieben.
    »O Gott!«, stieß Granby aus und wurde langsamer, um einen Blick auf die Szene zu werfen. Die Matrosen kreischten in wahnsinnigem Triumph, als sie den strampelnden Demane zum Feuer zerrten. Sipho versuchte hinterherzulaufen, aber Roland erwischte ihn mit einer Hand und hielt ihn zurück. Die andere Hand hielt sie vor die Nase gepresst, damit ihr das herausströmende Blut nicht in den Mund lief. Handes war wieder vom Boden aufgestanden und stolperte dem Rest hinterher, während er eine Hand aufs Auge drückte und heiser schrie: »Wartet auf mich, Kameraden! Jetzt wird der Drache sich die Sache noch mal überlegen …«
    Dann ließ er sich plötzlich wieder in den Sand fallen und warf die Arme über den Kopf: In voller Geschwindigkeit und mit Gebrüll kam Kulingile übers Wasser auf ihn zugeschossen. Sein Lärm ließ die Bäume erzittern, und sein Schatten überzog das Feuer wie eine Flutwelle.
    Sehr schnell war alles vorbei. Kulingile hatte Demane mit einer Klaue gegriffen und ihn hochgehoben. Während er über den Strand davonstapfte, fragte er unablässig: »Demane, geht es dir gut? Du bist doch nicht verletzt?« Er setzte Demane nur für einen kurzen Augenblick ab, um einen abgetrennten Arm abzuschütteln, ehe er Demane wieder hochhob und seinen Weg fortsetzte. Hinter ihm peitschte sein Schwanz wütend durch das Feuer und verstreute überall die Glut, die rasch zu Asche zerfiel. Am Strand lagen tote Körper verstreut, einige Überlebende versuchten noch davonzukriechen, und ihr Stöhnen war über den Lärm der Brandung hinweg weithin zu hören.
    Man hatte die Äste der Palmen, die am Ufer kahlgeschlagen worden waren, zu einem Scheiterhaufen aufgeschichtet und mit den Überresten des Lagerfeuers entzündet, um die Toten darauf verbrennen zu können. Die meisten überlebenden Matrosen hatten schweigend Seite an Seite mit den Fliegern dabei geholfen, das Holz zusammenzutragen, während die Verwundeten auf behelfsmäßigen Lagern aus Gras aufgereiht und mit Stofffetzen verbunden worden waren. Es gab keinen Arzt auf

Weitere Kostenlose Bücher