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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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Sohn mit Salz und Aspirin getriezt hatte und ihn mit einem Lenkdrachen bewusst verletzten wollte, war sie nach meiner festen Überzeugung ungeachtet der neuesten Entwicklung, doch sie befand sich nun mal in akuter Gefahr, solange Arthur Bebensee frei herumlief, alte Damen abmurkste und ihm niemand das Handwerk legte.
    Ich schob den Teller mit dem Brötchen endgültig beiseite und stand entschlossen auf. Denn nur ein Mensch konnte Greta nach Lage der Dinge schützen, und das war ich. Außerdem, und das kam noch erschwerend hinzu, war ich es schließlich gewesen, die die ganze Sache ins Rollen gebracht hatte. Einen flüchtigen Moment zögerte ich, ob ich nicht besser Harry oder Marga Bescheid geben sollte, doch dann entschied ich mich dagegen. Beide hätten mit aller Macht versucht, mich von meinem geplanten Besuch bei Bebensee abzubringen, und mir ellenlang ins Gewissen geredet beziehungsweise darauf bestanden, mich zu begleiten. Aber ich bringe meine Fälle bekanntlich lieber allein zu Ende.
    Also beschrieb ich einen kurzen Zettel mit den nötigsten Informationen, wo man mich – tot oder lebendig – finden würde, deponierte ihn gut sichtbar auf dem Tisch, versorgte Hannelore und Gustav rasch noch mit einer Riesenportion Salat, falls ihrer Pflegerin etwas zustieß und niemand gleich nach ihr suchen sollte, und machte mich auf den Weg nach Flensburg. Es war schon seltsam, denn obwohl ich doch nun schon etwas länger erfolgreich in diesem Gewerbe arbeitete, kam mir nicht eine Sekunde der Gedanke, einen Knüppel, ein Messer oder irgendetwas mitzunehmen, womit ich mich im Notfall meiner Haut hätte erwehren können. »Unterzuckert, Hemlokk«, hätte Harry gesagt. Aber der befand sich auf dem Weg nach Hannover.
    Auf der Fahrt nach Norden zwang ich mich ganz bewusst, nicht immer nur an Arthur Bebensee zu denken, sondern mich zu entspannen. Es brachte nichts, wenn ich eineinhalb Stunden lang vor lauter Nervosität ins Lenkrad biss und dazu grottenfalsch vor mich hinsummte, nur um dann bereits völlig entnervt bei Almuth Pomerenkes mutmaßlichem Mörder anzukommen.
    So ganz funktionierte das mit der Entspannung jedoch offenbar nicht, denn ich verfuhr mich zweimal und landete dabei einmal fast in Dänemark, doch schließlich fand ich sowohl die richtige Abfahrt als auch das richtige Stadtviertel und erkannte Straße wie Bungalow auf Anhieb wieder. Das Haus lag da, als sei es nie bewohnt gewesen, und für einen winzigen Moment dachte ich tatsächlich, der Vogel wäre ausgeflogen. Oder schlimmer noch auf dem Weg nach Bokau, um nach der Mutter auch noch die Tochter zu töten. Aber dann bewegte sich die Gardine am Küchenfenster ein wenig, und ich atmete auf. Arthur Bebensee war daheim und hatte mich erspäht.
    Also erübrigten sich weitere taktische Überlegungen, und ich stieg einfach aus, um anschließend langsam, aber direkt auf die Eingangstür zuzusteuern. Er öffnete, bevor ich klingeln konnte – ein übergewichtiger mordender Mittfünfziger mit einer verkniffenen Miene, die nichts Gutes verhieß. Er blieb in der Tür stehen, demonstrativ nicht bereit, auch nur einen Zentimeter zu weichen.
    »Sie schon wieder. Was wollen Sie?«, knarzte er, um zur Schau gestellte Gelassenheit bemüht, in meine Richtung, doch ich sah ihm an, dass ihn mein Besuch beunruhigte. Was mich freute.
    Auf diese einfache Frage gab es zwei mögliche Antworten: die höfliche oder die deutliche. Wer mich kennt, weiß, wofür ich mich entschied. »Weshalb tun Sie Greta das an?«, schnauzte ich los.
    »Was?«, stellte er sich dumm.
    »Drohanrufe, halb verweste Ratten auf ihrer Fußmatte deponieren, ihre Wohnung verwüsten. Das ist ziemlich mies, wenn Sie mich fragen.«
    Bei meiner Aufzählung verengten sich seine Augen zu Schlitzen, und seine Atemfrequenz veränderte sich. Er japste nicht gerade, das wäre übertrieben, aber ruhiges, entspanntes Luftholen hörte sich anders an. Ich befand mich eindeutig auf dem richtigen Weg. Also setzte ich mit erhobener Stimme nach: »Ach ja. Und nicht zu vergessen die Prügel, die Sie mir in Dänemark verabreicht haben, sowie der Mord an der alten Almuth, Ihrer Ex-Schwiegermutter.«
    Jetzt entwich die Luft zischend aus seinen Lungen, bevor er erschrocken hervorstieß: »Sie sind ja völlig bekloppt.«
    »Nö«, widersprach ich nicht einmal unfreundlich. »Ich weiß genau, was ich sage.«
    »Aber Greta hat mich ja gewarnt«, fuhr er, ohne auf meinen Einwand einzugehen, fort. »›Diese Hemlokk hat sie nicht mehr

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