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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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hat er gemocht. Mit Tomatensoße, wie jedes Kind. Und den Nachbarjungen konnte er nicht ausstehen, weil der ihn immer wegen seiner Krankheiten gehänselt hat.« Er erhob sich und kam mit einer neuen Colaflasche zurück. Mir bot er keine mehr an, was ich als sicheres Zeichen dafür deutete, dass sich unsere gemütliche Plauderstunde dem Ende näherte. Auch gut. Ich hatte getan, was ich konnte.
    Also stand ich ebenfalls brav auf, blieb jedoch in seinem Wohnzimmer stehen wie ein nicht abgeholtes Paket. Er konnte ja nicht wissen, dass ich nur noch einmal auf die Toilette musste.
    Arthur verdrehte genervt die Augen. »Mit einem Arbeitskollegen von mir hatte Greta einmal so richtig Zoff. Den wollte sie niemals wiedersehen, weil der sie angemacht hatte, als er bei uns zu Besuch war und ich in den Keller gegangen bin, um noch Bier zu holen. Hat sie jedenfalls behauptet. Er meinte allerdings, sie sei zickig gewesen und habe sich nur angestellt. Er hatte wohl ein bisschen zu viel getrunken. Und da passiert so etwas halt. Aber das ist mindestens fünfzehn Jahre her.«
    Die Nummer war ja nun altbekannt. Er will nur ein wenig grapschen, sie mag nicht – und dann heißt es, sie stellt sich an, hat Unrecht, keinen Sinn für Humor und gebärdet sich obendrein noch wie die Heilige Jungfrau. Er ist natürlich die Unschuld in Person. Prima, wenn man sich eine derartige Interpretation auch noch vom eigenen Ehemann anhören muss.
    Zwei Fragen blieben noch zu klären. »Nur der Vollständigkeit halber: Wie hieß der Kollege, und wo finde ich Ihr Klo?« Ich war weitaus mehr an der Antwort auf die zweite Frage interessiert, denn die Cola drängte immer mehr ins Freie.
    Er dachte nach. »Moment. Ich hab’s gleich. Rolf irgendwie. Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Rolf Verdoehl war sein Name, mit oe und h. Und das stille Örtchen finden Sie auf dem Flur hinten links.«

V
     
    „Niemals!“, rief Camilla mit vor Empörung bebender Stimme und stampfte dabei so entschlossen mit ihrem zarten Füßchen auf, dass Dodger, seit Kindertagen als Familienhund bei den O’Haras, aus seinem geruhsamen Schlaf emporschoss und seine junge Herrin irritiert anblickte. „Denn du irrst, Richard! Ja, du irrst! Und ich werde es dir beweisen!“
    Dieser lächelte abschätzig, was seinen jugendlichen, noch ein wenig unfertigen Zügen gar nicht bekam.
    „Du bist eine kleine, überaus süße Träumerin, Camilla O’Hara. Kein Schwarzer wird jemals lesen oder schreiben können. Keiner, glaube mir.“
    Die Luft zwischen ihnen flimmerte auf der Veranda der alten Südstaatenvilla, doch das mochte auch an der Hitze und an der hohen Luftfeuchtigkeit liegen, die hier in South Carolina herrschten.
    Camilla, bezaubernd anzusehen in ihrem roten Musselinkleid, das ihre schlanke Taille auf das Vorteilhafteste betonte, musterte ihren Jugendfreund in der schmucken Uniform eines Leutnants der Südstaaten kalt. Richard Butler war mit seinen knapp achtzehn Jahren ja völlig verbohrt und benahm sich wie ein alter, unbelehrbarer Mann! Was hatte sie bloß je an ihm gefunden!?
    „Weil man sie nicht lässt, Richard, und niemand es ihnen beibringt. Daran liegt es. Du wirst es sehen“, schleuderte sie ihm mit vor Verachtung triefender Stimme entgegen.
    Na, wenn das kein mitreißender Anfang war!
    Manche Redakteure schätzen es, wenn das Exposé mit einer Textprobe angereichert wird, damit sie sich einen Eindruck von der Schreibe verschaffen können. Obwohl sie die eigentlich seit zehn Jahren kennen. Aber vielleicht sind die Guten ein wenig vergesslich, oder es gilt wieder einmal, einen wegen sinkender Verkaufszahlen ausgetauschten Chefredakteur von der Brillanz des Romans zu überzeugen. Mir war das wurscht. Dann sollten die Schnückelchen eben auch das bekommen. Kein Problem.
    Schwungvoll tippte Vivian den Rest des ergreifenden Dramoletts in die Tasten, las das Ganze noch einmal in Hinblick auf die geheimnisvollen Regeln der neuen Rechtschreibung durch, versuchte dabei ehrlichen Herzens ihr Bestes und war anschließend selbst ganz gerührt, was den Sülzheimer betraf. Wirklich, die Geschichte hörte sich rund und flüssig an, besonders natürlich gegen Ende, das heißt nach sechs bis zehn Folgen, wenn der nunmehr zum Manne gereifte Richard vor seiner Camilla auf die Knie fällt und sie mit vor Rührung brüchiger Stimme um ihr kleines Patschhändchen bittet. Er hat im Laufe der Handlung begriffen, dass die Hautfarbe beim Lesen- und Schreibenlernen Pipifax ist und Kriege sich

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