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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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Verantwortung gesagt, und dass es ihre Pflicht sei, den Jungen zu sich zu nehmen. Na ja, und irgendwie hatte sie damit schon recht, nicht? Sie war die einzige Verwandte, weil das Kind keinen Vater hatte. Den kannte man nicht. Aber einfach war es nicht.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Das zu sagen, fiel mir wirklich nicht schwer. Ein Kind wirbelt nun einmal alles durcheinander – vom Freundeskreis und den Gesprächsthemen über die Essgewohnheiten bis hin zum Schlafrhythmus sowie dem Heiligen Abend. Alles, und wer etwas anderes behauptet, outet sich als jemand, der keine Ahnung hat. »War da vielleicht irgendwer, der Hauke nach dem Tod seiner Mutter ebenfalls zu sich nehmen wollte? Eine Freundin möglicherweise?«, tastete ich mich behutsam vor.
    »Nee, glaube ich nicht. Greta hat jedenfalls nichts davon gesagt. Hätte mich auch gewundert, denn es war schwierig mit dem Jungen. Von Anfang an. Kein Stehvermögen, der war so ein Verpimpelter, wissen Sie.«
    Alter Macho. Arthur Bebensee wirkte auch nicht gerade wie ein vor Gesundheit und Fitness strotzender Kraftprotz, der mit Eisenbahnschienen jonglierte. Doch ob er das selbst so sah? »Hauke war also oft krank?«, ermunterte ich ihn stattdessen brav, seine Einschätzungen weiter zum Besten zu geben.
    »Und wie«, knurrte Arthur düster. »Dauernd hatte der was. Immer rannte sie mit ihm zum Arzt. Als er zu uns kam, hat er oft geweint – na, das hab ich ja noch verstanden. Wir waren fremd für ihn, die Mutter fehlte, und das braucht einfach seine Zeit. Er hat schlecht geschlafen, und Greta ist deshalb immer viel mit ihm spazieren gegangen.«
    »Das hat ihm bestimmt gutgetan.«
    »Wie man’s nimmt. Normalerweise schon, ja. Doch einmal ist er direkt in einen Bärenklau reingerannt, Herkulesstaude heißt das Ding auch, glaube ich. Und da bekam sie es mit der Angst. Sagte ich ja, dass Hauke so empfindlich war, nicht? Denn als er in diese blöde Pflanze hineinlief, du liebe Güte, der sah danach aus, als hätte er sich verbrannt. Und Greta ist mit ihm von Pontius zu Pilatus getrabt, damit das besser wird. Weil er doch noch mehr geweint hat als sonst. Auch nachts. Und damals brauchte ich noch meinen Schlaf.«
    Dass der Riesen-Bärenklau gefährlich für Allergiker und empfindliche Menschen ist, hatte ich auch schon des Öfteren gelesen, mich aber, um ehrlich zu sein, immer ein bisschen darüber mokiert, weil ich die Artikel bislang für maßlos aufgebauscht hielt; mehr ein Sommerlochthema, um die Seiten zu füllen.
    »Aber das ist bestimmt auch nicht interessant für Sie, oder?« Es schwang wenig Hoffnung in seinem Ton mit, und ich musste ihm recht geben. Dass ich ihn durch das Erzählen solcher Geschichten und Erinnerungen grundsätzlich zum Reden bringen wollte und mir deshalb noch mehr Unwichtiges angehört hätte, verschwieg ich natürlich.
    Arthur Bebensee kam als Hauke-Rächer jedenfalls nicht infrage. Greta hatte mit ihrer Einschätzung durchaus richtig gelegen. Er hatte den Jungen nicht geliebt; gemocht vielleicht irgendwann, aber geliebt auf keinen Fall. »Sie sind seit Ihrer Scheidung ziemlich einsam?«, wagte ich mich nach einem Blick auf die Uhr deshalb gleich an das nächste Thema. In eineinhalb Stunden wollte ich bei Thomas sein. Und wir gehörten beide nicht zur Fraktion der Unpünktlichen.
    »Ja«, gab er ohne Umstände zu, »mir rennen die Leute nicht gerade die Tür ein. Aber wenn Sie glauben, ich wäre deshalb immer noch böse auf Greta, dann sind Sie schief gewickelt. Ich pflege niemanden per Telefon zu bedrohen.«
    »So meinte ich das nicht.«
    »Und wie meinten Sie es dann?«
    Gute Frage. Vielleicht hatte ich es doch genauso gemeint.
    »Hören Sie!« Arthur Bebensee beugte sich vor, sodass ich die Borsten im rechten Mundwinkel, die der Rasierer heute Morgen verschmäht hatte, genau zählen konnte. Es waren fünf. »Es hat meines Wissens niemanden gegeben, der Hauke abgöttisch geliebt oder Greta abgrundtief gehasst hat. Der Tod des Jungen ist tragisch, das wird jeder normale Mensch begreifen. Aber damit ist dieses Thema auch durch. Nein, den Grund für diese Anrufe müssen Sie später suchen. Nach meiner Zeit. Sie graben an der falschen Stelle. Greta ist ein liebenswerter Mensch, der im üblichen Rahmen hin und wieder Ärger mit anderen Leuten hatte. Mehr war da nicht. Es bringt doch nichts ein, wenn ich Ihnen erzähle, dass Hauke den neuen Teppich der Nachbarin vollgekotzt hat. Klar war die nicht sehr erfreut, aber so etwas passiert halt. Nudeln

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