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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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Witterungsverhältnissen und nicht an der Kilometer um Kilometer näher rückenden Verkehrssünderkartei lag.
    Als ich nach eineinhalb Stunden Fahrt den Stadtrand erreichte, hielt ich an einer rot-weißen Pølserbude, um mir zur allgemeinen Stärkung sowie zur Einstimmung auf Arthur Bebensee eine blassrote Wurst im Brötchen mit Senf, Ketchup, Mayo, Gurkenscheiben und Röstzwiebeln zu gönnen und um mich kurz auf dem Stadtplan zu orientieren. Bebensee wohnte etwas außerhalb der Stadt, in einer monotonen Eigenheimsiedlung, die vor circa dreißig Jahren aus dem Boden gestampft worden sein musste. Bungalow reihte sich an Bungalow, samt Glasbausteinerker, stiefmütterlicher Blumenschale aus Waschbeton sowie akkuratest geschnittener Koniferenhecke. Nummer 52 lag mittendrin.
    Ich hatte mich vorher telefonisch angemeldet; Arthur sei zwar fast immer zu Hause, wenn er sich nicht grundlegend verändert habe, hatte Greta gemeint, doch er schätze es ganz und gar nicht, wenn jemand unangemeldet in sein Heim einzudringen wünsche. Der Mann entsprach immer mehr der Vorstellung, die ich mir schon immer von einem Buchhalter gemacht hatte.
    Er öffnete die Tür, kaum dass ich meinen Finger vom Klingelknopf genommen hatte. Ein Lauerer war er also auch noch.
    »Herr Bebensee? Ich bin Hanna Hemlokk.«
    »Kommense rein.«
    Er neigte offenbar nicht zu Überschwänglichkeiten, obwohl er sich sichtbar bemüht hatte, für den Besuch einigermaßen ordentlich auszusehen. Das Hemd war frisch, die Haare waren gewaschen und nicht in Altmännermanier an den Schädel gefettet, nur am Gesichtsausdruck hatte er auf die Schnelle nichts ändern können: Der war griesgrämig geblieben. Und das breitflächige Gesicht besaß die teigige Farbe eines Menschen, der sich selten im Freien aufhält.
    »Wollense ’ne Cola?«, fragte er im Wohnzimmer.
    »Gern. Danke«, erwiderte ich liebenswürdig. Ich mag keine Cola. Mir ist das Zeug viel zu süß. Aber was tut man nicht alles, um einen potenziellen Informanten bei Laune zu halten. Er schlurfte hinaus  – dabei war er erst fünfundfünfzig, wie ich von Greta wusste –, und ich ließ mich in einen überdimensionalen Polstersessel von undefinierbarer Farbe fallen. Grünlich-bräunlich mit einem Stich ins Gelbliche.
    »Hat alles noch Greta ausgesucht«, bemerkte mein Gastgeber, als er die Cola samt Glas vor mich hinstellte. »Ich hab nicht viel verändert, seit sie gegangen ist.«
    »Ah ja«, äußerte ich verständnissinnig und schenkte mir ein, während ich überlegte, wie ich elegant den Anfang machen könnte. Langsam sollte ich mir vielleicht wirklich ein paar Standardsätze überlegen, das würde so manches erleichtern, denn Arthur Bebensee, der mir gegenüber auf der zum Sessel gehörigen Couch Platz genommen hatte, kam mir vor wie eine uneinnehmbare Festung.
    Ich musterte ihn unauffällig über mein Glas hinweg. Er schien die Ruhe wegzuhaben, wirkte keineswegs nervös. Und seine Stimme besaß ebenfalls keine Ähnlichkeit mit der des Anrufers, soweit ich mich erinnern konnte. Die war glatter gewesen, lebhafter und geschmeidiger und sogar trotz des Taschentuchs deutlicher in der Artikulation. Gretas Ex-Gatte Nummer eins nuschelte hingegen ein wenig und verschluckte Silben.
    Er genehmigte sich einen tiefen Zug aus der Flasche, ließ das schwarze Gebräu die Kehle hinunterrinnen, unterdrückte mannhaft einen Rülpser und sagte: »Greta hat also Ärger? Ja, davon hat sie mir am Telefon kurz erzählt. Aber ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen da helfen könnte. Wir sind bereits seit Jahren geschieden. Und so viel Kontakt haben wir seitdem nicht mehr. Sicher, hin und wieder rufe ich sie an, und seitdem das mit dem Jungen passiert ist, auch schon mal öfter, weil sie mir leidtut. Oder manchmal lade ich sie zum Essen ein, damit sie mal rauskommt. Aber sonst …«
    Eine derartig lange Rede dürfte dieser Mann seit Urzeiten nicht mehr gehalten haben. Plötzlich bedauerte ich ihn. Männer sind ja oft keine Sozialtiere. Das erledigen die Frauen für sie. Und wenn die persönliche Kontaktpflegerin dann irgendwann aus irgendeinem Grund, der dem maulfaulen Eheliebsten meist bis zum Schluss und auch noch darüber hinaus rätselhaft bleibt, geht, lässt sie oftmals einen Brummelbären zurück, der sich immer weiter vergräbt und die Zähne immer weniger auseinanderkriegt. Als habe er das mit der Haftcreme für seine Dritten falsch verstanden: Nicht zwischen die Lippen gehört die gequetscht, sondern auf die Platten

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