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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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und dann ran an den Gaumen.
    »Sie wird bedroht«, erklärte ich Arthur und machte ihn überblicksartig mit den wesentlichen Fakten bekannt.
    Er wirkte betroffen und völlig überrascht. »Wie gesagt, das mit Hauke habe ich selbstverständlich gewusst. Es stand ja in allen Zeitungen«, murmelte er. »Hat sie natürlich schwer mitgenommen. Hat den Jungen regelrecht vergöttert nachher.«
    »Ja«, bestätigte ich.
    Er strich sich gedankenverloren übers Kinn. »Ich hab noch überlegt, ob ich sie gleich ganz direkt anläuten soll, als es passiert ist. Aber dann hab ich es gelassen.« Er nahm einen stärkenden Schluck. »Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Deshalb habe ich eine ganze Woche gewartet.«
    Es war nicht unbedingt die feine Art, doch ich verstand ihn. Diese Hilflosigkeit war wirklich schwer zu ertragen.
    »Aber wer sie jetzt anruft«, fuhr er fort, »und sie bedroht, nein, dazu kann ich Ihnen nichts sagen.«
    »Das ist mir klar«, beruhigte ich ihn. »Doch ich brauche zunächst ganz allgemeine Informationen, verstehen Sie? Wer hat Hauke gemocht oder gar so geliebt, dass er ihn jetzt auf diese seltsame Art rächen will?«
    Arthur Bebensee verschluckte sich, sodass er erst nach einer Weile krächzen konnte: »Meinen Sie das wirklich ernst? Das ist doch Unfug!«
    »Möglich«, pflichtete ich ihm bei. »Trotzdem muss ich dieser Frage ebenso nachgehen wie der, wer Greta möglicherweise dermaßen verabscheut, dass er ihr so etwas antut.«
    »Dunnerlüttchen!« Er untermalte seine Äußerung mit einem äußerst skeptischen Blick in meine Richtung. »Wer sind Sie eigentlich genau? Eine Freundin von Greta, oder? Aber Sie sagten doch am Telefon, dass –«
    »– ich als Privatdetektivin arbeite. Ja, das tue ich auch.«
    Daran zweifelte er. Und zwar heftig. Ich sah es ihm deutlich an.
    »Na ja …«, bemerkte er schließlich gedehnt. Nicht einmal seine Cola rührte er jetzt mehr an.
    »Na ja – was?«, erkundigte ich mich freundlich. Ein Arthur Bebensee stellte mich und meine kriminalistischen Fähigkeiten nicht infrage! Nur weil er aussah wie ein Buchhalter und sich auch so benahm, konnten andere ja wohl als buntere Vögel durch die Welt flattern. Er ließ sich jedoch nicht von seiner Ansicht abbringen: »Sie wirken gar nicht so«, kam es auch prompt.
    »Und Sie gucken zu viele Krimis.«
    Er stutzte kurz, dann huschte ein breites Grinsen über sein Gesicht. In diesem Moment wirkte er fast sympathisch. Und gar nicht mehr so griesgrämig und zugeknöpft. »Stimmt«, meinte er dann und lehnte sich entspannt zurück. »Also gut, schießen Sie los, Jerry Cotton.« Das passte. Zwar nicht zu mir, aber zu ihm.
    »Was war Hauke für ein Kind?«, begann ich lächelnd, um zu demonstrieren, dass ich seinen Scherz witzig fand.
    »Hauke?« Er klang ratlos. »Aber der ist doch tot.«
    »Das weiß ich.« Ich war ganz die Ruhe selbst. »Aber wie ich bereits erklärt habe, benötige ich Informationen, um mir ein möglichst umfassendes Bild von der Gesamtsituation und von Gretas Leben zu verschaffen.«
    »Ach so. Natürlich. Na ja, er war eher unauffällig, der Hauke, würde ich sagen.«
    Also so ein bisschen wie du. Fast wäre es mir herausgerutscht, doch nur fast, denn man ist ja schließlich keine Anfängerin mehr. »Aber ich habe damals voll gearbeitet.«
    »Bei Beate Uhse.«
    »In der Buchhaltung. Da hat sich einiges geändert, seit die sich Richtung Berlin orientiert haben. Konnte man ja überall in den Zeitungen lesen. Alles umstrukturiert, und für die Alten war kein Platz mehr. Überall nur Betriebswirte unter fünfunddreißig. Danach gehörst du zum alten Eisen. Schrott halt. Da hat unsereins keine Chance.«
    »Das ist bitter«, stellte ich sachlich fest.
    Er stand auf, ging zur Schrankwand und öffnete das Barfach. Es war voller Chipstüten. Greta hatte wirklich nicht übertrieben, als sie ihren Exgatten als kulinarischen Rohrkrepierer beschrieb. »Hier. Die sind mit Paprika und besonders gut. Greifen Sie ruhig zu. Ich hab mehr davon.«
    »Danke.« Sie schmeckten tatsächlich, obwohl sie garantiert einen Durst verursachen würden, als habe man einen zehntägigen Marsch durch die Sahara hinter sich. Doch wir kamen uns langsam näher, und das allein zählte.
    »Aber das ist alles so lange her und interessiert Sie doch sicher nicht. Hauke. Der Junge. Tja …« Er dachte angestrengt nach. »Also, begeistert war ich anfangs nicht gerade, als Greta mit ihm ankam, falls Sie so etwas meinen. Aber sie hat was von

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