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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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zweiten Becher war es dann endgültig so weit.
    »Ist dir dieses Mal irgendetwas an der Stimme aufgefallen? Ist sie dir vielleicht sogar bekannt vorgekommen?«, fing ich bewusst vage an, um sie durch meine Fragerei nicht sofort auf Rolf Verdoehl zu bringen.
    »Nein«, flüsterte Greta und umklammerte ihren Teebecher so fest, als sei er ein Rettungsring. »Du hast sie doch auch gehört, Hanna. Ich weiß nicht einmal, ob es ein Mann oder eine Frau ist, die mich fertigmachen will. Sie klingt nur bedrohlich. Schrecklich bedrohlich, besonders wenn sie lacht oder von Hauke spricht. Aber ich habe es doch nicht mit Absicht getan. Wenn ich dieses Monstrum von Drachen bloß nie gekauft hätte und der Junge wieder –«
    »Das soll sie natürlich auch«, unterbrach ich sie ruhig. Es nützte nichts, wenn sie sich erneut in ihre Schuldgefühle hineinsteigerte. Ich mochte mir gar nicht ausmalen, was die Arme wohl Nacht für Nacht durchlitt, wenn unweigerlich die Dämonen kamen. »Dich in Angst und Schrecken zu versetzen, ist genau das Ziel des Anrufers.«
    »Ja«, stimmte sie mir leise zu, doch dann brach es aus ihr heraus: »Aber warum denn bloß, Hanna? Ich würde auf der Stelle mein Leben für Haukes geben, das kannst du mir glauben! Wenn ich seinen Tod ungeschehen machen könnte, würde ich es sofort tun! Und wenn ich nur dieses Bild vergessen könnte, wie der Drachen auf mein Kind … Das ist meine eigentliche Strafe, Hanna. Dieses Bild. Und die unendliche Schuld, die ich niemals loswerde. Weshalb begreift er das denn nicht?«
    Mir schnürte es die Kehle zu, und eine ganze Zeit lang schwiegen wir beide.
    »Greta«, fing ich sanft wieder an, »pass auf, du musst versuchen, dich zu konzentrieren. Entspann dich, so gut es eben geht, und bemüh dich, diese Stimme noch einmal zu hören. Ich weiß, dass es schrecklich für dich ist, aber anders kommen wir nicht weiter. Achte dabei auf Dialektfärbungen oder darauf, ob er vielleicht bestimmte Worte in charakteristischer Art und Weise ausspricht.«
    Greta schloss gehorsam die Augen, und ich betrachtete sie, wie sie klein, zusammengesunken, bleich und verkrampft dasaß und sich mühte. Wenn ich den Täter nicht bald fand, würde die Frau zusammenbrechen. Und zwar richtig. Da würde mit einer ambulanten Therapie bei Axel oder einem seiner Kollegen nichts mehr zu machen sein.
    Sie öffnete die Augen, und ich senkte verlegen meinen Blick. »Nein«, sagte sie bedauernd und ohne darauf weiter einzugehen, »ich habe nichts bemerkt. Es ist einfach … eine Stimme. Nicht tief, nicht hoch, sie kommt nicht aus Sachsen oder aus Hamburg, sie klingt nicht einmal gepresst, sondern irgendwie völlig neutral. Aber sie macht mir solche Angst.«
    »Rolf Verdoehl.«
    Die Nennung seines Namens hatte eine tolle Wirkung. Greta verzog abschätzig das Gesicht, schüttelte sich und wirkte plötzlich ungemein lebendig. »Ein widerlicher Kerl. Ich traf ihn und seine Frau heute Morgen bei Bäcker Matulke, wo ich in Ruhe meinen Kaffee trinken wollte. Natürlich hat er mich gleich angequatscht und –« Sie stockte, dann fiel der Groschen. »Du meinst, er ist derjenige welcher?«, keuchte sie.
    »Möglicherweise, ja«, bestätigte ich und erzählte ihr von Arthur Bebensees Bericht.
    »Aber das ist Jahre her, da hat Arthur doch recht«, wandte sie zweifelnd ein, als ich geendet hatte. »Und an dem Morgen war er ganz freundlich zu mir.«
    »Natürlich, seine Frau war ja schließlich dabei. Da gibt er sich keine Blöße.«
    »Meinst du? Und hältst du es für möglich, dass sie überhaupt nicht Bescheid weiß? Ich fand sie eigentlich ganz nett.«
    Ich nicht, aber ich hielt selbstverständlich den Mund. Überzeugt hatte ich Greta mit meiner These jedenfalls nicht vollends, aber zumindest besaß die Bedrohung jetzt ein Gesicht, was es für sie entschieden leichter machte.
    Doch als mein Telefon anfing zu klingeln, zuckte sie erschrocken zusammen. Es war Plattmann. Es fehlten schon wieder etliche Scheite. Wo ich denn bliebe? Und was ich gedächte, konkret dagegen zu unternehmen? Es sei doch wirklich furchtbar, dass heutzutage überall völlig ungeniert geklaut werde. Als ob der Begriff Eigentum gar nicht mehr existiere. Letzte Nacht hätten sie bei Peter Pankes alter Mutter eingebrochen und ausgerechnet das einzig wertvolle Stück, nämlich deren Hochzeitsbrosche, mitgehen lassen, die Verbrecher. Das greife immer mehr um sich. Und niemand täte etwas dagegen! Ich mmhte mitfühlend, und er schäumte weiter: Wenn das

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