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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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niemals lohnen, während sie dies in ihrer weiblichen Weisheit zwar schon immer geahnt hat, doch nun versteht sie alles ganz genau, und außerdem hat sie sich in der Zwischenzeit von einem entzückenden Wirbelwind mit Trotzköpfchen zu einer bildschönen jungen Frau gemausert. Auf die jeder Richard stolz sein kann. Weshalb er sie auch auf der Stelle zu ehelichen wünscht. Und sie nimmt an. Potzblitz.
    Kitsch pur. Und trotzdem war das Ganze zugleich ein flammendes Plädoyer für das Menschenrecht auf Bildung, und zwar für jedermann, gleichgültig, ob da jemand gestreift wie ein Zebra herumläuft oder hautfarbenmäßig eher zu cremigen Tönen neigt, zu welchem Kulturkreis einer gehört oder zu welchem Geschlecht. Marga wäre begeistert gewesen … nein, wäre sie nicht, denn der Süßlichkeitsfaktor war zugegebenermaßen doch ziemlich hoch. Na und! Dafür erreichte Vivian Millionen von Leserinnen und nicht nur die zwanzigeinhalb, die sich allmorgendlich durch die politisch korrekten Feuilletons der Gazetten graben.
    Äußerst zufrieden mit sich und der Welt gähnte sie genüsslich und gönnte sich noch eine Tasse eines wunderbar leckeren Earl Greys, während Hanna hinaus auf den See äugte. Der Blick war heute einfach traumhaft: Schaumkronen tänzelten auf dem freundlichen blauen Wasser, die Bäume am Ufer grünten mit Macht, und über uns allen zog hoch oben und fast nur noch als Punkt erkennbar ein Greifvogelpaar seine Kreise.
    Ich würde Greta als Dankeschön für ihren Südstaatentipp zu einem opulenten Mal einladen. Vorspeise, Hauptgericht, Nachtisch – und alles so richtig schön kalorienreich. Das würde der Armen bestimmt guttun; zum einen an sich, aber auch weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass meine Klientin zu den Menschen gehörte, um die sich jemand kümmerte. Im Gegenteil, sie kümmerte sich, und die anderen nahmen das je nach Laune entzückt, dankbar oder gnädig hin und zeigten sich gekränkt bis empört, wenn es mit der Kümmerei mal ein Ende hatte, weil die Kraft beispielsweise wegen mieser Drohanrufe fehlte. Ob sie sich für eine Lammkeule erwärmen konnte? Mit frischen Kräutern, Kartoffelgratin und Rucolasalat?
    Mein Magen reagierte jedenfalls prompt und fing erwartungsfroh an, geräuschvoll diverse Säfte zu produzieren. Ich brach das Gedankenexperiment deshalb schleunigst ab. Essenszeit war noch nicht, und daran hielt ich mich. Jedenfalls meistens.
    Der Abend und die Nacht bei Thomas waren schön gewesen. Ausnehmend schön, um genau zu sein. Begrüßt wurde ich stilvoll mit einem Glas Sekt und einem Kuss, was dazu führte, dass wir das eigentlich geplante Programm Programm sein ließen und es uns erst einmal im Schlafzimmer gemütlich machten.
    Er hatte lecker und liebevoll gekocht, und später, viel später sahen wir uns – bereits angenehm schläfrig – einen Olsenbandefilm an. Und der inspirierte Thomas zu dem Vorschlag, dass wir uns doch ein Ferienhaus in Dänemark mieten könnten, um dort eine Woche gemeinsam auszuspannen. Oh ja.
    Erst am nächsten Morgen teilte er mir ganz en passant mit, dass seine Tochter sich schon sehr gespannt gezeigt habe, wie ich denn so sei. Papas Neue. Mir wurde ein bisschen mulmig, doch Thomas beruhigte mich ganz lieb. Sarah sei ein tolles Mädchen und für ihr Alter, sie sei fast noch zwölf, erstaunlich reif. Die Scheidung ihrer Eltern sei deshalb schon lange kein Thema mehr für sie. Ich müsse also keinesfalls befürchten, einem muffigen Teenager gegenüberzusitzen, der seinen innig geliebten Papi mit Zähnen, Klauen und Hieben gegen den Eindringling in seinem Leben verteidigt. Am besten noch mit einer tierisch neugierigen bis total verletzten Mutti und Ex-Gattin im Hintergrund.
    Ich glaubte ihm, zumal er mir lachend versicherte, dass Zwist, »vom Kinde gesät« – Thomas fand Gretas Obama-Idee wunderbar und meine Titelverballhornung urkomisch –, bei uns nicht in die Tüte käme. Und bei näherer Überlegung erwies es sich vielleicht tatsächlich als gut, dass das Mädchen bereits mit ein bisschen Verstand gesegnet war und nicht mehr in jede Pfütze platschen musste, sobald es einer ansichtig wurde. Möglicherweise konnte man mit der jungen Dame also tatsächlich reden.
    Tja, das war also der eine Grund, weshalb es Hanna an diesem sonnigen Aprilmorgen derart gut ging und Vivian fabulieren konnte wie die Feuerwehr. Der andere war schlicht sensationell. Ich hatte nämlich einen weiteren Ermittlungsjob angenommen, was nichts anderes hieß, als

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