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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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Sie?«
    »Das wohl auch, aber in erster Linie sind Sie ein junger Mann, der sich einfach kümmert und nicht nur Dienst nach Vorschrift schiebt.«
    »Danke«, murmelte er verlegen, um im Weitergehen laut hinzuzufügen: »Was wiederum eindeutig für die Leidenschaft spricht. Ich bin nämlich ganz gern hier.«
    Ich nickte ihm zu und klopfte.
    »Ja, bitte! Es ist offen«, erscholl es gut gelaunt hinter der Tür, und ich drückte die Klinke hinab.
    Almuth saß in ihrem Sessel und hatte offenbar gelesen. Jetzt blickte sie auf, und Erstaunen zeigte sich auf ihren Zügen. »Na so etwas! Die Detektivin! Kommen Sie rein, kommen Sie rein! Sie mochten meinen Cognac, nicht wahr? Greta ist ja so ein alter Sauertopf und wird noch einmal richtig gesund ins Grab kippen. Mir ist es entschieden lieber, dass man mir mein Leben ansieht, wenn es so weit ist und der Sensenmann kommt.«
    Ganz meiner Meinung. Ich nahm Platz, während meine Gastgeberin zum Buffet eilte, um Gläser und die Flasche zu holen. Ich dankte im Stillen der Grundgütigen und meiner Weitsicht für das nahrhafte Fischbrötchen. Denn die gute Almuth schenkte nicht zu knapp ein.
    Wir prosteten uns zu und tranken. Der Cognac hatte nichts von seiner Qualität verloren.
    »Herrlich, nicht? Aber Sie sind wegen der Ratte hier, nehme ich an?«
    »Greta hat es Ihnen erzählt?«
    »Gestern Morgen. Sie rief mich an und wirkte immer noch reichlich aufgelöst, das arme Kind. Aber das ist natürlich auch kein Wunder. Da erlaubt sich wirklich jemand einen absolut geschmacklosen Scherz mit ihr.«
    »Wenn man denn so etwas überhaupt als Scherz bezeichnen kann«, wandte ich ein.
    »Nein, kann man wohl nicht«, stimmte sie mir nachdenklich zu. »Die Ratte offenbart eine Bösartigkeit, die ihresgleichen sucht. Es ist einfach widerlich, einem so ein Vieh auf die Fußmatte zu legen.«
    Sie genehmigte sich noch einen kleinen Schluck, mich dabei eindringlich aus hellwachen Augen musternd. Fabian hatte zweifellos recht: Die Frau war voll da und nicht im Mindesten tüdelig.
    »Ist Ihnen vielleicht doch noch etwas eingefallen, Frau Pomerenke? Was mir weiterhelfen könnte, meine ich.«
    Sie gab einen Ton von sich, der ihre Belustigung verriet. »Das ist mir schon klar, Kindchen. Doch ich muss Sie enttäuschen. Ich habe zwar brav nachgedacht, bin aber auf nichts gestoßen, was für Sie von Interesse sein könnte. Greta hatte meines Wissens keine Feinde.«
    »Das behauptet Frieder Gallwitz auch.« Ich bemühte mich bewusst um einen neutralen Tonfall. Doch den hätte ich mir schenken können. Almuth lachte hell auf und meinte sarkastisch:
    »Ach so. Und der hat Ihnen natürlich erzählt, was für eine schreckliche alte Frau ich bin. Die gute Frieda, so leicht zu durchschauen, ein schlichtes Gemüt und dabei so gemein und fies, wenn es darauf ankommt, selbst in strahlendem Licht dazustehen.«
    »Halten Sie ihn für krank, Frau Pomerenke?«
    »Wen, Frieda?«, fragte sie ehrlich verblüfft.
    »Er scheint Freude am Leiden anderer zu haben«, erklärte ich.
    »Nicht mehr als andere Leute auch«, konterte sie nüchtern. »Nein, die liebe Frieda ist zwar ein mieser Hund und ein Egoist reinsten Wassers, aber einen Dachschaden hat er meiner Meinung nach nicht.« Langsam dämmerte es ihr. »Sie meinen, er hat die Ratte vor die Tür … und die Telefonanrufe … Unsinn! Dafür ist der Mann viel zu faul!« Sie sagte das sehr bestimmt.
    Ich wagte es. »Er hält Sie für bösartig, Frau Pomerenke.«
    »Kann ich mir denken«, meinte sie daraufhin so trocken, dass es im Zimmer staubte. »Ihm passt es einfach nicht, dass ich lebe. Er hätte mich lieber tot gesehen. Schockiert Sie das, Kindchen? Nein? Das ist gut. Und nun ist Gallwitz der Überzeugung, ich schicke meiner Tochter erschlagene Ratten per Post, die dann auch noch in der Lage sind, sich selbst auszuwickeln?«
    Ich zögerte, doch was sollte es? Mit Vorsicht und Leisetreterei war ich bislang keinen Schritt weitergekommen. »Zu dem Zeitpunkt wusste er lediglich von den Anrufen. Und was die Ratte betrifft, gibt es schließlich Fabian. Er könnte sie in Ihrem Auftrag vor Gretas Tür gelegt haben.«
    Sie blieb bemerkenswert ruhig. Nur an ihren zusammengekniffenen Augen erkannte ich, dass sie getroffen war. »Den Jungen«, sagte sie schließlich sehr beherrscht, »lassen Sie gefälligst aus dem Spiel. Er ist ein gutmütiger Kerl und hat hoffentlich ein Alibi. Vielleicht könnten Sie mir aber netterweise verraten, weshalb ich meine Tochter mit Anrufen und

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