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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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Versuch war es schließlich allemal Wert. »Ich arbeite als Privatdetektivin«, teilte ich ihm leise mit. Und es klappte.
    »In echt jetzt?«, fragte er hochinteressiert. Das war doch einmal etwas anderes als überbordende Bettpfannen, kleckernde Schnabeltassen und stinkende Windeln.
    »Total in echt jetzt«, bekräftigte ich ernst.
    »Um was es geht, dürfen Sie sicher nicht verraten, oder? Erbstreitigkeiten vermutlich. Na, sie hat nach Ihrem letzten Besuch nichts gesagt, und ich frage dann auch nicht. Aber Frau Pomerenke wird Ihr Kommen freuen. Sie ist nämlich noch ziemlich gut erhalten und hat noch überhaupt kein bisschen Aussetzer. Eigentlich gehört sie gar nicht hierher. Aber na ja … Sie ist jedenfalls in Ordnung«, setzte er treuherzig hinzu, »falls sie ein Führungszeugnis braucht, meine ich.«
    Eigentlich wäre ich eher an deinem Alibi interessiert, dachte ich, hielt jedoch den Mund. Für so eine Frage war es entschieden zu früh. »Sie mögen sie, nicht wahr?«, wollte ich stattdessen wissen.
    »Ja, tue ich«, bestätigte er, »obwohl sie diesen absolut scheußlichen Nippeskram auf ihrer Kommode stehen hat. Aber man ist ja tolerant.«
    Den letzten Satz äußerte er ganz ernsthaft, trotzdem war klar, dass er sich und mich verulken wollte. Den Spaß konnte er haben.
    »Eine bewundernswerte Eigenschaft«, bemerkte ich lobend, »und in diesem Fall tatsächlich vonnöten.«
    »Ja, nicht? Nein, aber im Ernst, ich mag Frau Pomerenke, weil man mit ihr reden kann. Wie gesagt, sie ist völlig klar im Kopf, und sie ist gescheit. Ich weiß nämlich noch nicht genau, was ich nach dem Zivildienst machen soll. Studieren? Aber klar, haben meine Eltern schließlich auch. Doch will ich das wirklich? Und wenn ja, stehen Archäologie und Betriebswirtschaft zur Debatte.«
    »Oha«, sagte ich nur.
    »Ja, schwierig, nicht? Geld, Sicherheit, Zukunft oder aller Voraussicht nach brotlose Herzensangelegenheit?« Er seufzte, und alle Last dieser Welt kam in diesem einen Ton zum Ausdruck. »Und mit diesen ganzen neuen Abschlüssen wie Bachelor oder Master kenne ich mich überhaupt nicht aus.«
    »Und darüber sprechen Sie mit Frau Pomerenke?«, entfuhr es mir ungläubig. Wenn sie da Einblick hatte, waren ihr noch ganz andere Dinge zuzutrauen.
    »Nee. Wir bereden eher die Sache mit dem Geld und der Herzensangelegenheit.«
    »Und was sagt sie dazu?« Ich war wirklich neugierig, schließlich verrät eine solche Stellungnahme ziemlich viel über einen Menschen.
    Irgendwo klapperte eine Tür, und Stimmen ertönten. Die eine eindeutig ärgerlich, die andere beschwichtigend. Fabian schüttelte bloß den Kopf. »Die beiden streiten sich immer. Wenn die das nicht mehr könnten, wären sie garantiert übermorgen tot.« Er lachte. Dieses Mal klang es völlig humorlos. »Manchmal ist das richtig wie im Kindergarten hier. Aber das interessiert Sie natürlich alles nicht. Frau Pomerenke ist ja auch ganz anders. Sie plädiert in meinem Fall für die Leidenschaft, auch wenn es nach dem Studium finster aussehen sollte. Aber erstens ändern sich die Zeiten ständig und damit die Bedingungen, sagt sie, und außerdem soll ich mir klarmachen, dass ich mit dem Fach wahrscheinlich mein ganzes Leben auskommen muss. Brauchen Sie vielleicht einen Assistenten?«
    Es klang hoffnungsfroh und verzagt zugleich, und ich hätte ihm fast die pickelige Wange gestreichelt. Denn schwupps, da war sie, meine Chance.
    »Ich sage Ihnen Bescheid, wenn das der Fall ist, Fabian. Ehrenwort. Aber mit dem Schichtdienst hier dürfte der Job als Dr. Watson nicht leicht vereinbar sein.«
    »Ich könnte tauschen«, beteuerte er eifrig.
    »Immer? Und von einer Stunde auf die andere?«
    »Nein, das wohl nicht«, gab er zögernd zu.
    Ich lächelte ihn an. Pfui Deibel, Hemlokk, ein halbes Kind auf diese Tour auszuhorchen. »Tja, ich kann meine Fälle bedauerlicherweise nicht nach Ihrer Vormittags- oder Nachmittagsschicht lösen. Diese Woche …?«
    »… habe ich ab vierzehn Uhr Dienst.«
    Aha. »Und letzte Woche war demzufolge der Frühdienst dran?«, erkundigte ich mich zur Sicherheit.
    »Ja.«
    Also hatte er für die letzte Woche beruflich kein Alibi vorzuweisen und hätte Greta die Ratte sehr wohl im Auftrag Almuths vor die Tür legen können. Ich nickte ihm zu, verspürte jedoch das ebenso unsinnige wie dringende Bedürfnis, dem Jungen zum Ausgleich noch etwas Nettes zu sagen. »Sie sind für viele hier bestimmt ein echter Lichtblick, Fabian.«
    »Als Enkelersatz, meinen

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