Drachenjagd
und seufzte.
»Ja, und sie mag dich auch«, kicherte der Zwerg.
»Ja«, sagte Aidan verträumt, dem der sarkastische Unterton in der Stimme des Zwergs völlig entgangen war.
»Wir müssen sie retten«, sagte Aidan nach einer Weile.
»Wie meinst du das?«, mischte sich Shakrath ein. »Ich bin zwar ein Trollmagier, aber auch wir Magier reagieren empfindlich auf die Pfeile der Elfen.«
»So meinte ich das nicht. Wir werden Soreena morgen früh folgen und sie beschützen.«
»Hältst du das für eine gute Idee?«, fragte Shakrath mit einem Gesichtsausdruck, der nicht den geringsten Zweifel daran bestehen ließ, was er von Aidans Idee hielt.
»Ja«, nickte Aidan, eifrig jegliche Bedenken aus dem Weg räumend. »Wir müssen auf sie aufpassen, der Drache darf ihr kein Leid zufügen.«
»Pfff, würdest du das Gleiche sagen, wenn sie ein bärtiger Zwerg wäre?«, warf Bogothar eine Frage dazwischen.
»Natürlich«, entgegnete Aidan im Brustton der Überzeugung.
Der schweigsame Nordländer verschluckte sich beinahe an seinem Bier.
Soreenas Rettung
----
Kapitel 6
Am nächsten Morgen blickte Aidan lustlos in den wolkenverhangenen Himmel hinauf. Es war düster, die Sonne würde sich an diesem Tag wohl nicht blicken lassen. Der Geruch nach Regen lag in der Luft, in der Ferne rollte der dumpfe Donnerschlag eines heranziehenden Gewitters durch das Tal.
Aidans Laune stand dem bedrückenden Wetter in nichts nach. Mürrisch trottete er zur Taverne, da platschten die ersten Regentropfen geräuschvoll auf die ausgetrocknete Erde.
Die Tür der Schenke flog auf und Soreena marschierte mit grimmiger Miene heraus. Die mädchenhafte Art hatte sie abgelegt und gegen eine auf Hochglanz polierte Mithrilrüstung eingetauscht. Sie hatte den Bogen geschultert und den Köcher auf ihrem Rücken randvoll mit gefiederten Pfeilen gefüllt, an ihrer Hüfte hing eine verzierte silberne Scheide mit einem gebogenen Dolch.
Soreena hatte sich in eine stolze Elfenkriegerin verwandelt.
Naila, ihre schneeweiße Stute, stand fertig aufgezäumt an der Tränke. Soreena schwang sich schweigend in den Sattel, gab dem Pferd die Sporen und preschte im Galopp auf und davon.
Kaum, dass sie außer Sichtweite war, kamen Shakrath und Bogothar angewankt – beide in voller Rüstung. Der Troll in einer fellgefütterten Lederrüstung, der Zwerg trug einen verbeulten Stahlhelm und ein viel zu weites Kettenhemd, das bei jedem Schritt hörbar rasselte. Bogothar gähnte und riss dabei den Mund so weit auf, dass Aidan befürchtete, er würde sich den Kiefer ausrenken. Shakrath starrte müde ins Nirgendwo.
»Da seid ihr ja endlich, los, los, wir müssen Soreena folgen«, drängte Aidan voller Ungeduld.
»Was? Sie ist schon aufgebrochen?« fragte der Zwerg und stierte ihn ungläubig an. Als ein Regentropfen auf seinen Helm fiel, rümpfte er die Nase und sah nach oben. »Und dann auch noch bei diesem Wetter ...«
»Ja, sie ist wie ein Pfeil davon geschossen, ihr habt sie gerade verpasst. Sie konnte es gar nicht erwarten, in ihren Untergang zu reiten.«
»Die holen wir nicht mehr ein. Sie hat ein Pferd, wir haben nur unsere Füße«, brummte Bogothar und sah an sich herab. »Vielleicht sollte ich mich wieder ins Bett legen.«
Shakrath zwinkerte dem Zwerg tückisch zu, ein hämisches Grinsen stahl sich in sein Gesicht. Bevor Bogothar wusste, wie ihm geschah, packte Shakrath den zappelnden Zwerg und setzte ihn sich auf die Schulter.
»Beim Barte der Urmutter, das wirst du mir büßen, du stinkender Troll«, protestierte der Zwerg. Shakrath lachte, packte Aidan am Arm und zerrte ihn mit.
So schnell ihre Füße sie trugen, eilten sie zur Drachenhöhle. Der Troll legte ein beachtliches Tempo vor, das sogar Aidan nur mit Mühe und Not mithalten konnte. Alle paar Schritte schickte er ein Stoßgebot zu den Göttern, dass sie nicht zu spät kamen, dass Soreena am Leben war und keine verhängnisvolle Dummheit begangen hatte.
Keuchend und prustend erreichten sie den Abhang vor der Drachenhöhle. Shakrath setzte den Zwerg ab, der wacker und ausgeruht den Berg hinaufkletterte, als ob nichts geschehen wäre. Als er die beiden nach Luft japsenden Gefährten sah, trieb er sie an: »Kommt schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Worauf wartet ihr denn, ihr Faulpelze?«
»Pass bloss auf, wenn ich dich in die Finger kriege«, keuchte Aidan, doch Bogothar war schon außer Reichweite.
Sie fanden Soreenas Pferd in einem geschützten Waldstück an einem Baum angebunden vor,
Weitere Kostenlose Bücher