Drachenjagd
von der Elfe fehlte jede Spur. Der Schimmel bäumte sich auf und rollte mit den Augen, als er den Troll sah. Bogothar sprach sanft auf das zitternde Tier ein, bis es sich wieder beruhigte.
»Die Stute sollte weggeschafft werden, sonst wird sie ebenfalls gefressen, wie unsere Tiere damals«, wandte Shakrath ein.
»Du hast recht«, sagte Aidan. »Freiwillige?«
»Hier«, meldete sich Bogothar gönnerhaft. »Vor dem Troll hat das arme Tier eine Heidenangst und Prinz Aidan muss seine erlauchte Prinzessin retten. Er hat keine Zeit, sich mit einem unwichtigen Ross aufzuhalten. Dafür ist der Zwerg gut genug.«
»Nimm dir nicht zu viel raus, mein Freund«, knurrte Aidan und klopfte mit der Faust auf den Helm des Zwerges.
»Bring das Pferd zum Friedhof und warte dort auf uns, wir kommen mit Soreena nach, sobald wir sie gefunden haben«, sagte Shakrath.
»Verstanden«, sagte Bogothar und streckte sich, um die Zügel vom Ast zu lösen. Dann führte er den Schimmel vorsichtig den Abhang hinab. Aidan musste unwillkürlich lächeln, als er das ungleiche Paar sah.
Der Zwerg reichte der Stute nicht einmal bis zum Sattel.
Sobald er außer Sichtweite war, schlichen Aidan und Shakrath weiter, huschten von Deckung zu Deckung, bis hinauf zum Eingang der Drachenhöhle. Der Regen hatte die Erde des Abhangs in Matsch verwandelt, was das Vorwärtskommen erschwerte, bei jedem Schritt mussten sie aufpassen, dass sie nicht abrutschten. Ihre Kleidung war bis auf die Haut durchnässt und klebte widerwärtig am Körper fest.
Je näher sie dem Eingang der Höhle kamen, desto unruhiger wurde Aidan. Soreena war nirgends zu sehen, wo steckte diese leichtsinnige Elfe nur?
Aidan sah zu dem Troll, der seine unausgesprochene Frage zu verstehen schien.
Shakrath zuckte mit den Schultern und zeigte auf die Drachenhöhle, bestimmt war Soreena in die Höhle eingedrungen. Das bedeutete, dass der Angriff des Drachen jeden Augenblick erfolgen konnte.
Aidan nickte und sie schlichen weiter. Shakrath bereitete leise murmelnd einen Zauberspruch vor, Aidan zog das Schwert aus der Scheide und machte sich bereit für den Kampf. Sie pressten sich an die Felswand neben dem Höhleneingang, jeder auf einer Seite, und lugten vorsichtig hinein.
Dem fürchterlichen Gestank nach zu urteilen, musste der Drache in der Höhle sein. Shakrath wedelte mit der Hand in Richtung der Finsternis, zum Zeichen, dass sie hineingehen sollten.
Kaum, dass sie die Höhle betreten hatten und ein paar Schritte weit vorgedrungen waren, hörten sie das nervenzerreißende Kratzen von Krallen auf Fels.
Der Drache war erwacht und kam geradewegs auf sie zu.
Sie pressten ihre Körper dicht an den Felsen und blieben wie erstarrt stehen. Aidan hielt die Luft an und schloss die Augen. Drachen besaßen ein ausgezeichnetes Gehör und hörten selbst den leisesten Laut, nahmen jede noch so kleine Bewegung wahr. Er hoffte, dass auch Shakrath so geistesgegenwärtig war, keinen Mucks von sich zu geben.
Der Drache trottete gemächlich zum Ausgang der Höhle, bislang schien er die Eindringlinge in seinem Reich nicht bemerkt zu haben. Er streckte seinen gehörnten Kopf weit hinaus, riss das monströse Maul auf und schüttelte sich wie ein nasser Hund.
Aidan wollte Shakrath ein Zeichen geben, dass sie sich tiefer in die Höhle zurückziehen sollten, solange der Drache den Ausgang blockierte. Verwirrt starrte er auf die Stelle, wo der Troll soeben noch gestanden hatte. Er war verschwunden, hatte sich spurlos in Luft aufgelöst, als ob die Erde ihn verschlungen hätte.
Was hatte Shakrath vor?
Aidan durfte sich jetzt nicht ablenken lassen, und so konzentrierte er sich wieder auf den Drachen, der schnaubend aus der Höhle trat. Der schuppige Panzer war zum Greifen nahe, Aidan brauchte nur seine Hand auszustrecken, um das tonnenschwere Ungetüm zu berühren.
Mit aller Macht musste er diesen unwiderstehlichen Drang niederkämpfen.
Der Zweihänder zerrte zunehmend schwerer an seinen Armen und Aidan konnte ihn auch nicht in die Scheide zurückstecken, da er befürchtete, dass der Drache das Geräusch hören würde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis seine Arme erlahmten oder einen Krampf bekamen, dann war er dem Drachen hoffnungslos ausgeliefert. Schweißtropfen rannen seine Stirn hinab, schmerzhaft angespannte Muskeln zeichneten sich unter der dünnen Haut ab.
Da geschah das Unvermeidliche.
Aidan wusste nicht, ob er sich bewegt hatte, oder ob das Geröll unter seinen Füßen nachgegeben hatte, aber
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