Drachenjagd
sich doch in hohem Maße für die Zerstörung des Dorfes mitverantwortlich.
Nur Bogothar und Shakrath kicherten vergnügt, sie schlossen eine Wette ab, ob Aidan versehentlich in den Brunnen fiel oder ob er es schaffte, auf dem Rand stehen zu bleiben. Aidan warf den beiden einen grimmigen Blick zu, bis sie verstummten und schuldbewusst zu ihm aufschauten.
»Freunde«, rief er mit kräftiger Stimme, dann senkte er die Lautstärke etwas, denn selbst in seinen Ohren war es etwas zu laut gewesen. »Heute ist ein rabenschwarzer Tag für unser geliebtes Schwarzholm. Der Drache hat unsere Heimat ... unsere äh … neue Heimat verwüstet und wir stehen jetzt ohne einem Dach über dem Kopf da. Das wichtigste in dieser Situation ist, dass wir zusammenhalten und gemeinsam etwas gegen diese Bedrohung unternehmen. Wir könnten das Dorf wieder aufbauen, aber genauso gut könnte der Drache es innerhalb einer Stunde wieder zerstören. Wir werden niemals Ruhe vor diesem Teufel haben, solange er am Leben ist.«
Beifälliges Gemurmel unterstrich diese Aussage.
»Es ist an der Zeit, den Spieß umzudrehen. Lasst uns vereint die Waffen erheben und den Drachen töten. Ein für alle Mal, ohne Rücksicht auf den Preis, den uns dieser Kampf kosten mag.« Er hob seine Stimme, legte seine ganze Kraft in den nächsten Satz. »Steht auf, meine Brüder, und kämpft, dann wird der Sieg unser sein.«
Aidan stand da, die Arme zum Himmel gerichtet und wartete auf eine Reaktion. Die Schwarzholmer starrten ihn an, doch keiner sagte etwas.
»Und wie?«, fragte Soreena und trat vor die Menge, die Hände provokativ in die Hüfte gestemmt.
»Was, wie?«, fragte Aidan verdutzt.
»Es ist ja wunderbar, dass du dich hinstellst und schöne Reden schwingst. Aber hast du dir auch überlegt, auf welche Art genau wir den Drachen bekämpfen sollen?«
»Nun … äh … gemeinsam?« Aidan wurde rot. Das Gespräch nahm nicht gerade den Verlauf, den er sich vorgestellt hatte.
Jemand kicherte, verstummte aber abrupt wieder.
»Das ist alles? „Gemeinsam“, das ist dein ganzer Plan?« Soreena ließ sich nicht so leicht abwimmeln. »Bis zu diesem Tag hat niemand etwas gegen den Drachen ausrichten können, warum sollte es gemeinsam anders sein? Wenn er gegen Magie immun ist und Pfeile seinen Panzer nicht durchdringen können, dann werden Pfeile und Magie zusammen auch nichts bewirken können.«
Ein Raunen ging durch die Menge.
»Recht hat sie«, rief einer.
»Unsere Waffen sind wirkungslos«, rief ein anderer.
Und so ging es weiter. Selbst der schweigende Nordländer nickte zustimmend.
»Wartet, bitte«, rief Aidan beschwichtigend, da er sah, dass diese Diskussion zu nichts führen würde.
»Bitte, Freunde, hört ...«, doch niemand hörte ihm zu. Er zwängte sich durch die Menge und gab Bogothar ein Zeichen, ihm zu folgen.
»Ich hätte niemals gedacht, dass Helden derart stur sein können«, schimpfte Aidan verärgert, sobald sie etwas abseits waren. »Ich habe gedacht, wenn ich sie genügend motiviere, handeln sie von alleine, dass sie nur einen Schubser in die richtige Richtung brauchen, einen Ansporn. Aber ich habe mich wohl in ihnen getäuscht ...«
»Es sind Helden«, sagte Bogothar. »Sie sind Einzelkämpfer und nicht gewohnt, mit anderen zusammenzuarbeiten. Sie wissen es nicht besser, das darfst du ihnen nicht vorwerfen. Das Einzige, womit sie sich auskennen, ist, mit blank gezückter Waffe auf den Feind einzustürmen und ihn in Stücke zu hauen, wenn am Ende eine Belohnung für sie herausspringt. Für mehr sind sie nicht geschaffen. Du, Aidan, bist eine Ausnahme ...«
»Rede keinen Unsinn, Zwerg, ich bin nichts Besonderes, kein bisschen anders als sie. Bevor ich hierher kam, wusste ich nicht einmal, wie man Getreide anpflanzt, auch ich habe in meinen Leben nur das raue Kriegshandwerk erlernt.«
»Aber du hast die Fähigkeit, über dich selbst hinauszuwachsen. Du ergibst dich nicht einfach deinem Schicksal, so hoffnungslos es auch scheinen mag, sondern kämpfst mit aller Kraft dagegen an. Das ist es, was dich von denen da unterscheidet.« Bogothar deutete auf die lauthals diskutierenden und streitenden Kämpfer.
Aidan ließ den Blick in die Ferne schweifen und dachte über das nach, was der Zwerg ihm gesagt hatte, da kam ihm ein Gedanke. Noch war es nur eine Idee, ein kleiner Funke, aber vielleicht war es genau der Funke, der die Kraft hatte, das Feuer zu entzünden und einen Flächenbrand auszulösen. Er umarmte den verständnislos
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