Drachenkaiser
zwei Meter im Durchmesser, aber seine Bewegungen waren extrem schnell und gewunden, was Wu Li an seinen Herrn denken ließ; hell und angriffslustig fauchend kam er auf ihn zu.
»Halt! Nein, wartet, mächtiger Florin! Tut mir nichts!« Er sah die Kreatur vor sich und glaubte, seine letzte Stunde sei gekommen. Wassertropfen trafen ihn. »Tut mir nichts, bitte! Nie-Lung schickt mich!«, rief er rasch und reckte die Arme. Die Furcht brachte sein Herz zum Pochen. »Florin, hört Ihr? Nie-Lung sendet mich. Er ist in Amsterdam und möchte mit Euch sprechen!«
Der Drachenkopf, der ihn an den einer Muräne erinnerte, ruckte nach unten, und die Spitze eines Horns schwebte vor Wu Lis Nase. Du spielst schrecklich, Chinese.
»Ich … kannte Eure Vorlieben nicht, anbetungswürdiger Florin.«
£5 war das tiefe E gewesen, auf das ich normalerweise höre. Du hast mich fast wahnsinnig mit dem Gedudel gemacht. Florin schnaufte, und Wasser schoss aus den vier Nasenlöchern in Wu Lis Gesicht. Wer hat dir diesen Ort verraten?
»Eine von den Cornelissen-Schwestern. Die Überlebende des Überfalls.« Er berichtete dem Drachen von seinem Abenteuer in der Herengracht und der Verfolgung der Russin.
Ich weiß. Ich war dort und habe versucht zu verhindern, dass ihnen etwas geschieht. Florin wand seinen Leib mehrmals locker um den Mann. Die Schuppen waren leuchtend blau. Warum soll ich dir trauen?
»Wie könnte ich es wagen, einen Drachen zu belügen?«
Das soll ein guter Grund sein, dir zu glauben? Die Schlingen zogen sich zu und pressten die Luft aus Wu Lis Lunge. Dass Nie-Lung nach Amsterdam kommt, ist sehr töricht, nachdem er in Hamburg ein solches Feuerwerk veranstaltet hat. Jedes Kind in Europa hat von ihm gehört, und die Drachenjäger brennen darauf, ihn zu fangen. Eine solche Gelegenheit bekommt man nicht alle Tage.
»Es ging nicht anders, anbetungswürdiger Florin.« Wu Li fühlte sich in der drückenden, nassen Umarmung unwohl. Der Stoff sog sich voll, er konnte nur noch kurz atmen. »Der Läozi bittet Euch um ein Treffen außerhalb der Stadt, um Euch zu instruieren.«
Gut. Da gibt es eine blaue Windmühle, etwa drei Meilen nördlich von Amsterdams Toren. Dorthin komme ich um Mitternacht. Florin ließ von ihm ab und kroch zum Wasser. Ich werde wachsam und auf alles vorbereitet sein. Gluckernd versank er.
Mitternacht. Wu Li bewegte Arme und Beine, die Gelenke schmerzten durch die Umarmung leicht. Er schaute auf die Uhr. Jetzt brauche ich ein sehr schnelles Automobil, um rechtzeitig bei dem Läozi zu sein.
Nie-Lung erreichte die blaue Mühle kurz nach Mitternacht.
Wu Li hatte seinen Auftrag erfüllt, ihn über alles in Kenntnis gesetzt, doch in der Nacht eine blaue Mühle zu finden, war nicht einfach. Sein Diener hatte ihm die Richtung angegeben, zwei Gebäude hatten sich bereits als die falschen erwiesen.
Der Drache landete und sah Florin im selben Moment aus dem Kanal steigen, dessen Wasser das Mühlrad zum Laufen brachte. Rauschend schob die Strömung das Rad an, sodass es sich rumpelnd drehte. Schaum hatte sich durch das unentwegte Wirbeln auf dem Wasser gebildet und trieb kanalabwärts. Stampfende Geräusch drangen aus der Mühle und übertönten das Klappern und das Rauschen. Die Müller arbeiteten zu später Stunde, was auch immer sie mahlten.
»Ich grüße Euch, Florin.«
»Und ich Euch, edler Nie-Lung.« Beide verzichteten auf eine Verbeugung. »Ihr seid derzeit bekannter als jedes andere Wesen in Europa. Es ist ein Wagnis, sich mit Euch zu treffen, anstatt wie sonst Nachrichten auszutauschen.«
»Es ist besser so. Eure besten und ältesten Dienerinnen wurden ausgeschaltet«, gab Nie-Lung zurück, der es nicht einsah, sich Vorwürfe machen zu lassen. »Wisst Ihr, wem Ihr das zu verdanken habt?«
»Nein. Doch ich erforsche es. Es wird nicht lange ein Geheimnis bleiben. Amsterdams Augen und Ohren gehören mir. Das Wasser fließt überall und schwemmt Neuigkeiten und Informationen zu mir.« Florin züngelte. »Wir sind allein. Also sagt, was Ihr mir bestellen sollt.«
Wie unfreundlich du bist. Für jemand, der in Abwasser schwimmt, solltest du weniger eingebildet daherkommen. »Mein Herr hat mir befohlen, Euch wissen zu lassen, dass er von Euch Taten erwartet, nachdem er Euch in den letzten Jahrzehnten die vielen Zuwendungen erteilt hat: Geld, Waren jeglicher Art und Opium. Eine Gegenleistung ist fällig, die sich in den Plan einfügt.«
Florins Augen funkelten erwartungsvoll. »Mit größtem
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