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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hängt von den Erkenntnissen ab, die wir von einem gefangenen asiatischen Drachen erhalten.« Silena sah zu ihr, wie sie die vom Wind verwirbelten Haarsträhnen vor die verbrannte Stelle des Gesichts legte. »Neues von Cyrano?«
    »Nichts, was uns hilft«, erwiderte Leida ausweichend und sah hinauf zum Luftschiff. Sie wollte keine weiteren Fragen zu ihm gestellt bekommen.
    Der Lastencontainer schwebte aus dem Bauch der Ramachander. Die drei stiegen schweigend ein und wurden in die Höhe gezogen.
    Fayence starrte nach unten, zu den Drachenspuren. Er lehnte den Kopf gegen eine Eisenstrebe, seine Finger krümmten und öffneten sich. Er murmelte unentwegt Worte in einer fremden Sprache, als wolle er etwas Furchtbares heraufbeschwören.
     
11. Januar 1927, Bitche, Departement Moselle, Königreich Frankreich
    Eß ist also doch passiert! Vouivre befand sich tief im Herzen der Sandsteinfestung, die auf dem Berg über dem Städtchen Bitche thronte und die im Krieg 1870/71 den bayrischen Truppen so ausgezeichnet standgehalten hatte. Das hatte die Deutschen aber nicht daran gehindert, gegen den sogenannten Erbfeind Frankreich zu siegen.
    Nach dem Ende des Weltkrieges vor knapp zehn Jahren hatte er es geschafft, Fafnir sowohl das Eisass als auch Lothringen im Austausch für eine lächerlich geringe Summe wieder abzukaufen. Der deutsche Altvordere hatte dringend Geld in die untergehenden Kolonien pumpen müssen. Gebracht hatte es ihm nichts.
    Vouivre mochte die Gegend sehr, die deftige Küche und gute, einfache Weine bot. Er würde das Experiment wagen, Trüffeln anzubauen, um eine Alternative zum Perigoni zu haben. Den Keller der Festung hatte er in ein für sich angenehmes Refugium umgebaut, mit etlichen Annehmlichkeiten wie wärmenden Öfen, einem weichen Lager und einem vierfach gesicherten Raum, in dem er wichtige Nachrichten, Karten und Dokumente sowie Urkunden lagerte, die niemand sonst sehen durfte. Über einen Aufzug wurden ihm die Speisen hinabgelassen, sodass ihn niemand zu Gesicht bekam. Der Zugang erfolgte durch einen unterirdischen Gang, quer durch den Berg. Bitche war sein Tresor, hier lagerten Vergangenheit und die Voraussetzungen für die Zukunft.
    Und ausgerechnet die Zukunft bereitete ihm Sorgen.
    Eigentlich hatte Vouivre gedacht, dass er Trüffelgebiete in Italien und Österreich-Ungarn erhielt, bis er den Brief gelesen hatte, der ihn in seinen Vermutungen bestätigte: Im Osten gab es einen neuen Mitspieler, was die Machtverteilung in Europa anbelangte.
    Vouivre hielt in der rechten Klaue eine Mitteilung, die ihn sehr aufbrachte. Überschrieben war der Brief mit »Geschätzter Bruder«, und ihm fehlte jede Art des Respekts. Der Verfasser wagte es, sich auf eine Stufe mit ihm zu stellen, ohne ein Altvorderer zu sein!
    War die Anrede allein schon eine Frechheit und Anmaßung sondergleichen, so war dies der Inhalt noch mehr.
    Geschätzter Bruder,
    Du wirst erfahren haben, dass ich der neue Herrscher des Ostens bin und die Nachfolge von Gorynytsch angetreten habe.
    Ich brenne darauf, dich bald kennenzulernen, damit ich deine Glückwünsche entgegennehmen darf und wir auf eine friedliche Nachbarschaft trinken können.
    Lass mich dir sagen: Wir Mächtigen müssen zusammenhalten, wollen wir die Stabilität in Europa bewahren! Vor allem in Russland ist ein hartes Durchgreifen notwendig, um die revolutionären Kräfte in Schach zu halten. Ich habe dem Zarewitsch bereits ein entsprechendes Angebot unterbreitet.
    Von dir, geschätzter Bruder, erwarte ich, dass du Ruhe gibst und nicht versuchst, deinen Herrschaftsbereich auf meine Kosten auszudehnen. Mir ist allerdings zu Ohren gekommen, dass du das bereits getan hast.
    Ich nehme es dir nicht weiter übel, möchte jedoch in aller Form bekräftigen, dass ich Österreich-Ungarn für mich beanspruche und auch das preußische Reich mein Eigen nenne. Du magst hingegen glücklich mit dem restlichen deutschen Kaiserreich sein. Der kleine Verlust bedeutet kein Opfer für dich.
    Es soll dir gesagt sein, dass ich vor einer Auseinandersetzung mit dir nicht zurückschrecke, solltest du nicht geneigt sein, meine rechtmäßigen Forderungen anzuerkennen. Auch ich habe bereits Verbündete gefunden und um mich geschart.
    Auf bald!
    Tugarin
    Vouivre schnappte zu und wünschte sich, den Hals des Russen zwischen den Zähnen zu spüren. Aber es klickte nur laut, er biss in die Luft.
    Was weiß ich inzwischen von diesem Tugarin? Der Altvordere streifte durch den Keller, vorbei an den

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