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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gleichgültig.
    Zu dritt durchquerten sie das erste Stockwerk der Villa, eilten die Treppe hinab und liefen auf den Hof. Die Garagen befanden sich neben der Einfahrt.
    »Wären Sie so freundlich, Herr Fayence, und würden uns einen Wagen besorgen? Ich kann kein Automobil fahren.« Silena war es zum ersten Mal etwas peinlich. Sie war die beste Pilotin des deutschen Kaiserreichs, vermutlich die beste Europas und dennoch nicht in der Lage, einen Wagen zu steuern. Grigorij hatte sie schon damit aufgezogen, und sie hatte es immer lernen wollen.
    »Das wundert mich jetzt.« Fayences Gesicht sagte noch viel mehr, und er lief los. »Sie warten an der Treppe.«
    Silena blickte zu Müller, der sich die Augen rieb. Sie glaubte ihm die Geschichte, und schon dachte sie an Grigorij und das eigene Kind, das in ihr heranwuchs. »Ich bete, dass Ihrer Familie kein Leid geschieht«, sagte sie mitfühlend.
    »Danke. Ein frommer Wunsch.« Er schluckte. »Voss, diese Teufel! Nach außen hin geben sie beide die Gutmenschen, aber was ich alles erfahren musste, lässt mich vor denen erschaudern.« Er stockte und sah auf ihr Dekollete. »Ihr Hemd … leuchtet?«
    Sie holte den Talisman hervor. Der Splitter leuchtete gleißend und warnte sie vor einem Drachen, der sich in ihrer unmittelbaren Nähe befinden musste. Verflucht! »Müller, zurück ins Haus!«, befahl sie und riss die Tür auf. »Fayence! Achtung! Ein Drache ist hier!«
    Der Buchhalter duckte sich und sprang in die Villa, Silena schleuderte die Aktenkoffer hinterher. Ihnen durfte noch weniger etwas geschehen als dem Mann.
    Heftiger Wind kam auf, und ein Schatten senkte sich auf die Garage nieder. Silena sah, wie der goldene Drache mit seiner linken Kralle ein Loch in das Dach schlug und grünes Feuer hineinblies. Die smaragdfarbenen Lohen schössen zu den Fenstern und dem großen Tor hinaus; Benzindämpfe verpufften in großen Flammenbällen.
    »Fayence!« Das wird hart! Sie besaß keinerlei Waffen, die gegen Nie-Lungs goldenen Panzer wirken würden. Hoffentlich hatte der Ägypter diesen Flammenangriff überstanden. Durch welches Wunder auch immer.
    Der Drache sandte zwei weitere Lohen hinein. Knirschend gab das Dach unter seinem Gewicht nach. Er sackte nach unten und badete in Feuer und Funken. Die orangefarbenen Augen richteten sich auf sie, dann hörte sie seine Stimme im Kopf dröhnen. Das ist also die berühmte Frau, die einmal Großmeisterin Silena war. Es wird mir eine Freude sein, dich zu töten! Er schnellte aus den Trümmern hervor, reckte den Hals.
    Sie wusste, was das bedeutete, sprang zurück, schlug die Tür zu und stellte sich hinter eine Säule. Die Aktenkoffer zog sie schnell mit dem Fuß zu sich. »Deckung, Müller!«
    Die Wucht, mit der das sattgrüne Feuer gegen die Tür traf, riss die schweren Flügel aus den Angeln und schleuderte sie bis auf die andere Seite der Eingangshalle. Hitze brandete herein. Silena hielt die Luft an, damit die Lungen keinen Schaden nahmen.
    Durch ihre Ausbildung war sie in der Lage, ihre Ängste weit nach hinten zu schieben und kaltes Handeln in den Vordergrund zu rücken. Bodenkampf gegen einen Drachen. Dazu brauchte ich Brieuc und die anderen Drachenheiligen. Sie sah durch das Fenster nach der brennenden Garage. Darin lag Ahmats Schwert. Die einzige Waffe, die gegen den Geschuppten half. Oder?
    Vor der Tür erklang ein lautes Brüllen, ein zweiter Angriff folgte. Nie-Lung hob ab und landete auf dem Dach der Villa, wie sie aus dem Rumpeln schloss. Schläge erschütterten das Gebäude, Stuck platzte ab und krachte nieder.
    Durch die Für kommt er nicht. Er will uns von oben erledigen.
    Sie sah sich um. Die Lohen hatten einige der Teppiche in Brand gesteckt, den Marmor mit Ruß geschwärzt und zum Platzen gebracht. Das Glas einer Schrankvitrine war geschmolzen, der Inhalt erregte Silenas Aufmerksamkeit. Es waren Reißzähne, von der Länge und Dicke eines Fingers bis zu einem Unterarm, die in einer Halterung aus schwarzem Holz eingefasst waren. Drachenzähne! »Müller?«
    »Ja?«, kam es hinter der Treppe hervor.
    »Sehen Sie die Leiste mit den Zähnen drauf?«
    »Ja.«
    »Rennen Sie hin und schleudern Sie die zu mir.« Silena stellte sich an die Tür, wich einem herabstürzenden Stück Dekor aus. Ein rascher Blick hinaus zeigte ihr: Die Garage kokelte noch, kleine Flämmchen tanzten auf den Resten.
    Ein schleifendes Geräusch erklang, und die Leiste mit den Zähnen rutschte gegen ihren rechten Fuß. Silena fühlte sich an einen

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