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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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durfte. Zu ihrer Überraschung fiel ihr nur ein Mensch ein, auch wenn ihr die Wahl selbst ungewöhnlich vorkam. Warum nicht? Sie hat mir schon mehr als einmal geholfen.
    Silena ließ sich von der Vermittlung verbinden, da sie keine Nummer besaß, sprach schnell in den Hörer, was sich ereignet hatte, und bat darum, ein weiteres Telegramm an Leida zu senden: »Sie soll mit ihren Leuten zur Voss’schen Villa in Flensburg fliegen und sie stürmen. Wichtig ist: Sie soll mehr über die Manipulationen des Industriemagnaten herausfinden.« Zu gern hätte ich das selbst getan. Silena ließ ihre Gefangenen nicht aus den Augen, die stumme Zeugen ihres Tuns wurden; ab und zu stöhnte Weiß auf, die Hände umklammerten die Schusswunde, um die Blutung aufzuhalten. »Ich komme mit den Skyguards sofort nach. Haben Sie das alles verstanden?«
    »Ja, habe ich«, antwortete eine Frauenstimme aus dem weit entfernten München. »Sie können sich auf mich verlassen.«
    »Danke. Sie haben mehr als einen Gefallen gut bei mir!« Silena legte auf und fühlte sich etwas beruhigter, sofern man das in ihrer Lage überhaupt sein durfte. Ihr Blick fiel auf Müller, der ihr redewilliger als Weiß zu sein schien. »Wir sind unterbrochen worden. Was läuft hier mit der Manipulation der Wirtschaft?«
    Er schrak zusammen. »Oh … ich … Herr Voss…«
    »So, dass ich es verstehe, Müller.«
    »Wenn ich … grob zusammenfasse: Seit einigen Jahren haben die Herren Voss Papiere und Kredite in Umlauf gebracht, die nichts wert sind.« Er wirkte fahrig, die Pistole machte ihn nervös. »Alles diente dem Zweck, dass an einem bestimmten Tag diese Blase zerplatzen soll und die deutsche Börse zusammenbricht. Um bei dem Bild zu bleiben: Er hält die Nadel dazu in der Hand.«
    Silena hegte kein Mitleid, weder für Müller noch für den verletzten Weiß, der sich den Gürtel aus der Hose zog und die Wunde abband. Aus Furcht vor einer weiteren Kugel blieb er still.
    »Würde er dann nicht ebenfalls sein gesamtes Vermögen verlieren?«, überlegte Silena.
    »Ja, das würde er zu einem sehr großen Teil. Ich schätze, er hat aber eine Million Mark in Gold abgesichert.« Müller zuckte mit den Achseln. »Soweit ich weiß, arbeitet er mit einem Investor zusammen, der die Wertpapiere und Beteiligungsscheine an den deutschen Unternehmen für einen Spottpreis aufkaufen wird. Sie können sich denken, dass er davon einen größeren Nutzen haben wird als zum jetzigen Augenblick. Der Partner soll ihm die Leitung der Firmen überlassen.« Er nahm die Brille ab, putzte sie mit ungelenken Bewegungen. »Es ist alles bis ins Letzte vorbereitet. Der deutsche Aktienmarkt wird einbrechen und die Börse abstürzen lassen, wie es noch niemals da gewesen ist. Die schlimmste Wirtschaftskatastrophe seit Ende des Weltkriegs. Das wird viele Menschen um Lohn und Brot bringen.«
    »Und Sie unterstützen ihn dabei.«
    Müllers Gesicht verzerrte sich, dann brach er in Tränen aus. »Er hat meine Familie in der Gewalt«, schluchzte er. »Er hat gedroht, sie umzubringen, wenn ich ihm dabei nicht zur Hand gehe.« Er sah elend aus.
    Weiß rollte mit den Augen; ihn interessierte das Schicksal seines Arbeitskollegen nicht. Doch er schwieg noch immer.
    »Ich verstehe. Deswegen haben Sie gerufen, dass Sie nichts mit ihm zu tun haben.« Silena hasste es, dermaßen hilflos zu sein. Sie war auf ein Gebiet geraten, auf dem sie sich nicht auskannte und wo die Waffen andere als Flugzeug und Lanze waren. Aktien, Anleihen und Wechsel. Wie sollte sie etwas dagegen ausrichten können?
    Nur, indem ich Voss stelle. Sie sah auf die Aktenordner. Da sind die Beweise, um mich dem Kaiser gegenüber zu rechtfertigen. Die Anklage wegen Hochverrats ist ihm sicher.
    Die Tür öffnete sich, Silena legte an und sah Fayence mit dem Schwert in der Hand. Am Heft und an der Schneide hafteten noch mehr Blut. »Ich bin fertig«, sagte er. »Sie auch?«
    Er hat sie getötet, ohne dass ich einen Schuss gehört habe. Silena zeigte auf Müller, der daraufhin ein Stück mehr in sich zusammensackte. »Den nehmen wir mit, zusammen mit den Akten. Damit haben wir den Beweis, dass die Herren Voss Schlimmeres planen als das, was die Anschläge der Drachenfreunde bewirken könnten.« Silena wies den Buchhalter an, sich die Taschen mit den Ordnern zu schnappen. »Gehen wir. Draußen werden wir ein Automobil finden.« Sie riss die Leitungen der Telefone aus den Apparaten und ließ den verwundeten Weiß liegen. Er war ihr

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