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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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aufgehenden Sonne, Läozi.« Er hielt den Wisch halb in die Höhe und den Schopf noch immer gesenkt. »Wir haben Kunde von der roten Drachin.«
    Nie-Lung wand sich einmal um ihn herum und pflückte das Telegramm aus seinen Fingern. Ein Husten, ein Zucken, und die Kontraktion seiner Muskeln hätten ausgereicht, um Wu Lis Gedärme aus dem Mund sprühen zu lassen, doch der Chinese zeigte keine Furcht. Er vertraute ihm und war ergeben bis in den Tod. Der Drache las die Zeilen, züngelte und ließ den Schweif mehrmals hintereinander gleich einer Peitsche knallen. Ausgezeichnet! Unsere Spione haben also recht behalten. Das Officium Draconis hat gelogen!
    »So ist es, Läozi.«
    Nie-Lung gab den Mann frei. Er kringelte seinen Leib mehrmals vor Freude. Oh, wie sehr wünschte ich, diese gute Nachricht mit wilden Kreisen am Himmel feiern zu dürfen.
    »Läozi, das wäre…«
    Ich weiß, Wu Li, ich weiß. Unsere Tarnung. Ihm war nach einem lauten Jubelschrei, wenn er schon nicht zu den Sternen aufsteigen durfte, doch auch das verbot er sich. Die Tiere der Menagerie würden sonst in Panik verfallen und sich bei Fluchtversuchen selbst verletzen, während schwache Menschen in der Umgebung vor Schreck sterben könnten. Drachenschreie richteten verheerenden Schaden an. Das Harmloseste war, dass jegliche Milch stocken und sauer werden würde. Was nehme ich nur alles in Kauf?, dachte er seufzend.
    »Wie gehen wir weiter vor, Läozi?«
    Nie-Lung atmete tief ein, um zur inneren Ruhe zurückzufinden. Findet heraus, wo der Franzose steckt. Ich muss mich mit ihm treffen, und zwar rasch! Ich nehme an, dass es ihm nach Beistand dürstet. Er schnupperte. Sind alle Großaugen und Langnasen weg?
    »Ja, Läozi«, gab Wu Li zurück. »Ich habe den letzten hinausbegleitet.«
    Du bist dir sicher?
    Der Mann nickte.
    Nie-Lung fragte sich beiläufig, welch merkwürdigen Geruch er wahrnahm. Er konnte nicht einmal zuordnen, worum es sich dabei handelte, doch er passte nicht in die Umgebung und war fremd. Äußerst fremd, so wie chinesische Räucherstäbchen in einer Kathedrale. Schließlich wandte er sich wieder Wu Li zu. Räucherstäbchen in einer Kathedrale. Schließlich wandte er sich wieder Wu Li zu.
    »So sagen es unsere Augen und Ohren. Sie ist in ihrem angestammten Gebiet Großbritannien gesichtet worden, und wie es den Anschein hat, sucht sie nach einem Bullen, um sich zu paaren. Es wäre wohl an der Zeit.« Wu Li lächelte. »Sie ist eine mächtige Drachin, jetzt, wo nur sie und der Franzose von den Altvorderen übrig geblieben sind. Sie kann sich ihre Verehrer aussuchen.«
    Und wen hat sie in Schottland? Das steht nicht im Telegramm. Ist es einer, den wir für unsere Sache gewinnen können, mein treuer Wu Li?
    Der Chinese blickte unglücklich drein. »Die Schotten, Läozi, sind ein ganz besonderes Völkchen, und das gilt für deren Drachen nicht minder. Eher trocknet der Atlantik aus, als dass ein Schotte sich uns anschließt.«
    Nie-Lung schnaubte. Dann werden wir beweisen müssen, dass die Krallen eines asiatischen Drachen schärfer sind und präziser zustoßen als die eines jeden anderen. Er trabte zu einem verborgenen Durchgang, der hinaus in den Hof führte. Finde heraus, wo ich den Franzosen treffen kann. Mit ihm muss ich zuerst sprechen, bevor ich mich nach Schottland begebe.
    Er huschte hinaus in die kühle Nacht und blickte auf der Stelle in den Himmel. Es war bewölkt; einzelne Schneeflöckchen trudelten umher, als könnten sie sich nicht entscheiden, wo sie landen sollten.
    Die Tiere in den Wagen um ihn herum, mochten sie noch so wild und kräftig sein, verstummten beim Anblick des Drachen. So soll es sein. Ein Herrscher hatte sich ihnen gezeigt, der über den Menschen stand. Selbst die Einfältigsten unter ihnen wissen, dass wir die Krone der Schöpfung sind.
    Da! – Die unbekannte Duftnote drang wieder in seine Nase. Räucherstäbchen in einer Kathedrale. Gleichzeitig knurrten die Mähnenwölfe los und fletschten die Zähne, die sibirischen Tiger legten die Ohren an und grollten warnend.
    Wu Li! Nie-Lung hob den Kopf und sog die Luft tief ein. Wu Li, wir haben einen ungebetenen Gast. Und die Tiger sind hungrig. Wie passend. Er ging zu den Käfigen, in denen die mächtigsten Raubkatzen der Welt saßen – die im Vergleich zu ihm nichts weiter als harmlose Schmusetierchen waren. Zeigt mir den Eindringling, meine Schönen.
    Wu Li erschien auf dem Hof, umringt von vierzig Artisten und Arbeitern, die in den Händen Knüppel, Speere

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