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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und Schwerter trugen. »Läozi, überlasst ihn uns. Ihr solltet…«
    Eine knöcherne Lanzenspitze stieß zwischen einer schmalen Lücke zwischen den Wagen hervor und traf Nie-Lung unterhalb der rechten Schwinge in den Leib. Dort waren die goldenen Schuppen dünner, um den Flügeln eine höhere Beweglichkeit zu verleihen. Eine winzige Schwachstelle, aber sie genügte.
    Der Drache brüllte vor Schmerz auf, und die gesamte Menagerie des Zirkus stimmte furchterfüllt mit ein. Das heiße blaue Drachenblut spritzte aus der Wunde und benetzte die Tiger. Die Flüssigkeit brachte ihnen Wunden bei, die an Verätzungen erinnerten. Fauchend rannten sie durch ihr Gefängnis und griffen sich rasend vor Angst und Pein gegenseitig an.
    Nie-Lung sprang zurück, sein Schweif fuhr zischend in den Spalt und traf ins Leere. Wo steckst du?
    »Läozi!«, hallte Wu Lis warnender Ruf und drang mit Mühe durch das Gebrüll und Gekreische der Tiere.
    Vom Dach eines benachbarten Wagens warf sich eine gerüstete Gestalt auf ihn, einen vier Schritt langen Spieß gegen seinen Hals gerichtet. Ohne Wu Li hätte der Drache ihn nicht bemerkt. Da bist du! Er öffnete das Maul und schnappte nach dem Schaft.
    Der Unbekannte riss die Waffe zur Seite und nutzte sie nun wie ein Hochspringer, um seinem Flug eine andere Richtung zu geben. Hinter Nie-Lung landend, stach er sofort wieder zu. Klirrend rutschte die Spitze, die aus Drachenbein gemacht war, über die goldenen Schuppen, ohne sie zu durchdringen.
    Gegen mich nützt dir das Stäbchen nichts, höhnte der Drache und versuchte, den Angreifer mit der Klaue zu packen. Doch der Mann befand sich schon an einer anderen Stelle, zehn Schritte entfernt, als habe er sich auf magische Weise durch die Luft bewegt. Wie machst du das?
    Der Mann richtete sich furchtlos auf, hielt den Spieß stolz in der Rechten und störte sich nicht daran, dass Wu Li und seine Männer ihn bald erreicht hatten. Unter dem Umhang aus schwarzem Leder trug er eine Drachenhautrüstung. Eine weiße Haube mit einem Sehschlitz barg seinen Kopf, darüber saß ein dunkler Helm aus gehärtetem Leder. Die Augen wurden von einer dicken Scheibe geschützt, ähnlich wie bei Schweißern. »Mein Name ist Ichneumon. Ich verfolgte die Drachenfreunde, weil ich annahm, dass sie mich zu einem der üblichen Scheusale führen würden. Du asiatische Schlange bist eine echte Überraschung«, sagte er dumpf.
    Nie-Lung wusste, was er gerochen hatte: die Drachenhaut. Der Mensch selbst roch unerklärlicherweise nach – nichts? Ich muss einräumen, dass mir ein Exemplar wie du noch nicht begegnet ist. Er erkannte erst bei genauerem Hinsehen ägyptische Hieroglyphen auf der Rüstung und ähnliche auf dem Schaft des Spießes. Du gehörst zu keiner Drachenjäger-Einheit?
    »Mit diesem Abschaum habe ich nichts zu tun.« Ichneumon ging leicht in die Knie und stieß sich ab, um im hohen Sprung und mit Hilfe seiner Lanze auf dem nächsten Wagendach zu landen, außerhalb der Reichweite von Wu Li und seinen Helfern. »Was treibst du für ein Spiel, Asiate? Warum machst du die Menschen glauben, du seiest ein gefangenes Untier?«
    Nie-Lung lachte. Komm zu mir, damit ich es dir ins Ohr flüstern kann. Er ärgerte sich, dass er keinen Flammenstoß einsetzen durfte. Erstens wegen der Tiere, zweitens wegen der Wagen, drittens wegen seiner Tarnung. Wie sollte man den Hamburgern erklären, dass ein angeblich gebrochener Drache plötzlich wieder Feuer spie?
    Noch ehe er einen weiteren Vorschlag machen konnte, griff ihn der Mann schon wieder an. Die Lanze flog heran, und Nie-Lung wich aus – um unvermittelt ein Gewicht in seinem Nacken zu spüren.
    »Hier bin ich, Schlange!« Ichneumon saß ihm im Genick und hielt sich mit einer Hand an dem Gehörn fest, mit der anderen holte er aus, um einen Dolch ins linke Auge des Drachen zu rammen.
    Nie-Lung schüttelte sich und hoffte, seinen ungewollten Reiter abzuwerfen. Hinab mit dir, Unwürdiger!, rief er und stieß ein ungestümes Brüllen aus. Die Wut befahl es ihm.
    Das Gewicht verschwand, und er sah einen Schatten durch die Luft wirbeln, der mehrere Salti und Drehungen schlug, von denen die Turnerinnen des Zirkus nur träumen durften.
    Ichneumon landete inmitten von Wu Lis Truppe, die ihn auf der Stelle mit ihren Waffen angriff.
    »Ich bin nicht euer Feind!« Der Maskierte wich den heranzischenden Spitzen und Klingen unfassbar schnell aus, fälschte sie mit Schlägen gegen die flache Seite ab, bis er sich bückte und seinen eigenen

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