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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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welche Drachen noch in der Verbotenen Stadt lebten, um den Kaiser zu schützen. Bestätigt wurde ihr, dass ein Lung seine Statur und seine Gestalt ändern konnte, wenn er wollte.
    Asiatischen Drachen wurden Funktionen zugesprochen, an denen man sie zusätzlich unterschied. Es gab die himmlischen Drachen, die Tian Lung, die den Himmel bewachten und angeblich taub waren. Geisterdrachen, die Sheng Lung, kontrollierten den Regen, den Wind und die Fluten, aber sie waren stinkfaul. Sie versteckten sich gern, um nicht arbeiten zu müssen. Es gab außerdem Erddrachen, Wasserdrachen, Unterweltdrachen und natürlich die teuflischen, die Nie-Lung.
    So etwas kennt man in Europa nicht. Bei uns sind alle schlecht. Silena fand den Einblick in die fremde Denkweise eines Volkes sehr wichtig. Die chinesische Tradition hatte auch nichts mit den Forderungen der westlichen Drachenfreunde zu tun, die eine Schreckensherrschaft im Namen der Geschuppten ausüben wollten. Für Chinesen waren Drachen in der Tat göttlich. Oh die Altvorderen verwandt mit den Lungs sind? Manche von ihnen besaßen einen Drachenstein, wie sie wusste.
    Silena nahm die Pläne der Verbotenen Stadt zur Hand, doch ihr Blick schweifte ab. Ein Gedanke beschäftigte sie, über den sie mit Ahmat sprechen musste: Sie wollte nicht zu einem Werkzeug chinesischer Politik werden.
    Just da klopfte es, und Zhiao trat ein. »Großmeisterin, der erste Drachenheilige ist da.«
    »Niedergeschlagen, ja?«, sagte sie zu ihm und hob die Zeitung an. »Und mitten aus der Vorstellung gezerrt. Hätten Sie mich vorher gefragt, hätte ich Sie warnen können, wie sehr Brieuc den Fliegenden Holländer liebt.«
    Er verneigte sich, die Handflächen waren dabei gegeneinandergepresst. »Ich bin untröstlich, Großmeisterin, aber es ließ sich nicht anders bewerkstelligen. Jede weitere Verzögerung barg die Gefahr, dass die Menschen sich überwanden und ihm beisprangen. Er ist soeben eingetroffen. Ich habe mich bereits mehrfach entschuldigt.«
    »Hat er angenommen?«
    Zhiao lächelte das unergründliche chinesische Lächeln. »Die Beschimpfungen haben nicht nachgelassen, aber sie werden weniger drastisch«, gab er zur Antwort. »Es mag sein, dass er mir langsam verzeiht. Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihm.«
    »Ich werde ihm sagen, dass er auf mich wütend sein soll.« Sie folgte ihm. »Schließlich gab ich die Anregung dazu.«
    »Danke, Großmeisterin.«
    »Bis wann werden Ademar und Donatus uns erreicht haben?« »Wir haben auch sie bereits überwältigt und verschifft. Mehr als zwei Wochen sollten sie nicht brauchen.« Er sah ihre Unzufriedenheit. »Es ist der sicherste Weg, glauben Sie mir. Wir müssen das Officium und den Drachenkaiser gleichzeitig narren. Schlimm genug, dass öffentlich bekannt wurde, die Täter könnten Chinesen sein.
    »Noch mehr Verzögerungen.« Sie seufzte und hielt sich am Handlauf fest, als sie die Treppe abwärts nahmen. »Das bedeutet für uns, dass wir die Unternehmung auf mindestens Mitte Februar verschieben müssen.«
    »Ja, leider«, sagte Zhiao. »Ich fürchte, es wird sogar Ende des Monats. Wir haben den Plan mit seinen Audienzen und Tagesabläufen erhalten. Vorher geht es nicht, es sind stets zu viele Menschen um ihn herum.« Er sah auf ihren Bauch. »Ich weiß, dass jeder Tag, der verstreicht, es gefährlicher für Sie und Ihr Kind macht. Es ist eine große Sorge.«
    Silena erging es nicht anders. »Es bleibt uns nicht anderes übrig. So wird mein Kind gleich an die Arbeit seiner Mutter gewöhnt«, versuchte sie einen halbherzigen Scherz.
    Sie schritten ins Freie und liefen eine Arkade entlang, die zum zweiten Trakt des Gebäudes führte.
    Im überdachten Hof stand Ahmat Fayence und absolvierte Kampfübungen mit dem Schwert; einige von Zhiaos Männern dienten ihm als Gegner.
    Silena musste einfach stehen bleiben und zusehen.
    Die Bewegungen des dunkelhaarigen Ägypters unterschieden sich deutlich von denen der Chinesen, wirkten wesentlich überlegter und energischer, als entscheide er sich stets im letzten Augenblick, wie er auf einen Angriff reagieren oder wie er selbst zuschlagen wollte. Doch das täuschte. Vor allem im Umgang mit dem Spieß war er allen Kämpfern voraus.
    Es faszinierte sie zu sehen, wie Ahmat die gesamte Umgebung in das Gefecht einbezog, wenn er mit den überlangen Speeren hantierte. Sie dienten ihm als Sprunghilfe, er drückte und stützte sich damit ab, sodass es seinen Gegnern schwerfiel, ihn überhaupt zu fassen zu bekommen.
    Mitten im

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