Drachenkaiser
ich, Ichneumon, Ademar und Donatus«, zählte sie auf.
»Ichneumon sagt mir nichts. Und es klingt nicht chinesisch.«
»Ein Freund aus Ägypten, der einer ähnlichen Organisation wie wir angehört.« Mehr wollte Silena ihm nicht sagen. Es war Ahmats Sache, ihm mehr über den Bund zu erzählen.
Doch Brieuc war neugierig. »Ein Freund. Ihr Freund? Er hat einen merkwürdigen Namen.«
Sie lächelte. »Sie können ihm vertrauen. Ohne ihn würde unser Vorhaben ungleich schwerer werden.«
»Nichts gegen Ihr Wort, aber erlauben Sie mir, dass ich mir ein eigenes Bild von ihm mache.« Brieuc trank von seinem Jasmintee. »Wann lerne ich ihn kennen, Großmeisterin?«
»Er ist gerade mit seinen Kampfübungen beschäftigt, aber danach …«
»Ausgezeichnet!« Brieuc sprang auf die Beine. »Dann will ich sehen, was er kann, unser ägyptischer Verbündeter. Der Araber an sich neigt zur Faulheit, Großspurigkeit und Feigheit. Das möchte ich bei dem Mann ausschließen.«
Silena ärgerte sich über die Bemerkungen. »Das sind drei Eigenschaften, die ich schon bei anderen Drachenheiligen entdecken musste«, sagte sie leise und vermied es, ihn anzusehen. »Es hat nichts mit der Herkunft zu tun, Großmeister. Denken Sie nicht?«
»Nein«, gab er mit schmalem Mund zurück. »Das denke ich nicht.« Er ging zur Tür. »Komm, mein kleiner schlitzäugiger Freund. Bring mich zum Kameltreiber.«
Silena biss sich auf die Zunge, um nichts zu sagen. Sollte er sieb, weiterhin so aufführen, muss ich ihn zurechtweisen. Sie kannte die überhebliche Einstellung, die unter manchen Europäern grassierte und die sie normal nannten. Brieuc trieb es wegen seiner Herkunft als Angehöriger einer weiteren Elite gerne auf die Spitze. Das Beleidigen bereitet ihm Spaß.
Sie folgte den Männern zurück auf den Hof und ahnte, dass Brieuc einen Beweis seiner Überlegenheit erbringen wollte, um Ahmat zu zeigen, wohin er gehörte. Er wird hoffentlich eine Lektion von ihm erhalten.
»Da ist er ja«, tönte Brieuc und sprang in den Hof. Dabei streifte er die Uniformjacke ab und gab sie ohne einen Blick zurück an Zhiao, als sei er ein Bediensteter. »Ho, Wüstensohn! Ich habe gehört, du darfst uns bei unserer Mission unterstützen?«
Ahmat hielt mit seinen Angriffen inne, auch die Chinesen unterbrachen die Übung. Fragend sah er zu Silena, die nur die Arme hob und lautlos »Angeber« mit den Lippen formte.
»Ja, das darf ich wohl«, gab er zur Antwort und stützte sich auf das Schwert. »Ich bin glücklich, dass ich Euch, Großmeister Brieuc, zur Hand gehen darf. Anscheinend seid Ihr ja nicht in der Lage, alleine mit dem Drachenkaiser fertig zu werden.«
»Ha! Er spricht mich an wie einen König. So gehört sich das.« Brieuc krempelte sich die Ärmel hoch. »Araber, du wirst gleich sehen, dass ich dich nicht brauchen würde. Großmeisterin Silena legte jedoch ein gutes Wort für dich ein.« Er dehnte sich. »Sie hat nach mir geschickt, Wüstensohn. Also braucht sie mich wohl, da du alleine nichts taugst.« Brieuc lächelte herablassend. »Bring mir meinen Zweihänder«, sagte er verlangend zu Zhiao, der mit den Augen rollte und einen der Kämpfer lossandte, die Waffe zu holen.
»Was soll das?«, sagte Silena. »Ich brauche Sie beide unverletzt!«
»Wenn ich mit ihm fertig bin, kann er immer noch kämpfen, Großmeisterin«, wiegelte er ihren Einwand ab. »So, Perle der Wüste.« Brieuc stellte sich vor Ahmat und maß ihn von oben herab. Die körperlichen Unterschiede traten deutlich zutage. »Wo hast du kämpfen gelernt?«
»Bei meinem Großvater«, erwiderte er gelassen.
»Ha! Auf deine Geschwindigkeit bin ich gespannt.« Er rief laut und ungehalten nach seinem Zweihänder. »Ich werde dir jetzt zeigen, warum die Großmeisterin mich braucht.«
Ich hatte vergessen, wie unangenehm er sein kann. Silena bereute es zwar nicht, ihn hergeholt zu haben, doch sie nahm sich vor, ihn nach seiner Einlage zur Seite zu nehmen und ihn an den Respekt zu erinnern, den er seinen Gastgebern und Ahmat schuldete.
Brieuc schwang den Zweihänder. »Wagst du dich gegen eine scharfe Waffe, Wüstensohn?«
Ahmat wiegte den Kopf hin und her. »Ich überlege noch.« Er legte die rechte Hand ans Herz. »Ich spüre die Angst, die du mir mit deinen Worten einflößt.« Er duzte den Großmeister absichtlich, der Respekt war vergangen. »Es bebt, ich schlottere vor deinem übermächtigen Mund, aus dem die Worte der Weisheit sprudeln und wie aus einem Wasserfall herabstürzen.
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