Drachenkaiser
»Dieser verdammte Rauch«, krächzte er.
Silena öffnete die Tür, die in den gemeinsamen Wohntrakt führte. »Die Geschenke sind mir egal. Auch das Automobil ist mir egal, solange du am Leben bist.« Sie nickte dem Oberst zu, der salutierte und nach oben zurückkehrte. »Du hast wirklich keine schlimmeren Verletzungen?« Sie gingen hinein, ins Bad.
»Nein, meine Gemahlin. Bis auf das Husten und meinen angeschlagenen Stolz«, antwortete er schwach grinsend und setzte sich auf den Rand der großen, freistehenden Badewanne, deren Füße im Boden verschraubt waren. Sie hatten sie eigens anfertigen lassen. »Ich müsste ja fast Mama zu dir sagen, so wie du dich anhörst.« Grigorij zog sich die verbrannten Kleidungsstücke aus; nacheinander fielen sie auf die hellen Fliesen. Rußstückchen schwebten hinterdrein. »Und bitte mach das Wasser nicht zu heiß.«
Er ist und bleibt ein Kindskopf. Silena ließ ihm ein Bad ein. »Ich werde dir später die Haare schneiden müssen, damit du einigermaßen geordnet aussiehst.«
»Niemals! Die Frauen sind verrückt danach«, erwiderte er lachend.
»Sind sie das?«, gab sie mit erhobenen Augenbrauen zurück. »Dann ist es in Mode gekommen, sich mit der glühenden Lockenschere Löcher in den Schopf zu brennen?«
Er betrachtete sich im Spiegel. »Heiliger Rasputin!«, entfuhr es ihm erschrocken, als er die verschmorte schwarze Mähne sah. »Es hat sogar meine linke Kotelette und die Augenbraue erwischt!« Das Lausbubenhafte schwand, Nachdenklichkeit zeigte sich in seinem Gesicht. Er schluckte und wandte sich ihr zu. »Ich dachte in den Flammen irgendwann nur noch daran, dass ich dich nicht mehr wiedersehen könnte«, flüsterte er. »Und ich war verzweifelt. So sehr, dass ich nicht aufgegeben habe.«
Silena versuchte zu lächeln, die Tränen stiegen ihr von selbst in die Augen. »Es war fürchterlich, als Ivana mir sagte, dass dir etwas geschehen wäre. Ich sah … schreckliche Bilder«, flüsterte sie. »Dein Leben ist immer in Gefahr…« Sie musste sich unterbrechen, wischte die Tränen mit dem Handgelenk weg. »Es fiel mir zu leicht, diesen Bildern zu glauben, Grigorij. Nicht, weil ich dich tot sehen möchte, sondern weil die Wahrscheinlichkeit so hoch ist, dass du eines Tages wirklich umgebracht wirst.« Sie legte die rechte Hand gegen seine schmutzige Wange. »Dabei kann ich nicht ohne dich leben.«
Er streichelte ihre Finger, küsste sie. »Denkst du, für mich ist es einfacher?«, gab er mit belegter Stimme zurück. »Du ziehst immer wieder gegen die Drachen aus, kämpfst gegen sie und gegen Söldner, die das Officium gegen die freien Drachenjägereinheiten hetzt.« Er legte die andere Hand in ihren Nacken und zog sie zu sich. Stirn berührte Stirn, sie schlossen die Augen. »Ich zähle jedes Mal die Maschinen und bete zu den Heiligen, wenn die Zahl nicht stimmt, dass der Tod dich verschont hat.«
Sie verharrten stumm, spürten die Wärme des anderen. Aber auch die Verzweiflung: Es ließ sich nichts an ihrem Leben ändern. Die Angst, den anderen an dem Tag zu verlieren, an dem sie aufstanden, würde bleiben, solange es Drachen und Grigorijs mächtige Feinde in Russland gab. Allen voran den Zaren.
Grigorijs Geheimnis, der Sohn Rasputins und der Zarin zu sein, war schon lange keines mehr. Nikolaus der Zweite wollte den Nachfahren des toten Rivalen vernichtet wissen, damit kein lebender Beweis für die Liaison seiner Gattin existierte.
Gäbe es einen Weg, dich vor ihm zu beschützen, ich würde es tun. Worte genügten nicht, um ihn ihre übergroße Angst spüren zu lassen. Ohnmächtige Angst, die in letzter Zeit ungewollt und rasch in Vorwürfe und Gemeinheiten gegen ihn umschlug. Silena neigte ihr Gesicht nach vorn, küsste ihn lange und sanft, ehe sie sich von ihm löste. »Nun haben wir genug gejammert. Dein Wasser wird kalt.«
Sie gab etwas Öl ins lauwarme Wasser, und sofort verbreitete sich sinnlicher Duft im Raum: Moschus und Zimt. »Und du hast keinerlei Vorstellung, wem du das zu verdanken hast?«
»Ich weiß, was du denkst.« Grigorij hielt eine Hand prüfend in die Wanne. »Aber zu deiner Überraschung glaube ich nicht, dass es der Zar war. Es waren irgendwelche Schläger, die mir eine Abreibung verpassen wollten. Keine Sorge, es wird keine weiteren Attentate aus Russland auf mich geben.«
»Was macht dich so sicher?« Er wird es niemals lernen. Sie blitzte ihn aus grünen Augen an. »Die Schläger können von ihm angeheuert worden sein!«
»Nein. Ich
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