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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verhindern.«
    »Auf einen Herrscher mehr oder weniger kommt es nun wirklich nicht mehr an. Europa hat so viele davon.« Ihre Augen wurden schmal. »Und wenn du herausfindest, dass sie und der Zar Marionetten eines Drachen sind, dessen Befehlen sie gehorchen?«
    »Selbst wenn sie es gewesen wären, wir haben die stärksten russischen Drachen am Triglav getötet. Ich denke eher, dass die Revolutionäre von einem Geschuppten Hilfe erhalten«, gab er mürrisch zurück. Es macht keinen Sinn, mit ihr diskutieren zu wollen. »Was ist mit deinem Brief?«, fragte er, um von sich abzulenken.
    Silena setzte sich absichtlich langsam auf ihren Stuhl. »Er ist von Großmeister Brieuc.« Sie klang gereizt, und doch sprach sie langsam und sehr deutlich. »Er bittet mich darum, zum Of ficium Draconis zurückzukehren.« Sie hob den Kopf und sah Grigorij kühl an. »Ich hatte mit dir darüber sprechen wollen, aber da ich sehe, dass du Entscheidungen einfach so fällst, werde ich es ebenso halten.«
    Grigorij stieß die Luft aus. »Du bist alles andere als gerecht, meine Liebe. Schlimmer noch, du …«
    Sie hob die Hand und unterbrach ihn damit. »Ich mache es kurz: Reist du nach Sankt Petersburg, werde ich dem Officium wieder beitreten und den Skyguards den Rücken kehren.«
    »Was? Du bist von Sinnen! Wie kannst du die beiden Dinge miteinander vergleichen?«
    »Von Sinnen? Ich?«, rief sie. »Einer von uns beiden irrt sich gewaltig, und ich bin es nicht! Ich fürchte um dein Leben, solltest du töricht genug sein und auf diesen Familienunsinn und das Revolutionsangstgerede hereinfallen. Sie werden dich töten, Grigorij! Um dich zu erpressen und von deiner Reise abzuhalten, ist mir jede Drohung recht. So groß ist meine Angst schon!«
    Sein verletzter Stolz und Trotz wehrten sich gegen die bevormundende Art seiner Frau. »Ich sagte schon einmal, dass du mir nicht vorschreiben sollst, was ich zu denken habe. Überlege, was du mir androhst«, warnte er sie eindringlich, »und zu was es führt.«
    »So halte ich es immer.«
    Grigorij atmete tief ein. »Silena, es tut mir leid, aber ich muss nach Sankt Petersburg. Mein Luftschiff wird morgen aufsteigen.«
    Schlagartig lächelte sie ihn an. »Fein. Ich wünsche dir von Herzen Glück und jeden Schutz, den dir irdische Mächte geben können.« Erst jetzt zog sie den Bademantel zusammen, und ihre makellose Haut verschwand hinter weißer Seide. Ein Zeichen. Silena stand auf und schickte sich an, den Raum zu verlassen. »Entschuldige mich, aber ich muss telefonieren.«
    Er war völlig verwirrt. »Wen willst du denn jetzt anrufen?«
    »Brieuc. Er hat sicherlich einen Plan, wie ich wieder zum Officium dazustoßen…«
    »Das kannst du nicht tun!« Grigorij eilte ihr nach und stellte sich ihr in den Weg. »Ich bitte dich: Lass es! Was soll aus den Skyguards werden, wenn du beim Officium bist? Wer leitet die Einsätze? Und was denkst du, wird Kattla sagen, wenn du einfach wieder auftauchst…«
    Silena schob ihn zur Seite, wie man etwas Störendes von der Tischplatte wischte. »Er weiß es schon lange. Flieg du nach Sankt Petersburg, ich fliege nach München. Die Entscheidung«, wieder blitzte sie ihn an, »hast alleine du getroffen, mein Gemahl. Vielleicht braucht Leida ja unsere Piloten für ihre Einheit. Ich schenke sie meiner Freundin.« Sie ging hinaus und schloss die Tür mit einem leisen Klicken.
    Wie kann sie das ernsthaft in Erwägung ziehen? Sie hat die Einheit gegründet und zum Erfolg geführt. Grigorij setzte sich an den Tisch. Ihn verlangte es nach Wodka, nach Absinth, nach allen Drogen, die er mehr als ein Jahr nicht mehr genommen hatte. Der süße Rausch, in dem das Wichtigste nebensächlich wurde und die größten Sorgen in bunten Mustern verpufften. Eine Erlösung auf Stunden. Stattdessen trank er Wasser, zuerst ein Glas, dann noch eins, und stellte sich vor, es sei Kartoffelschnaps.
    Er nahm an, dass sie in ihrer Sorge um ihn bluffte. Wenn ich aus Sankt Petersburg zurückkomme, wendet sich unser Streit zum Guten. Seine Mutter, die ihn über viele Jahre hinweg vor dem Zaren beschützt hatte, brauchte ihn dringend. Er konnte sie nicht im Stich lassen!
    Und er hatte kein gutes Gefühl gehabt, als er ihren Brief angefasst hatte…
    Der schwache Hauch einer Vision? Er musste zu ihr, um sich ein eigenes Bild von der Lage zu machen. Alles andere könnte er sich nicht verzeihen.

III.
28. Dezember 1926, York, Grafschaft Yorkshire, im Nordosten des Königreichs Großbritannien
    Charles

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