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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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habe darüber nachgedacht.« Grigorij streifte die Unterhose ab und ließ sich nach hinten in die Wanne sinken. Wasser schwappte über die Ränder und platschte auf den Boden. Er war sofort untergetaucht; prustend kehrte er nach einigen Sekunden an die Oberfläche zurück. »Wenn der Zar mich endlich tot sehen wollte, hätten die Männer keine Prügel, sondern Pistolen oder
    Gewehre dabeigehabt«, sprach er weiter und wischte sich die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht. »Oh, sieh nur: Ich habe sogar noch langes Haar!«
    Silena war mit seiner Antwort nicht einverstanden. »Aber ich denke, dass er es war. Wenn dir jemand von deinen alten Duellgegnern eine Abreibung verpassen ließ, wieso haben sie dich in den Wagen gestoßen, in dem du verbrennen solltest?«
    Grigorij seifte sich ein; an den geröteten Stellen, die von der Hitze und der Schlägerei stammten, wusch er sich vorsichtiger und biss die Zähne zusammen. »Weil ich sie wütend gemacht habe. Der Mann hat seine Contenance verloren, und da schlug er über die Stränge.«
    Ich sollte dich packen und schütteln, bis du es begreifst! Von einer Sekunde auf die nächste wallte Wut in ihr auf. »Wie kann man nur so sorglos sein!?« Sie ballte die Fäuste.
    Er spielte den Unbeteiligten und hielt ihr hustend die Seife hin. »Würdest du dich um meinen Rücken kümmern?«
    »Sicher.« Du wirst dir gleich wünschen, mich nicht gebeten zu haben! Als sie die Hand ausstreckte, schnappte er ihren Unterarm und zog sie zu sich ins Wasser. Noch mehr Nass ergoss sich auf die Fliesen, dann tauchte sie prustend vor ihm auf. »Ich sollte dich …«
    Grigorij hielt ihr Gesicht mit beiden Händen zärtlich umfangen. »Ich brauche dich, Silena. Aber schreibe mir nicht vor, was ich zu denken habe.«
    Zuerst war sie richtig erbost über sein Tun, aber die Wut verrauchte so unerklärlich rasch, wie sie gekommen war. »Kindskopf.« Wie aus dem Nichts flammte Lust in ihr auf.
    Silena schob seine Hände weg, legte eine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu sich, um ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund zu drücken. Sie genoss es mehr als sonst, seine Hände auf ihrem Körper zu spüren.
    Eine Stunde später saßen sie beim Abendbrot.
    Beide waren in Bademäntel gehüllt und grinsten sich gegenseitig an, wie es Verliebte taten; dann langte Silena nach einem Brief und überflog ihn.
    Grigorij biss in ein Brötchen mit Kaviarbelag und betrachtete sie. Zwar lächelte er dabei, doch seine Gedanken gingen andere Wege.
    Er spürte die vielen Kratzer ihrer Fingernägel auf dem Rücken brennen, die sie ihm beim leidenschaftlichen Liebesspiel beigebracht hatte. Etwas derart Wildes kannte er nicht von ihr. Litzow hatte ihm berichtet, dass sie einen Rekruten verprügelt hatte. Aus nichtigem Grund. Das ist nicht die Frau, die ich geheiratet habe.
    Ihm entging nicht, dass sie mit einer Hand ihren Nacken massierte. Der Zeigefinger verharrte im Genick, und sie verzog das Gesicht. »Schmerzen, meine Liebe?«
    »Verspannungen, nehme ich an«, antwortete sie abwesend. »Sie gehen nicht mehr weg. In letzter Zeit leide ich derartige Qualen im Kopf und im oberen Rücken, dass ich denke, mir bleibt das Herz stehen.«
    Grigorij wurde kalt. Sie ist launisch, neigt zur Gewalt. Soll es das Erbe des Drachen sein? Silena ahnte nichts davon, aber sie hatte ihre
    Gefechtsverletzung aus einem einzigen Grund überstanden: weil ihr der Arzt auf sein Geheiß hin ein Stück Drachenbein in ihren zerschmetterten Halswirbel eingesetzt hatte.
    Die magische Kraft des Wesens heilte die tödliche Wunde und bewahrte die Frau vor dem Tod. Die letzte Nachfahrin des heiligen Georgs und berühmtesten Drachentöters trug ironischerweise einen Teil ihrer Erzfeinde in sich und verdankte einem Scheusal, dass sie lebte.
    Grigorij nahm einen Schluck starken Mokka und strich sich dünn Butter auf die nächste Scheibe Toast. Ist es möglich, dass die Boshaftigkeit des Geschöpfs durch das Fragment in sie übergeht.
    Diese Frage stellte er sich nicht zum ersten Mal. Entfernen lassen konnte man es nicht – das Gewebe hatte sich schon lange untrennbar verbunden. Und niemand würde ihm auf seine Vermutung eine sichere Antwort geben können. Er kannte die Geschichten, dass Fragmente von Drachengebeinen, die Menschen illegalerweise eingesetzt wurden, ihren Träger verändert hatten. Wesensfestigkeit bedeutete den größten Schutz dagegen, und so hatte er Silena kennengelernt.
    Eigentlich hatte er vorgehabt, ihr eines Tages die Wahrheit zu

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