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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sich anstrengte, ihr Herz zu erobern. Er sickerte mit seiner freundlichen, umsichtigen Art durch die Ritzen, brachte die Abwehr zum Bröckeln und schien Silena unaufhaltsam für sich zu gewinnen, ohne es zu wollen. Wenn ich wenigstens wüsste, wo Grigorij steckt. Sie verfluchte den Umstand, keinen Kontakt zur Detektei zu haben.
    Ahmat nickte. »Gut. Das kann ich verstehen. Aber ich habe einen Vertrauten Zhiaos dabei beobachtet, wie er ein Drachenfigürchen aus Jade polierte und es danach küsste. Würde man das tun, wenn man Drachen hasst? Oder ist es die Art, wie Chinesen ihre Feinde verfluchen?«
    Silena genoss den heißen, zitronigscharfen Tee. Zuerst hatte es sie Überwindung gekostet, ihn zu trinken, nun liebte sie ihn und fragte sich, wie sie später an die Knollen gelangen konnte. »Nein«, antwortete sie schleppend. »Nein, ich denke nicht.« Sie sah zwei Chinesen über den Hof gehen, die sich zu ihnen drehten und sich freundlich lächelnd verneigten. Sie winkte ihnen zurück. »Es kann ein Spion des Drachenkaisers sein.«
    »Oder kann es sein, dass wir in eine Falle gelockt wurden? Wir und die verbliebenen Krieger des Officiums sitzen untätig herum, abgeschnitten von der Welt und nicht wissend, was sich ereignet. Bis wir eines Tages doch verhört oder getötet werden.« Ahmat fischte ein Ingwerstückchen aus dem Tee und zerkaute es. »Es wäre die komfortabelste Falle, in der ich jemals gesessen hätte.«
    Silena musste einräumen, dass seine Worte Sinn ergaben. Obwohl … »Sie könnten uns gleich umbringen. Das wäre wesentlich einfacher.«
    »Vielleicht kommt das noch. Zhiao hat uns bis Ende Februar hingehalten – weswegen? Er erschleicht sich unser Vertrauen, um noch mehr Informationen aus uns herauszubekommen.« Er klaubte ein weiteres Stückchen hervor und schob es sich in den Mund. »Ist es nicht so, dass der Kaiser sich immer in der Verbotenen Stadt aufhält? Bei aller Größe des Areals: So wenig gute Augenblicke kann es gar nicht geben, auf die wir warten müssen.«
    Hart stellte sie die Tasse ab. »Fragen wir Zhiao einfach.« Sie stand auf, Ahmat folgte ihr. Sie gingen in den Teil des Hauses, wo man den Chinesen üblicherweise vorfand. Unterwegs holte sich Silena ihre Luger, lud einmal durch und verbarg sie im Kimono.
    Er war gerade beim Essen, Reis mit einer braunen, dicken Soße, die nach Zwiebeln und gebratenem Fleisch roch, als sie in sein Zimmer traten. Er blickte sie überrascht an. »Ist etwas passiert?«, fragte er besorgt und sah sofort auf Silenas Bäuchlein. »Soll ich einen Arzt holen?«
    »Nein. Meinem Kind und mir geht es gut«, gab sie zurück und fand es seltsam, ihn einen Anzug tragen zu sehen, während sie einen Kimono am Leib hatte. Verkehrte Welten. »Zhiao, Ahmat und mir ist etwas aufgefallen.« Sie erzählte offen, welche Sorgen sie hatten und was der Ägypter beobachtet hatte. »Jetzt würde ich gern von Ihnen wissen, wie Sie sich das Verhalten erklären. Das Ihres Vertrauten und Ihr eigenes«, schloss sie fordernd ab.
    Zhiao erbleichte, schob das Essen von sich und trank einen Schluck Reiswein. Er schwieg sehr lange, ehe er Luft schöpfte und gestand: »Sie haben recht: Wir sind keine Drachenhasser.« Silena legte eine Hand an ihren Pistolengriff und musste sich setzen, Ahmat spannte die Muskeln an. »Nein, nein, keine Angst. Das Ziel hat sich dadurch nicht verändert«, beschwichtigte der Chinese und wedelte mit den Armen; er klang sehr besorgt. »Sie müssen den Drachenkaiser töten!«
    »Aber die Gründe haben sich verändert«, sagte sie schneidend. »Sie erwähnten, dass jeder Kaiser von China den Drachen in sich trägt, dass die Dynastien einer langen Tradition von Geschuppten entspringen. Daraus schließe ich, dass wir einer neuen Dynastie auf den Thron verhelfen sollen.« Silena sah ihn verächtlich an. »sie haben uns getäuscht, Zhiao! Schändlich getäuscht.«
    Der Chinese hatte sein unverbindliches Lächeln schon lange verloren, er sah zerknirscht aus und schien Angst zu haben, dass seine Verbündeten die Mission abbrechen könnten. »Bitte, verzeihen Sie mir, Großmeisterin. Ganz so verhält es sich nun doch nicht.«
    »Wie kann ich Ihnen noch trauen, Zhiao?«, fragte sie empört.
    »Es gelingt Ihnen nur einmal, uns hinters Licht zu führen.« Sie überlegte bereits, wie sie aus dem Gebäude entkommen konnten.
    »Ich bitte Sie, zum Wohle Europas und des chinesischen Volkes: Hören Sie mich an! Es war ein Fehler, Sie täuschen zu wollen. Unser Anliegen ist

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