Drachenkaiser
Jahrhundert gepasst hätte, an der Bar vorbeistapfen zu sehen; eine Hand lag an einer Steinschlosspistole, und er wirkte dabei sehr bedrohlich. »Äh«, machte er verwundert, doch da war die Gestalt schon wieder verschwunden. Mann in einem altertümlichen Aufzug, der ohne Weiteres ins siebzehnte Jahrhundert gepasst hätte, an der Bar vorbeistapfen zu sehen; eine Hand lag an einer Steinschlosspistole, und er wirkte dabei sehr bedrohlich. »Äh«, machte er verwundert, doch da war die Gestalt schon wieder verschwunden.
Als er sich zu Lady Snickelway wandte, sah sie ihn belustigt an. »Das war der einäugige Jack. Ein Schauspieler.« Sie setzte sich und klopfte auf die Sitzfläche neben sich. Der alte Mann verzog keine Miene und starrte weiterhin unfreundlich in die Gegend. »Wir haben sehr viele Schauspieler im Golden Fleece. Wundern Sie sich nicht, wenn ein Junge in Kleidern aus der Zeit von Queen Viktoria der Ersten herumläuft.«
»Das dachte ich mir, Mylady«, sagte De Bercy und rückte an ihre Seite. Eine gute Gelegenheit, ihr näherzukommen. Er fand ihr Gesicht außergewöhnlich, eine Mischung aus natürlicher Schönheit und dezentem Make-up. »Was darf ich Ihnen bringen?«
»Danke, nichts. Ich bin nicht durstig.« Sie legte die Hände übereinander. »Gehen Sie nur, Mister De Bercy, und holen Sie sich ein Pint.«
Er lächelte schief. »Nein, danke.« Er sah wieder zum Greis, dann zur Lady, die ihn mit einem Blick aufforderte, sein Anliegen zu erläutern. »Ich will beileibe nicht unhöflich sein, aber mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass der Herr unser Gespräch verfolgt. Es ist keine Banalität, sondern von höchster Bedeutung.«
Snickelway neigte den Kopf leicht und lächelte verständnisvoll. »Ich vertraue ihm, als wäre er mein Vater. Mein Beichtvater. Und Beichtväter müssen schweigen.«
Daraufhin öffnete De Bercy seinen Kutschermantel und nahm einen großen Umschlag hervor. Er legte zehn Bilder gestapelt vor ihr hin; mit dem Hut bildete er einen provisorischen Sichtschutz gegen die übrigen Gäste. Schlimm genug, dass der alte Mann davon erfuhr.
Snickelway blätterte die Bilder durch, betrachtete jedes einzelne gewissenhaft. Zu sehen waren eine Ebene, ein verbrannter und in Stücke gesprengter Berg, Absperrungen, Panzer und viele Soldaten sowie eine schmale Straße durch das Trümmerfeld zu einer Art Gedenkstätte, wo zahllose Kerzen brannten.
»Wissen Sie, was da ist, Mylady?«
»Ich lese Zeitung, Mister De Bercy. Das ist der Triglav. Oder besser gesagt das, was von ihm übrig ist, nachdem er von Bomben dem Erdboden gleichgemacht wurde. Es hält sich hartnäckig das Gerücht unter den Spiritisten, dass der Weltenstein nicht vernichtet sei und noch immer in den ausgebrannten, zerbombten Resten des Triglavs liege.« Sie zeigte auf die Aufnahmen mit den Soldaten. »Dafür spricht, dass das Areal von der russischen Armee abgeriegelt wird und zur Sperrzone erklärt wurde. Lediglich eine kleine Schneise führt zu einem Wallfahrtsort, an dem die gefallenen Drachenheiligen angebetet werden können.«
»Ausgezeichnet, Mylady. Dann kann ich mir diese Erklärung sparen.« Er suchte einen kleinen Umschlag aus der anderen Tasche und legte ihn vor sie.
Ungeöffnet. »Darin befindet sich ein Scheck von der Royal Bank of Britain über zehntausend Pfund. Die bezahle ich Ihnen, wenn Sie die Suche nach dem Weltenstein aufnehmen.«
Snickelway machte nun ein ernstes Gesicht, was ihn enttäuschte. Wo blieb das Lächeln für ihn? »Das ist viel Geld. Sehr viel Geld. Aber auch sehr viel Gefahr, die Sie einer Frau zumuten. Ich verlasse York nicht gern.« Sie sah an ihm vorbei und hob grüßend den Arm.
De Bercy sah über die Schulter eine ältere Frau in einem altertümlichen Kleid durch die Schankstube laufen. Sie winkte der Lady zu und schien gleich darauf durch die Wand zu gehen. Er blinzelte. Habe ich mich getäuscht? Wo ist die Alte hin?
»Das war Lady Alice Peckett, eine sehr gute Freundin von mir.
Sie Alte zu nennen, ist unschicklich«, erklärte Snickelway frostig. Schon wieder schien sie seine Gedanken gelesen zu haben. »Sie war einmal die frühere Besitzerin des Pubs und hat sich vor etlicher Zeit zurückgezogen. Aber man kommt eben als Wirtsfrau nicht so einfach von einem Haus los, in dem man so lange gearbeitet hat.«
»Vermutlich ist da eine Tür?« Er schaute sie wieder an; dabei roch er ein süßliches Parfüm, das er, ohne es zu wollen, Lady Alice zuordnete.
»Ja. Man sieht sie nicht von
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