Drachenkaiser
zurückkehren, ist somit gewährleistet, dass Sie dennoch Ihr Honorar erhalten.« De Bercy sah zu, wie sie rasch unterzeichnete, über die Tinte blies und ihre Ausfertigung dem Greis hinschob, der sie wortlos einsteckte. »Oh, das muss ein sehr guter Freund sein, Mylady.«
»Nichts anderes sagte ich über ihn.«
»Wann brechen Sie auf, Mylady? Ich habe gehört, dass ein Zeppelin von Edinburgh aus direkt nach Russland fliegt. Darf ich Ihnen dieses Ticket erstehen?« De Bercy fühlte sich großartig und in Feierlaune, als besäße er das Artefakt bereits.
»Ja, das wäre durchaus angenehm. Ein schöne Methode, um sich beschwerliche Fahrten mit Bahn, Schiff und Automobil zu ersparen.« Snickelway erhob sich, und De Bercy stand auf, wie es sich für einen Kavalier gehörte. »Mister De Bercy, darf ich Ihnen zur Feier des Geschäftsabschlusses etwas zeigen, was zu sehen nur sehr wenigen Gästen des Golden Fleece vergönnt ist?«
»Oh, außerordentlich gern, Mylady.«
Snickelway lachte auf, und der Klang wärmte sein Herz; er musste sich über sich selbst wundern. Sie nahm erneut seine Hand und lief los, quer durch den Pub, schiefe und schräge Korridore entlang, bis sie allein waren und vor einer Treppe nach unten standen. »Da hinab, bitte.« Sie nahm eine brennende Lampe vom Haken, ging die Stufen hinunter und zog ihn hinter sich her.
»Wollen Sie mich verführen, Mylady?«, sagte er halb im Spaß und halb als Wunsch. »Gäbe es dazu nicht anheimelndere Orte als einen feuchten, kalten Keller?«
»Wünschen Sie es sich denn, Mister?«, gab sie neckend zurück. »Außerdem wissen Sie gar nicht, wie der Keller aussieht. Vielleicht verbergen sich hier geheime, warme Zimmer mit bequemen Betten?«
De Bercy sah die schlanke Taille der Frau vor sich. »Sie machen mich neugierig, Mylady. Doch wecken Sie bitte keine falschen Hoffnungen«, setzte er lachend hinzu. »Das würde ich nicht überleben.«
Sie erreichten das Ende der Treppe. Es ging weiter, vorbei an Fässern, aus denen der Geruch von Bier, eingelegtem Gemüse und Fleisch stieg. Das Licht der pendelnden Lampe machte die Schatten von Mann und Frau riesig und ließ sie an den Steinwänden tanzen.
»Was werde ich denn gleich sehen?« De Bercy fand es nicht gemütlich unter dem Pub. Sein Hoffen auf ein amouröses Abenteuer mit dem Medium schwand.
Snickelway blieb stehen und ließ ihn los, dann drehte sie den Docht kleiner und grinste dabei.
Es war ein Grinsen, das den Mann alarmierte und ihm unvermittelt Unbehagen bereitete. »Mylady, ich hörte von dem merkwürdigen Humor, den man auf der Insel pflegt…«
»Pst«, machte sie und legte einen Finger an die Lippen – und das schwache Licht verlosch.
De Bercy atmete entnervt aus. »Mylady, kommen Sie zur Sache. Was darf ich denn sehen – oder sitze ich gerade einem Scherz auf?« Er lauschte in die völlige Dunkelheit und in die absolute Stille. Weder hörte er Gepolter noch Musik, noch Geräusche aus dem Schankraum des Pubs, der sich über ihnen befinden musste. »Mylady?« Wo, zur Hölle, ist sie abgeblieben? Leise zog er seinen Revolver, obwohl er nicht damit rechnete, von ihr angegriffen zu werden. Die Waffe gab ihm Sicherheit. seinen Revolver, obwohl er nicht damit rechnete, von ihr angegriffen zu werden. Die Waffe gab ihm Sicherheit.
Ein lautes Schnauben ließ ihn zusammenfahren. Wie kommt denn ein Pferd hier runter? Hufschlag näherte sich ihm, und er wich zurück, bis er gegen ein Fass stieß.
Es trabte auf ihn zu, und er vernahm die wütende Stimme eines Mannes, der auf die Kreatur eindrosch. Das Knallen der Riemen war deutlich zu hören.
Spricht der Latein? De Bercy kroch das Fass hinauf und spürte den Luftzug, als das Pferd mit seinem tobenden Reiter vorbeidonnerte. Es ist wirklich Lateinisch! Unvermittelt herrschte wieder Stille im Keller. »Mylady?«
»Habe ich Ihnen zu viel versprochen, Mister De Bercy?« Sie konnte nicht weit von ihm entfernt stehen. »Das, was Sie eben hörten, war der Geist eines römischen Kavalleristen, der auf einer alten Römerstraße entlangprescht. Wir wissen nicht, warum er das tut, aber es kann einen ganz schön erschrecken, nicht wahr?«
»Ja, das gebe ich gerne zu.« Zum Glück sieht sie mich nicht. Es wäre zu peinlich.
»Sie sitzen auf dem Fass, richtig? Ihre Stimme kommt von einem erhöhten Punkt.«
»Es erschien mir besser«, gab er zerknirscht zu. »Auch wenn ich niemals an Spuk geglaubt habe. Sie haben das Licht gelöscht, damit ich nicht sehe, wie der
Weitere Kostenlose Bücher