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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Das Wetter schlägt um«, rief der Steward bedauernd. »Auch Sie müssen an Bord gehen, Sir.«
    So sei es. Ich habe eine neue Bekanntschaft. Grigorij sprang in die geöffnete Ladeluke, durch die eben die letzten Postsäcke geworfen wurden. Die Leinen des Luftschiffs baumelten lose von den Halterungen, pendelten im Wind. »Es ist in Ordnung, mein Lieber«, rief er und streckte die Hand aus. »Kommen Sie, Lady. Sie sind mein Gast.«
    »Danke«, rief sie und machte einen Hüpfer hinein. Der Steward stellte den Koffer gerade noch so in die Öffnung, bevor das Luftschiff mit voller Kraft in den grauen Himmel von Edinburgh aufstieg. Die Luke wurde von der Crew geschlossen, das laute Dröhnen der Maschinen wurde schlagartig leise.
    Grigorij und die Unbekannte stiegen durch den Laderaum, in dem sich das Gepäck der Passagiere sorgsam stapelte und mit Netzen gegen Umherfliegen gesichert war, hinauf zum Kabinendeck. Dabei suchte sie noch immer in ihrer Handtasche.
    »Bemühen Sie sich nicht, Madame. Ich glaube Ihnen und lasse den Quartiermeister holen. Er wird Ihnen eine Unterkunft zuweisen. Eine Kabine müsste ja frei sein«, sagte er lächelnd. »Begleiten Sie mich nach oben? Ich spendiere Ihnen einen Drink. Wegen der Unannehmlichkeiten.«
    Sie sah ihn verblüfft an und lachte dann. »Donnerwetter! Sie sind wirklich ein sehr generöser Mann.« Jetzt besah sie sich ihn, den Pelzmantel, den Zylinder, die Gamaschen. »Sie können es sich leisten, nehme ich an. Modisch, teurer Stoff und etwas übertrieben.«
    »Sie sind Näherin?« Er zog die Handschuhe aus und sah das Ticket aus ihrer rechten Manteltasche spitzen. »Darf ich?« Grigorij zog das Blatt hervor. »Bitte sehr, Ihr Ticket.«
    »Da ist es ja«, sagte sie erleichtert. »Danke sehr. Ich hab es wohl…« Sie schwieg verwundert. »Verzeihen Sie mir, dass ich mich nicht vorgestellt habe: Lady Ealwhina Snickelway aus York.« Sie reichte ihm die Hand. »Ihren Namen habe ich vor lauter Lärm nicht richtig verstanden, Mister … Knatz?«
    Grigorij lachte amüsiert. »Nein, das ist mein Titel. Knjaz ist russisch und bedeutet Fürst. Mein Name ist Zadornov.«
    Bevor er ihre Finger berühren konnte, um einen angedeuteten Handkuss anzubringen, zog sie den Arm hastig zurück. »By Jove!«
    Grigorij erkannte tatsächlich Angst in ihren rätselhaften Augen, die plötzlich die Farbe gewechselt hatten: hellgrau, fast weiß. Wie geht das? Doch als er wieder hinsah, waren sie hellbraun, so wie zuvor. »Was ist mit Ihnen, Mylady?«
    »Ich will nichts mit Ihnen zu tun haben«, antwortete sie eilig und wich vor ihm zurück. »Man hört so vieles über Sie und Ihre … merkwürdigen Kräfte.« Snickelway sah den Quartiermeister kommen und lief zu ihm. Sie zeigte dem uniformierten Mann ihr Ticket, woraufhin er sie zu ihrer Kabine geleitete.
    Grigorij blickte ihr nach und war erschrocken von der Reaktion der Frau und vom Anblick ihrer Augen. Ich habe schon viel erlebt, wenn ich meinen Namen nannte, aber dass die Damen vor mir Reißaus nahmen, das gab es noch nie.
    Das Doppelluftschiff vollführte eine Drehung, und die Motoren röhrten unter dem Manöver lauter. Der Kapitän suchte eine günstige Luftströmung, mit der sie rascher nach Osten gelangten.
    Er ging die Stufen hinauf ins vordere der Restaurants, von wo Musik erklang. Grigorij hatte Howard Lanin und sein Orchester engagiert. Sie spielten Black Bottom, eines der beliebtesten Lieder.
    Die ersten Tanzwütigen tobten sich bereits aus, während livrierte Kellner Champagner und Häppchen zu den mit feinstem Geschirr und Kristall eingedeckten Tischen brachten. Grigorij nahm sich das Hotel Adlon in Berlin als Vorbild, was die Diensteifrigkeit seiner Angestellten anging. Wäre die spektakuläre Aussicht aus den Fenstern und das Gefühl des Schwebens nicht gewesen, hätte man durchaus glauben können, man säße in einem ausgezeichneten internationalen Nobelrestaurant in Berlin, New York oder London.
    Grigorij platzierte sich an einem freien Tisch dicht am Fenster und schaute hinab auf Neu-Edinburgh. So sehr er sich auch bemühte, an den letzten Streit mit Silena zu denken, den er ausgerechnet an Heiligabend gehabt hatte, tauchte doch immer wieder das Bild von Lady Snickelway vor seinem geistigen Auge auf. Seine »rätselhaften Kräfte«, wie sie es nannte, schienen sie in die Flucht geschlagen zu haben.
    Woher rührt die Furcht? Hat sie Angst, dass ich ihre Zukunft vorhersehe? Grigorij ließ sich einen starken Schwarztee und ein Wasser

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