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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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denjenigen, die mahnen, glauben sie nicht.
    Silena oder Anastasia Zadornova, wie sie sich heute nannte, hatte es versucht. Er erinnerte sich an ihre Artikel, ihre Interviews in den Zeitungen, in denen sie die Menschen auf die Macht der Altvorderen hatte aufmerksam machen wollen. Sie hatte dafür Spott und Witze geerntet.
    Vouivre lachte leise. Armes Ding. So verhallt die Wahrheit ungehört.
    Jetzt war Fafnir tot, eines von vielen Opfern der Schlacht am Triglav. Und es gab offenbar keinen Drachen im deutschen Kaiserreich, der mächtig genug wäre, die Nachfolge anzutreten.
    Gut für mich. Vouivre hatte dem französischen König Charles befohlen, die sogenannte Maginot-Linie nach Westen zu errichten: eine kilometerlange Reihung von Bunkern, Stellungen und Geschützen im Wert von fünf Milliarden französischer Francs, wie Schätzungen ergaben. Die Umsetzung würde Jahre dauern. Und das alles nur, falls einem teutonischen Drachen wieder in den Sinn kommt, Krieg gegen mich und Frankreich zu führen. Oder einem größenwahnsinnigen Menschen.
    Es rauschte plötzlich, der Wind frischte auf.
    Vouivre wusste, dass die Böe nicht natürlichen Ursprungs war. Oh, welch süßer Duft! Er sah über das Meer, hob das Karfunkelauge, das schwach rot glomm, wie die Glut in einer Feuerstelle, die jederzeit auflodern konnte. Da sehnt sich eine Dame nach Herrenbesuch, um ihr Verlangen zu stillen.
    Die Umrisse einer mächtigen, vierbeinigen Drachin wurden sichtbar. Sie landete fast senkrecht vor ihm. Die Schuppen waren bei Tageslicht rot, doch unter den Nachtgestirnen wirkten sie dunkel, fast schwarz.
    Ich werde dieser Aufgabe sicherlich nicht nachkommen. Dünensand wirbelte auf, das Gras duckte sich, und Vouivre schloss das Lid und wandte den Kopf ab, um nichts in die Nase zu bekommen. Nachdem sich der Wind gelegt hatte, sah er in ihre leuchtend roten Augen.
    »Hier bin ich.« Sie legte die gezackten Schwingen an den kräftigen Leib. »Was willst du?«
    »Ddraig! Ich danke dir, dass du dich aus Wales zu mir begeben hast. Du bist noch immer wütend, weil ich nicht am Triglav erschien, um mit euch zu kämpfen«, sagte er freundlich.
    »Dafür«, Ddraig bewegte den schlanken Kopf, als dehne sie sich für einen Kampf, »müsste ich dich töten.«
    »Oh, getötet wurden andere: Iffnar, Grendelson, Gorynytsch. Und wir beide wissen, dass es uns nicht leidtut.« Vouivre musste sensibel vorgehen, um die Drachin nicht weiter zu verärgern. Sie roch zudem nach Brunft, die sie noch aggressiver machte. Kein guter Zeitpunkt, um mit ihr zu verhandeln. »Meinen Tod hättest du sicherlich auch nicht beweint. Doch mir passte er nicht in den Kram, und deswegen verzichtete ich darauf…«
    »Du verschwendest meine Zeit, Vouivre.« Ddraigs Schweifende zuckte wie das einer angespannten Katze. »Du ließest mich wissen, dass du verhandeln möchtest? Also, verhandeln wir.« Sie bleckte die kräftigen Zähne, die lange Schnauze schnappte klackend zu. Eine unmissverständliche Drohgebärde.
    Vouivre achtete darauf, dass sein Kopf immer unter dem von Ddraig blieb, um unterwürfig zu wirken und außerhalb ihrer Reichweite zu sein. »Die zwei Altvorderen Iffnar und Grendelson haben keinen Nachfolger hinterlassen, der ihr Reich weiterführt. Meinen Informationen nach gibt es Kämpfe um Regionen und Landstriche unter aufstrebenden Drachen, aber keiner besitzt Einfluss auf wichtige Menschen.«
    »Wie auch?« Ddraig hörte sich an, als wüsste sie genau, was er vorschlagen wollte, aber sie ließ ihn zappeln und seine Demut bezeugen.
    »Ganz recht, ganz recht! Skandinavien, das Grendelson gehörte, und Fafnirs Deutsches Kaiserreich sowie Österreich-Ungarn und Italien liegen brach. Nicht zu vergessen das Zarenreich und einige andere Ostreiche.« Er machte sich noch kleiner, um ihr zu schmeicheln. »Wollen wir es uns gerecht aufteilen, bevor die ansässigen Geschuppten ihre Kämpfe ausgetragen haben? Halten wir sie klein, ersparen wir uns und unseren Untertanen viel Krieg und Leid. Unser Reichtum wird wachsen!«
    Jetzt sah die Drachin wahrlich überlegen aus, als sie sich nach vorn beugte und Dampf aus den Nasenlöchern stieß. »Skandinavien gehört bereits mir«, grollte sie. »Die Könige von Schweden, Norwegen und Dänemark haben mir Treue geschworen, und die Mächtigen Finnlands unterwarfen sich meinem Schutz, damit ich sie vor Russland behüte.« Sie schnaufte. »Das wusstest du doch, Franzose? Du hast Angst, weil ich schneller mit dem Zaren verhandeln könnte als

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