Drachenkaiser
elektrische Hilfsmittel zur Überwachung der Motorgondeln, Funkpeilung für die Navigation oder Funkgeräte mit mäßiger Reichweite gab, um sich mit dem Boden zu verständigen – die Reise hatte immer noch etwas von einer Fahrt mit einem alten Schiff. Es war viel Hand- und Kopfarbeit zu bewerkstelligen. Das Luftschiff ließ minimal Treibgas ab, die sechs Propeller verringerten ihre Umdrehungen, und sie schwebte langsam dem Feld entgegen. Das Helium in den Kammertanks der Traghülle würde den Verlust vor dem Start wieder ausgleichen. Die regenschwere Außenhülle sorgte für ein rasches Absenken.
Eine Bodenmannschaft stand bereits parat, um die dicken Anlegeseile der Lena mit den Haltevorrichtungen zu verbinden. Über Motorwinden und Ketten würde das Luftschiff sicher auf der Erde vertäut und gegen das Abdriften geschützt werden. Anleinen nannten sie das.
Ihre brennenden Augen, die sie abwesend auf den Horizont gerichtet hatte, registrierten eine schnelle Bewegung am Himmel. Sie wischte hastig darüber und nahm das Fernglas vom Instrumententisch.
Ein kurzer Blick genügte ihr, das einzelne Flugzeug zu erkennen, das von Osten angeschossen kam. Eine Spad XIII! Es mochte nichts weiter zu bedeuten haben, dass sich eine Maschine der Royal Air Force hierherbewegte. Vielleicht hatte der Pilot eine vertrauliche Nachricht dabei und war ihnen hinterhergesandt worden. Doch Silenas Eingebung hatte noch eine weitere Version parat. »Oberst, Schiff klar zum Gefecht«, sagte sie, ohne das Glas zu senken.
»Aye, Fürstin«, antwortete Litzow, und sie hörte, dass er salutierte, bevor er ihre Befehle weitergab; zwei Sekunden danach hallten die Sirenen. Keine Fragen, kein Zweifel an ihrer Entscheidung. Er vertraute ihr.
Die Spad näherte sich.
Silena suchte nach einem Zeichen – und fand es: ein Brandfleck am Heck, den ihre Leuchtkugel hinterlassen hatte. Sie musste die Beharrlichkeit des Attentäters bewundern. Er hatte sie garantiert nach dem missglückten Angriff bei Dover verfolgt und gehofft, eine bessere Gelegenheit zu bekommen. Anscheinend hatte er Angst davor, bald gegen zwei Luftschiffe antreten zu müssen, und wagte nun das Unmögliche. Er erwischt uns mitten im Landemanöver. Der Pilot hat mehr vor, als zu schießen.
»Die Backbordschützen sollen die Spad auf Abstand halten, Oberst. Wenn sie mich mit einer einzelnen Maschine in einem überlegenen Luftschiff angreifen wollen, haben die Drachenfreunde was dabei, das der Lena gefährlich werden kann.«
Litzow hob sein Fernglas und sah nach dem Flugzeug. »Sollen wir unsere Maschinen starten?«
»Das kläre ich mit Leida. Wir landen.« Sie rief die Bodenkontrolle und erklärte, dass es sich bei der Spad trotz ihrer Kennzeichnung nicht um ein Flugzeug der RAF, sondern um einen Gegner handelte.
Leise hörte Silena das gedämpfte Röhren der Maschinengewehre aus den Geschützkanzeln, die entlang und unter der Gondel sowie auf dem Tragkörper saßen. Selbst in den Antrieben hatten sie synchronisierte Bewaffnung, die durch die sich drehenden Propeller zu schießen vermochte.
Für die Spad bedeutete der Anflug ein sinnloses Experiment: Es war, als wolle man rasend schnell durch Regen fliegen und hoffte dabei, nicht von einem Tropfen getroffen zu werden.
Du hast nicht damit gerechnet, dass wir auch Geschütze in den Motoren haben, was? Silena besah sich das Spektakel. Verrecke, Drachenfreund!
Jede zehnte Patrone war ein Leuchtspurgeschoss, damit die Schützen besser sahen, wohin ihre Salven gingen. So entstand der Eindruck, dass die Lena mit dünnen Scheinwerfern nach dem Doppeldecker leuchtete. Dort, wo das vermeintliche Licht auf den Flieger traf, zeigten sich Löcher.
Die Spad hatte zunächst unbeirrt auf die Breitseite der Lena zugehalten, aber das massive Sperrfeuer war zu beeindruckend. Sie drehte ab und ging in den Bodenangriff über.
»Aufpassen!«, rief Silena in die Sprecheinheit. »Sie kommt zu euch!«
Die Spad schoss auf die Flugzeuge der Havock’s Hundred, die eben auf die Startbahn rollten. Ihre MG-Garben zerlegten die Maschinen und Piloten im ersten Überflug; dann erfolgte eine Detonation im Hangartor, Flammen stiegen empor. Der Gegner hatte eine Handbombe abgeworfen.
»Helium ablassen«, befahl Silena. »Oberst, holen Sie mir die Spad sofort vom Himmel.«
»Aye.« Litzow gab Anweisungen an die Offiziere, und die Lena sank ruckartig und schnell; dazu orgelten die Motoren und drückten die Nase tiefer nach unten.
Die Spad flog im Zickzack,
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