Drachenkampf - Zwergenkrieger
begraben mit all ihren Gütern, begraben mit Steiger, begraben mit Windsbraut.
Thork schlug mit der Faust gegen die Tür, doch er hatte keine Kraft mehr, und es tat sich nichts.
»Vater, laß mich ein«, rief er weinend, gegen das Metall gelehnt, an die Beschläge geklammert, kraftlos gegen das kalte Eisen pochend. »Im Namen Adons und Elwydds, Vater, laß mich ein!«
Bei der Anrufung von Allvaters Namen begann das Tor sich nach außen aufzutun, und durch den sich weitenden Spalt strömte ein warmes, gelbes Licht heraus in den wütenden Wind und das peitschende Eis.
Thork war zurückgetaumelt und rücklings in den Schnee gefallen. Er war kaum noch bei Bewußtsein, als sich der winddurchtoste goldene Schimmer auf ihn legte. Stöhnend rollte sich Thork auf den Bauch und lag mit dem Gesicht in die kalte Weiße gepreßt. Und der Wind raste vor Wut.
Endlich schaffte er es, sich auf Hände und Knie aufzurichten. Aber er wußte nicht, was er tun sollte; er wußte nicht einmal, wo er war. Doch schließlich begann er auf das Licht zuzukriechen.
Doch warte! Irgend etwas ... stimmte da nicht. Aber sein von Müdigkeit umwölkter Geist konnte nicht ergründen, was es war. Verschwommen ging sein Blick nach links und rechts. Und da sah er etwas im Schnee liegen. Ein Mensch. Eine Frau. Rotes Haar umgab ihr bleiches Gesicht. Der Schnee, vom Wind getrieben, deckte ihren Körper zu, sein Opfer zu begraben. Elyn! Thork kroch auf die reglose Gestalt zu, und nach einer schier endlosen Zeit zwang er sich aufzustehen, zitternd vor Erschöpfung. Mit einem unvorstellbaren Willensakt schaffte er es, sie aufzunehmen — mit dem letzten Rest einer Kraftreserve, von der nicht einmal er geahnt hätte, daß er sie besaß. Er drehte sich um, und taumelnd, schwankend, stolperte er auf das Licht zu, keuchend und schluchzend in der Anstrengung, die es ihn kostete, doch er sah nur die Weiße ihres Gesichts, die Bläue ihrer Lippen. Und Worte der Pein entrangen sich seinem ächzenden Mund - »Nicht sterben, meine Sommerkönigin, nicht sterben« -, als Thork, am Rande des Zusammenbruchs, sie Schritt um schwankenden Schritt über die Schwelle trug, hinein in die Kammer, bis er seitwärts gegen eine Marmorwand taumelte, fiel und nicht einmal mehr merkte, wie er den Boden berührte.
Und hinter ihm begann die große Eisentür sich zu schließen, und der Schneesturm wütete und schleuderte Wind und Eis gegen das Portal. Doch das Tor schloß sich mit einem hallenden Dröhnen und ließ den Sturm aus den Tiefen Hèls weiter heulen und jaulen und sich gegen die eisernen Türflügel werfen, als sei er eine riesige, gestaltlose Kreatur, die Einlaß begehre, ein Verlangen, daß unerfüllt bleiben sollte.
Und in demselben Augenblick, als das Portal sich schloß, hörte in einer dunklen Festung im Norden die unsichtbare Aura eines Hammers, eines Kriegshammers, des Kammerling, auf zu pulsieren; denn selbst jenes mächtige Instrument der Magie vermochte nichts zu verspüren innerhalb des Bannkreises der alten Feste der Zauberer von Xian.
Asyl
Frühsommer, 3Æ1602 [Im Jahr der Legende]
In den Morgennebeln ritt Aranor auf Flammenfell durch das taufeuchte Gras des Tales vor den Toren von Kachar hinaus aufs freie Feld und hielt das Pferd an. Sein Blick schweifte über die Länge des künftigen Schlachtfeldes. Und der Gestank des Todes sickerte die Hänge herab und sammelte sich am Grund der Senke. In der Ferne, das Tal hinauf bis zu seinem Ende, hockten Scharen von Geiern und Raben und Krähen auf den Kadavern der erschlagenen Pferde und stritten sich um die besten Stücke, obgleich es genug für alle gab. Dann und wann, wenn der Streit zu wild wurde, stoben kreischende schwarze Wolken der Aasvögel auf und senkten sich dann bald wieder herab, um mit dem Hacken und Reißen und Fetzen von Fleisch fortzufahren, das in unersättlichen Schlünden verschwand.
Auf einem schwarzen Roß kam Gannor zu Aranor geritten, und die beiden betrachteten das ferne, grausige Festmahl. »Verdammte Aaskrähen!« fluchte Gannor.
»Ja«, sagte Aranor. »Doch bedenket wohl, mein Vetter: Allzeit wogt das Glück in der Schlacht von der einen Seite zur anderen, doch es sind die Aasfresser, welche die Früchte des Krieges ernten. Wenn es Sieger im Krieg gibt, dann sind sie die ewigen Sieger; denn sie wagen nichts, doch gewinnen alles.«
»Was Ihr sagt, ist wahr, Aranor«, antwortete Gannor, »doch sie sind immer dazu verdammt, am Rand des Geschehens zu weilen und die Tapferen und
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