Drachenkampf - Zwergenkrieger
Gras auf den Steppen, heiße Wüstensande und klirrende Eisöden und Schnee: all dies und mehr waren Teil von Adons Plan — und sie waren wundersam anzuschauen.
Doch Elwydd blickte herab auf das Werk ihres Vaters und sah, daß es keine Völker auf der Welt gab. Und so trug sie mit zarter Hand ihren Teil zur Schöpfung des Vaters bei. Utruni, Menschen, Châkka, Waeran formte sie: von den großen zu den kleinen, diese — und mehr — brachte sie hervor auf dem Antlitz Mitheors.
Was indes den unterschiedlichen Zweck eines jeden Volkes betraf, so enthüllte Elwydd selbigen nicht, obgleich sie darum weiß; vielmehr gestattet sie einem jeden von ihnen, seinen eigenen Weg zu wählen, aber kein Volk weiß mit Sicherheit, ob sein eingeschlagener Weg ihn näher zu dem verborgenen Ziel bringt.
Dies aber wissen wir: Den Châkka gab sie das Reich unter dem Geberg und die Meisterschaft über Stein und Feuer ... Stein und Feuer: Sie beherrschen unser Leben und erheben unser Sterben; denn durch bloßen Stein oder das reinigende Feuer wird unser Geist nach dem Tode frei ... frei, um hinaufzusteigen zu den Sternen, bis es Zeit ist, einen weiteren Kreis zu beginnen: wiedergeboren zu werden, zu leben und zu sterben und erneut hinauf zum Himmelsgewölbe zu ziehen.
Und wenn unsere Geister zwischen den Sternen einherschreiten, berühren wir ihre wundersame Schönheit und kennen ihr leuchtendes Geheimnis. Und obgleich wir jedesmal, wenn wir wiedergeboren werden, uns der Kunst ihrer Erschaffung nicht entsinnen können, bleiben doch die Sterne das größte Wunder für uns, und ihr Abglanz erhellt unsere Träume. Und alles, was wir tun, alles was wir schaffen, ist nur ein Versuch, an ihre Schönheit zu reichen - denn wir glauben, daß Elwydd den Châkka diese Aufgabe geben hat: die Sterne zu begreifen ...
oder so sagen die Lehrmeister.
Zwölf Tage und Nächte hatten die Zwerge gefastet und über diese Welträtsel nachgesonnen, desgleichen über Geschichte und Ahnen und Ehre und Leben und Tod. Doch diese jährliche Suche neigte sich nun wieder einmal dem Ende zu, denn mit der Anrufung des Sternenlichts, abgehalten um Mitternacht der längsten Nacht des Jahres, würden die Besinnung und das Fasten ein Ende haben, und zwölf Tage der Festlichkeit und des Gelages würden beginnen. Und wenn diese zwölf Tage wiederum zu Ende waren, würde man die Schmieden und Essen neu entfachen, aufs neue Erze schürfen, Metalle läutern, Edelsteine schleifen, und die emsige Fertigung von Waffen, Rüstungen, Geschmeide, Werkzeugen und all den anderen Schätzen des Châkka-Fleißes würde ihren Fortgang nehmen.
Und als die Schatten der Nacht sich herniederneigten, begannen die Düfte von saftigem Braten und frischgebackenem Brot und seltenen Gewürzen durch die Hallen und Kammern der Festen zu ziehen; denn mit Sonnenuntergang hatten die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten begonnen.
In Schwarzstein - bekannt als das Juwel der Châkkafesten; denn hier schürfte man nach Silber und Gold und Edelsteinen — sah DelfHerr Bokar zu, wie Châkka sich in der großen Westhalle zu sammeln begannen, denn Mitternacht rückte näher.
Bokar trat durch den Durchgang an der Seite des mächtigen Tores. Hinaus in die klare Bergluft kam er, hinaus in die Winternacht. Er nickte den Wachtposten zu und trat auf den weiten Vorhof hinaus; seine Stiefel hallten auf glattem Granit. Er schritt in die Mitte des Hofes, hielt inne und blickte hinauf zu den Sternen.
Es war Zeit.
Auf Bokars Zeichen trat eine der Wachen zurück durch die kleine Seitentür. Schnell wurden die Zwingen gelöst und die großen Riegel beiseite geschoben, und die gewaltigen Torflügel schwangen langsam auf, bis sie an den seitlichen Felswänden zur Ruhe kamen.
Gelbes Licht fiel hinaus auf den Hof, und kalte Winterluft drang in die Feste und strich über die versammelten Zwerge, daß einige erschauerten. Und alle hatten sich versammelt: jung und alt, Gesunde und Kranke, Männlein und Weiblein; die Schwerkranken hatte man zu dieser Stätte getragen, denn alle wollten diese heilige Nacht begehen.
Auf ein weiteres Zeichen von Bokar drängten die Versammelten nach draußen, hinaus in die klare Nacht unter den glitzernden Sternen. Doch selbst wenn der Himmel bedeckt gewesen wäre, selbst wenn ein Schneesturm gewütet hätte, wären dennoch alle Châkka unter dem Geberg hervorgekommen und hinausgetreten unter den freien Himmel — denn dies war die Nacht der Anrufung des Sternenlichts, und bloße Unbilden des
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