Drachenkampf - Zwergenkrieger
Doch unter den Lehrmeistern geht die Kunde, daß der Kammerling im Lande Xian zu finden sei, wo die Zauberer wohnen. Ich würde im Schwarzen Berg nach ihm sehen, denn das ist die Stätte der Magier. Doch wo der Schwarze Berg liegt, das kann ich nicht sagen, außer daß es irgendwo im Osten, im fernen Xian, sein muß.«
Da nun sein Wissen erschöpft war, nahm Lehrmeister Kalor wieder seinen Platz ein. Lange Augenblicke vergingen, ehe jemand etwas sagte, doch schließlich ergriff Baran wieder das Wort: »Laßt uns nun überlegen, wie wir diese Waffe erlangen können; denn, wie gesagt wurde, sie kann uns nicht nur von dem Drachen befreien, sondern sie mag auch im Krieg mit den Riddern von Nutzen sein.«
»Mein Herr Baran« — Thorks Stimme war leise, doch alle hörten ihn —, »ich meine, daß nur ein einziger Châk auf diese gefährliche Suche gehen sollte, und dies sind meine Gründe: Zum ersten sind wir nicht sicher, daß es den Kammerling überhaupt gibt, und so würde es unsere Streitmacht hier unverantwortlich schwächen, wollten wir eine große oder auch nur eine kleine Gruppe aussenden. Zum zweiten könnte Kalgalath der Schwarze wirklich die Fähigkeit besitzen, jeden zu erspüren, der sich ihm nähert; darum mag er imstande sein, einen Trupp von Châkka zu entdecken und zu vernichten, doch ein einzelner könnte seinem Blick entgehen. Zum dritten, wer immer auf diese Suche geht, muß ein Krieger sein, der einen Kriegshammer zu führen weiß; denn wir wissen nicht, von welcher Art Adons Hammer ist, und eines Kriegers Kraft mag vonnöten sein, den Kammerling zu heben, zu tragen und gar, ihn zu schwingen. Zum vierten muß dieser Krieger imstande sein, sich in der Wildnis durchzuschlagen wie auch in zivilisierten Gegenden. DelfHerr Baran, micht dünkt, daß ich wohl am besten geeignet wäre, zum Schwarzen Berg ausgesandt zu werden.«
Bis lang in die Nacht ging die Debatte, wie man vorgehen sollte, um den Kammerling zu erlangen, doch am Ende fand Thorks Plan die Zustimmung aller; denn alle wußten, daß der Prinz ein Recke ohnegleichen war, und keiner war mächtiger mit dem Hammer denn er. Auch besaß er all die Fähigkeiten, die vonnöten waren, ein solches Abenteuer zu bestehen, und selbst DelfHerr Baran, der ihn ungern gehen ließ, gab zu, daß Thork am ehesten für diesen Auftrag geeignet war.
Und so geschah es, daß Thork, Sohn des Brak, Prinz von Kachar, ausgesandt wurde, sich auf den Weg zum Schwarzen Berg zu machen, um den Kammerling zu erringen.
Während dieser Rat der Hauptleute tagte, wurde tief in den Gewölben von Kachar eine andere Versammlung abgehalten: die beiden überlebenden Marschälle von Jord, Gannor und Vaeran, und Rittmeister Boer sowie Waffenmeister Ruric und Hauptmann Reynor saßen mit dem König zusammen, um eine Lösung zu finden für die üble Lage, in der sie sich befanden; und sie redeten in Valur, der alten Kriegssprache der Harlingar, auf daß keiner ihre Worte verstehe, sollte ein feindliches Ohr sie belauschen.
»Ja, mein Herr, also geschah es«, berichtete Vaeran. »Das Pferd scheute; der Zwerg tat einen Schrei; es gab einen Pfiff von einem Harlingar; der führte zu Worten über Feigheit und Dieberei, und dann kam es zum Kampf.«
»Und fünf Vanadurin lagen tot, als er vorbei war.« Aranors Stimme war erfüllt von unterdrücktem Zorn.
»Diese teiggesichtigen, goldgierigen Feiglinge sind an allem schuld, Herr«, fauchte Reynor. »Sie haben das Tor vor unseren Kriegern zugeschlagen, und deswegen ...«
»Schweigt, Hauptmann«, unterbrach ihn Aranor. »In dem Augenblick, als Kalgalath den Boden berührte, war es zu spät für sie! Selbst ich mußte das inzwischen einsehen. Wären die Rollen umgekehrt gewesen, hätten wir dasselbe getan.«
Wutschnaubend preßte Reynor die Lippen aufeinander, doch es war klar zu sehen, daß der Hauptmann von Aranors Worten nicht überzeugt war.
»Herr«, ergriff Rittmeister Boer das Wort, »Zweikämpfe mit diesen Zwergen sind hier nicht das Hauptproblem. Unsere letzte Zählung zeigt, daß weniger als einhundert Harlingar übrig sind, und nur neunhundert Pferde sind uns verblieben, und wir sind gefangen in einem schwarzen Loch, umgeben von unseren Feinden.« In Boers Augen trat ein stählerner Glanz im blaugrünen Laternenlicht. »Das ist unser wahres Problem, König Aranor: nicht Zweikämpfe mit diesen goldgierigen Höhlenbewohnern, sondern die Tatsache, daß wir in der Falle sitzen und umzingelt und in der Unterzahl sind.«
»Ja, Rittmeister
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