Drachenkampf - Zwergenkrieger
vor dem Wandbehang in der Stätte der Magier vom Schwarzen Berg. Und vor ihrem inneren Auge entstand das Bild eines großen Wesens mit Augen aus Juwelen.
»Man sagt, das Böse fliehe, wenn die Erdmeister umgehen«, murmelte Thork. »Wenngleich ich denke, daß dies nur ein altes Châkia-Märchen ist.«
Lange lauschten sie auf die Klänge im Stein, die nicht endeten, und schienen einen seltsamen Trost daraus zu schöpfen. Endlich schliefen sie ein. Und ob Châkia-Märchen oder nicht, sie schliefen tief und fest, während unter ihnen das leise Klingen anhielt, ein tiefer Herzschlag im Geberg. Schließlich, als der Morgen nahte, verstummte das Hämmern, und die fernen Laute schwiegen.
Wochen vergingen. Der Winter wurde tiefer, als sie langsam über das schweigende Land zogen, und nur der Wind sprach zu ihnen in den kurzen Tagen. Doch des Nachts, wenn sie der Erde lauschten, hörten sie es in den Tiefen klopfen, als ob die Signale ihnen folgten.
Schließlich kamen sie zu einer kleinen Stadt, wo Thork die Rüstung und das Kriegsgerät der Schergen Andraks und Elyns Pony und Sattelzeug gegen ein fuchsbraunes Pferd mit Sattel und Zaumzeug eintauschte, nebst weiterem Proviant für ihre Reise. Und als sie wieder nach Westen aufbrachen, ritt Elyn auf stolzem Roß, wieder ganz die hohe Kriegsmaid von einst, wenngleich es all die Unterströmungen zwischen den beiden nicht beeinflußte.
Und dann kam ein Abend, als Elyn am Feuer saß und mit einem Stock darin herumstocherte, und sie fragte Thork, wozu die Birkenrute gedacht sei. Als er ihr von dem gutgemeinten Rat des alten Tai erzählte, da lächelte sie und schüttelte den Kopf. »Es war gut, daß du mir nichts davon gesagt hast, als wir noch im Dorf waren«, meinte sie schalkhaft, »denn mich dünkt, ich hätte die Rute an ihm ausprobiert.«
»Fürwahr, und an mir auch, fürchte ich«, fügte Thork hinzu, und er lachte.
Nach langen Minuten sagte Elyn: »Bei Adon, du und ich, wir sind ein gutes Gespann, Thork. Vielleicht, wenn wir Kalgalath den Schwarzen getötet und den Krieg beendet haben« — ihre Worte gaben der Möglichkeit einer Niederlage, des Scheiterns ihres geschworenen Ziels gar keinen Raum — »und der Schatz geteilt ist und Frieden zwischen unseren Völkern herrscht ... vielleicht sollten wir uns dann wieder aufmachen und als Schwertkämpfer verdingen — oder, in deinem Fall, als Axtkämpfer.« Elyn schwieg einen Augenblick, dann fügte sie hinzu: »Ah, Thork, was ich sagen will, ist — ach, könnte dies doch nie zu Ende gehen!«
Thork sah, daß Tränen in ihren Augen standen, und sein eigenes Herz schwoll mit einem Gefühl, das ihn zu überwältigen drohte, und er stand auf und trat an den Rand des Feuerkreises. Und nach einer Weile kam Elyn zu ihm. »Ich auch, Prinzessin«, sagte er schließlich. Seine Stimme war rauh, seine Hand suchte die ihre. »Ich möchte auch nicht, daß dies je zu Ende geht.«
Und sie standen unter dem kristallklaren Himmel mit seinen Myriaden von Sternen, und starrten hinaus über den still glitzernden Schnee, hinaus in die Nacht, Hand in Hand.
Und weiter ritten sie gen Westen, denselben Weg, den sie zuvor nach Osten gezogen waren. Thork verfolgte ihre Schritte zurück, durchquerte dieselben Wildnisse, dieselben Hügel und Wälder, vorbei an denselben Höfen und Hütten, die sie auf dem Hinweg gesehen hatten. Und sie nahmen die Gelegenheiten wahr, in Herbergen einzukehren und sich richtig satt zu essen und ein heißes Bad mit Seife zu nehmen oder in Heuschobern zu nächtigen, wenn es ein Bauernhof, oder in Blockhütten, wenn es ein Jagdhaus war.
Manchmal rieselte der Schnee ganz leise hernieder; manchmal war der Wind so schneidend, daß sie gezwungen waren, Schutz zu suchen; und es gab Tage, da die Sonne so grell auf den Schneefeldern brannte, daß sie erblindet wären, hätten sie nicht ihre geschlitzten Schneebrillen getragen. Doch es gab auch Tage, da die Welt ihr sanftes Gesicht zeigte und alles in Harmonie zu sein schien; doch selbst an diesen vollkommenen Tagen war der Schnee tief und der Weg nach Westen lang.
Und das Klopfen tief im Stein folgte ihrem Weg, hielt mit ihrem Vorwärtskommen Schritt.
Als der Winter seine Macht zu verlieren begann und sich dem Frühling zuneigte, kamen die beiden Abenteurer zum Rande des Wolfwalds, und Graulicht und die Draega geleiteten sie hindurch. Doch von dem Wolfmagier sahen sie nichts, wenngleich zuzeiten ein großer, dunkler Silberwolf in der Ferne zu sehen war, der ihnen Geleitschutz
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