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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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ihnen zum Vorwurf machen, ihrer Königin gehorcht zu haben?«
    »Richelieu kann es.«
    Schweigen machte sich breit.
    Dann hörte Agnès, wie sich Madame de Chevreuse erhob und ein paar Schritte tat … ein Schubfach wurde geöffnet und wieder geschlossen … wieder ein paar Schritte … die Herzogin sagte: »Ich hatte gehofft, Euch diese Prüfung ersparen zu können, Madame. Ich hatte gehofft … Sei’s drum, nehmt.«
    »Was ist das?«
    »Ich bitte Euch, Madame, lest. Und seht, was man vor Euch verbirgt.«
    Ein schweres Rascheln seidiger Stoffe: Anne hatte Platz genommen. Die beiden Frauen schwiegen. Schließlich fragte die Königin mit erstickter Stimme: »All … all das … ist wahr?«
    »Ich glaube ja. Ich fürchte ja.«
    »Der König hätte wahrhaft vor, mich …«
    »Ja, Madame.«
    Die Königin brach in Tränen aus.
    Es hätte auch ein Geisterreiter sein können, der da durch die Nacht jagte. Doch es war Laincourt, der staubbedeckt auf einem aschfarbenen Pferd dahinritt. Er galoppierte seit Paris, auf die Gefahr hin, sein braves Reittier umzubringen. Wie der Blitz durchquerte er Dörfer, kürzte seinen Weg, wann immer es möglich war, querfeldein ab, sprang über Hecken, Gräben, Bäche, ritt mitten über Bauernhöfe, nahm jedes Risiko in Kauf. Er wusste, welchem Zweck das Pentagramm diente. Und dank seines Freunds, dem Buchhändler, wusste er jetzt auch, dass der Zaubermeister der Herzogin von Chevreuse nicht der war, für den er sich ausgab.
    »Schneller, Junge! Schneller!«
    Laincourt würde Dampierre erst in einer Stunde erreichen.
    Blieb dann noch genug Zeit, um zu handeln?
    In Dampierre speiste man mittlerweile, nachdem die Königin wieder aufgetaucht war, bevor man angefangen hatte, sich Fragen zu stellen.
    Drei Tafeln waren im Schlosssaal aufgebaut worden. Ganz am Ende stand die Ehrentafel. Die beiden anderen waren deutlich länger und standen im rechten Winkel zur ersten. An diesen Tafeln war die Tischgesellschaft bloß entlang einer Seite mit dem Rücken zur Wand platziert worden, und die Bediensteten servierten die Speisen von der Mitte aus. Der Wein trug dazu bei, dass bereits eine recht heitere Stimmung herrschte. Männer und Frauen aßen mit den Fingern, man erfreute sich gegenseitig mit Anekdoten und Scherzen, foppte sich und lachte. Es wurden Toasts ausgebracht. Dabei wanderte ein Glas von Hand zu Hand, und jeder musste einen kleinen Schluck daraus trinken, bis es bei demjenigen anlangte, dem der Toast gewidmet war. Der Adressat hatte dann keine andere Wahl, als das Glas leer zu trinken und unter lautem Bravo das Stück gegrilltes Brot zu essen, das am Boden des Glases durchweichte. Ein Toast folgte auf den anderen. Ein hervorragender Vorwand, um sich im Anschein des Spiels zu berauschen. Die Wahl des nächsten Opfers bereitete allen die größte Freude, und natürlich dachte niemand daran, sich diesem Spaß zu entziehen.
    Der König und die Königin saßen selbstverständlich an der Ehrentafel, zusammen mit dem Herzog von Chevreuse, der Herzogin und einigen Privilegierten, unter denen sich auch Monsieur de Tréville und der Hüter der Siegel, Marquis de Châteauneuf, befanden. Die Atmosphäre war etwas steifer als an den großen Tischen, obwohl Louis XIII. allen Gerichten tüchtig zusprach – was im Übrigen seiner Gewohnheit entsprach, denn er war mit dem gleichen soliden Appetit ausgestattet wie sein Vater. Königin Anne dagegen, die noch immer etwas blass wirkte, stocherte bloß in ihrem Essen herum. Ihre Augen waren leicht gerötet, worüber Madame de Chevreuse im rechten Moment ihre Sorge kundtat. Daraufhin erklärte die Königin, sie fühle sich noch etwas unwohl von dem zu schweren Duft eines Blumenbouquets in ihrem Zimmer. Doch würde man ihr diese kleine Komödie abnehmen? Dem König entlockte sie ein Lächeln.
    Ihre Pflichten als Gefolgsdame hinderten Agnès daran, sich vor der Hälfte des Festmahls fortschleichen zu können. Nachdem sie sich schließlich doch weggestohlen hatte, traf sie La Fargue und Marciac im Halbdunkel eines diskreten Vorzimmers, dessen Tür Almadès umgehend wieder hinter ihr schloss.
    »Also?«, erkundigte sich der Gascogner.
    Agnès berichtete von dem Gespräch zwischen der Königin und Madame de Chevreuse.
    »Also hat die Chevreuse tatsächlich ein Komplott gegen den König geschmiedet«, stellte La Fargue fest. »Ein Komplott, das heute Nacht umgesetzt werden soll. Und in das auch die Königin verwickelt ist …«
    »Aber um was handelt es sich genau?«,

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