Drachenkampf
und leer und getaucht in ein bernsteinfarbenes Zwielicht. Die Maserung des schwarzen Marmors, der den Boden bedeckte und einen Zierstreifen bildete, wo die Kuppel auf die Wände traf, war von einem goldener Schimmer durchdrungen. In der Mitte des Raums befand sich ein tiefer Schacht, und vier identische Türen in den Wänden – darunter die, durch die Leprat hereingekommen war – standen sich gegenüber, als würden sie die Himmelsrichtungen anzeigen.
Der Musketier stellte seine Laterne ab, die mittlerweile überflüssig geworden war, und ging weiter, ohne seinen Degen wegzustecken. Er kam zu der Überzeugung, dass sich der Schwarze Turm einst direkt über dieser Kuppel hatte erheben müssen, und nahm sie aufmerksam in Augenschein. Doch er kam nicht mehr zu weiteren Überlegungen, denn ein Geräusch ließ ihn herumfahren.
Mirebeau richtete eine geladene Waffe auf ihn.
»Ein Fruchtbarkeitsritual«, wiederholte La Fargue, nachdem er Laincourts Bericht gelauscht hatte.
»Teyssier ist sich dessen sicher. Und im Übrigen wussten wir ja bereits, dass dieses Pentagramm kein Unheil bringt …«
Sie befanden sich in einem Zimmer, das sich neben Trévilles Gemach befand. Der Hauptmann der Musketiere hatte es den Klingen zur Verfügung gestellt, solange er der Eröffnung des Balls beiwohnte. Am anderen Ende des Schlosses spielte das Orchester bereits. Die Musik erhob sich durch die offenen Fenster in die laue Nacht und drang gedämpft bis zu ihnen hinüber.
»Könnte es nicht sein, dass das Pentagramm für die Herzogin von Chevreuse bestimmt ist?«, schlug Marciac vor. »Immerhin sind wir hier bei ihr, und es ist ihr Zaubermeister, der …«
»Sie ist doch schon sechsfache Mutter«, erinnerte ihn Laincourt.
»Nein«, sagte auch La Fargue. »Das Ritual, das hier vorbereitet wird, ist für die Königin bestimmt. Sie hat noch immer keinen Thronerben geboren, und wir wissen, dass sie mittlerweile befürchtet, verstoßen zu werden.«
»Wirklich?«
»Agnès hat die Königin und die Herzogin heute Abend bei einer Unterredung belauscht«, erklärte der Gascogner. »Völlig aufgewühlt sagte die Königin, sie müsse Abstand nehmen von … von was, wissen wir nicht. Aber um ihren Widerstand zu brechen, hat die Herzogin ihr das Pamphlet gezeigt, das der Geheimgesandte der Königinmutter bei sich hatte. Ihr erinnert Euch?«
»Ja. Dieses Pamphlet unterstellt dem König, er habe vor, die Königin zu verstoßen.«
»Wir hatten geglaubt, dass diese Aussicht die Königin dazu gebracht hat, sich am letzten Akt in einem Komplott gegen den König zu beteiligen. Ein Akt, der noch heute Nacht gespielt werden wird.«
»Offensichtlich haben wir uns getäuscht«, stellte La Fargue fest. Sein Blick verlor sich im Ungewissen.
Königin Anne hoffte verzweifelt darauf, Mutter zu werden. Aber die Jahre zogen ins Land, ohne dass die Gebete, die sie an den Himmel richtete, erhört wurden. Sie musste erdulden, dass sich der König von ihr abwandte und die Anfeindungen bei Hofe ertragen, und nun sah sie zu allem Überfluss auch noch das Schreckensgespenst aufziehen, infam verstoßen zu werden.
»Also hat sich die Königin entschlossen, Magie in Anspruch zu nehmen, um fruchtbar zu werden«, überlegte Marciac laut. »Die Herzogin von Chevreuse ihrerseits hat es übernommen, mithilfe ihres neuen Zaubermeisters alles zu organisieren. Und all das unter größter Verschwiegenheit, wie es diese heikle Sache bedarf. Wenn laut würde, dass eine französische Königin …«
»Eine Königin, die obendrein spanischer Abstammung ist«, warf der frühere Spion des Kardinals ein.
»… sich einem draconischen Ritual unterzogen hat …«
Der Gascogner beschloss, dass es nicht nötig war, den Satz zu Ende zu führen.
»Was auch immer die Beweggründe der Königin sein mögen«, sagte Laincourt, »der König könnte keine Gnade walten lassen. Außerdem hasst er die Zauberkünste seit der Hexerei der Galigaï.«
»Zumal ein Erbe, der unter diesen Umständen geboren würde, niemals …«
Wieder sprach Marciac seinen Satz nicht zu Ende, doch diesmal nicht aus freien Stücken: Almadès hatte an die Tür geklopft und war eingetreten.
La Fargue sah ihn fragend an.
»Die Majestäten haben soeben den Ball eröffnet«, sagte der Spanier. »Es ist alles in Ordnung.«
»Und Agnès?«
»Ich habe sie gesehen und sie mich. Es schien sie nichts zu beunruhigen.«
»Gut. Danke.«
Almadès nickte und widmete sich wieder der Beobachtung allen Kommens und Gehens im
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