Drachenkampf
daran beteiligt ist …«
La Fargue nahm diese Enthüllung ohne viel Erstaunen zur Kenntnis, aber er hatte das Schlimmste noch nicht gehört.
»Und auch die Königin«, fuhr die Abenteurerin fort.
Diesmal konnte La Fargue sein Erstaunen nicht verbergen.
»Ihr sprecht natürlich von der Königinmutter …«
Alessandra erhob sich, um mit dem Zeigefinger durch die Gitterstäbe eines ihrer Drachentiere zu necken.
»Es ist wahr, auch diese Königin ist zweifellos darin verwickelt«, sagte die schöne Italienerin in unbeschwertem Ton. »Ist sie das nicht immer? … Aber ich dachte eigentlich an die andere, die regierende Königin …«
»An Anne?«
»Ja.«
Nun sprang auch La Fargue auf, marschierte ein paar Mal vor dem Kamin auf und ab und fragte schließlich: »Diese Dokumente der Schwarzen Kralle, wie seid Ihr in ihren Besitz gekommen?«
»Ich habe sie gestohlen …«
»Von wem?«
»Das ist doch klar! Von einem von ihnen! … Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass ihnen diese Sache, woher auch immer sie davon wissen, sehr missfallen hat.«
»Warum?«
Alessandra sah den alten Edelmann stutzig an. »Wie meint Ihr?«
»Warum habt Ihr der Schwarzen Kralle diese Unterlagen gestohlen?«
»Ah!«, rief sie, nachdem sie begriffen hatte, worauf seine Frage abzielte. »Würdet Ihr mir glauben, wenn ich Euch sagte, dass mir die Schwarze Kralle genauso zuwider ist wie Euch und dass ich ebenso bemüht bin, ihr zu schaden?«
Er ging auf sie zu. »Nein«, erwiderte er. »Das würde ich Euch nicht glauben.«
Sie lächelte und unterdrückte die Versuchung zurückzuweichen.
»Also warum?« La Fargue ließ nicht locker.
»Aus dem einfachen Grunde, dass es mir befohlen wurde.«
Er trat noch näher an sie heran.
Nun berührten sie sich beinahe, und Alessandra musste den Kopf heben, um in die schwarzen Augen ihres Gesprächspartners blicken zu können.
»Von wem kam dieser Befehl?«, fragte er mit tiefer, drohender Stimme.
»Aber von unseren Meistern, Herr Hauptmann.«
»Ich diene dem König von Frankreich und dem Kardinal Richelieu. Behauptet Ihr etwa das Gleiche?«
Die junge Frau sah ihn an, ohne zu blinzeln. »Ich behaupte nichts dergleichen, Monsieur. Besteht Ihr trotzdem darauf, dass ich diejenigen, an die ich denke und von denen ich weiß, dass auch Ihr an sie denkt, hier erwähne?«
Der alte Hauptmann und die Italienerin standen einander einen Moment schweigend und fast reglos gegenüber. Er versuchte in ihrer Seele zu lesen, und sie hielt mit der Ruhe eines eisernen Willens dagegen.
Sie rührten sich nicht, forderten sich gegenseitig mit Blicken heraus, hielten den Atem an.
Da klopfte es an die Tür.
»Hauptmann!«, ertönte Leprats Stimme.
La Fargue eilte hin, um ihm zu öffnen. »Was gibt es?«
»Die Wachposten im Park reagieren nicht mehr auf unsere Rufe«, antwortete Leprat. »Und der Diener, den ich damit beauftragt habe, die anderen Musketiere am Zugang zum Landsitz zu alarmieren, ist nicht zurückgekehrt.«
Marciac wartete bereits eine Weile vor der imposanten Kirche Saint-Eustache, als Rochefort schließlich auftauchte. Der finstre Gefolgsmann des Kardinals wurde von zwei anderen Edelmännern begleitet, die er darum bat, etwas abseits auf ihn zu warten, bevor er den Kirchplatz betrat. Da er den Gascogner aufgrund der nächtlichen Dunkelheit nicht gleich sehen konnte, drehte er sich zunächst einmal um die eigene Achse.
»Seit wann kommt Ihr in Begleitung zu unseren Treffen?«, fragte Marciac ihn, als er aus der Dunkelheit trat.
»Seit es mir gefällt.«
»Das ist entgegen unserer Abmachung.«
»Sie sind weit weg und können Euch weder hören noch sehen. Und redet Ihr mir nicht von Abmachungen, die Ihr schließlich als Erster gebrochen habt.«
»Hatte der Kardinal etwa über den Erfolg meiner Mission in La Rochelle zu klagen?«
»Nein. Aber er erinnert sich an eine gewisse Person, für die er sich interessierte und von der zu sprechen Ihr Euch unlängst ziertet.«
Marciac wusste, dass Rochefort von dem Mädchen sprach, das La Fargue versteckte, das die Klingen einen Monat zuvor aufgelesen und unter ihren Schutz gestellt hatten. Um seine Sicherheit zu garantieren, hatte der Gascogner es sogar in die Obhut der einzigen Frau gegeben, die er je geliebt hatte. Diese Frau nannte sich Gabrielle und führte nebenbei ein gewisses Etablissement – Das Freudenhaus Zum Fröschchen –, wo zuvorkommende junge Frauen ihrer Pflicht nachgingen, die darin bestand, die Wünsche spendabler Herren zu
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