Drachenkampf
sind, von immensem Wert sind.«
»Dokumente der Schwarzen Kralle«, betonte Almadès noch einmal.
»Ja, und Dokumente, die all ihre Geheimnisse preisgeben werden, sobald sie übersetzt sind. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.«
»Sicher, aber ist es nicht gerade die Zeit, die uns fehlt?«, gab Agnès zu bedenken.
Es folgte Schweigen, das von Guibot unterbrochen wurde, der klopfte, die Tür öffnete und Laincourt ankündigte. Er wurde sofort hereingerufen. Mit ernster Miene nickte er höflich in die Runde, versah Agnès mit einem betonteren Gruß und warf La Fargue daraufhin einen fragenden Blick zu.
»So sprecht«, sagte der Hauptmann der Klingen zu ihm.
»Ich komme direkt vom Zaubermeister Seiner Eminenz. Er kann noch nichts offiziell bestätigen, aber die Echtheit der Papiere, die er untersucht hat, erscheint ihm als erwiesen. Ihm zufolge handelt es sich dabei sehr wohl um Dokumente der Schwarzen Kralle, sogar um Dokumente der Ersten Loge …«
Die Schwarze Kralle umfasste mehrere Logen in ganz Europa, ausgenommen in Frankreich. Die Erste Loge war die von Madrid. Historisch gesehen war sie die erste, die gegründet wurde, und war bis dato die wichtigste und einflussreichste von allen geblieben.
»… und es ist darin mehrfach die Rede von einem gewissen Vicarius«, fuhr Laincourt fort.
Diese letzte Enthüllung hatte in etwa den Effekt eines Donnerschlags aus heiterem Himmel. Alle schwiegen, als wären sie von abergläubischer Furcht ergriffen. Dann wandten sich aller Augen langsam auf La Fargue.
Der sah furchtbar blass aus.
»Welchen Namen habt Ihr da eben genannt?«, brachte er schließlich heraus.
Laincourt, der den Grund dieser Betretenheit nicht kannte, zögerte.
»Vicarius. Das heißt, der Alchemist … Warum?«
»Ihr sagt, von ihm sei in den Unterlagen der Schwarzen Kralle mehrfach die Rede. Was weiter?«
»Meister Teyssier hat mir nicht mehr darüber gesagt.«
»Könnte es sein, dass die Italienerin Verbindungen zu Vicarius hat?«
»Wer weiß?«
Energisch erhob sich La Fargue von seinem Stuhl.
»Almadès«, befahl er, »sag André, er möchte zwei Pferde satteln. Du und ich, wir brechen nach Fuchsbau auf.«
»Hauptmann …«, warf Agnès ein. »Es wird schon mitten in der Nacht sein, wenn Ihr dort ankommt …«
Aber der alte Edelmann schien ihren Einwand nicht zu hören.
»Monsieur de Laincourt«, erkundigte er sich, »seid Ihr noch bis morgen früh einer von uns?«
Als der Angesprochene nickte, schickte er hinterher:
»Wenn das so ist, dann möchte ich, dass Ihr zu Meister Teyssier zurückkehrt und ihn, wenn nötig, dazu anhaltet, die Dokumente, die wir ihm anvertraut haben, die ganze Nacht lang zu studieren. Macht ihm die Brisanz dieser Sache klar. Wenn Ihr es wünscht, werden Agnès oder Marciac Euch begleiten.« Daraufhin wandte er sich an die beiden. »Aber ich will, dass wenigstens einer von euch hierbleibt und wartet, falls einer von uns andere Nachrichten zu vermelden hat. Verstanden?«
Kaum eine halbe Stunde später, nachdem La Fargue und Almadès in der Abenddämmerung aufgebrochen waren, wurde entschieden, dass Agnès Laincourt zum Zaubermeister des Kardinals begleiten würde.
»Und du passt gut auf unseren alten Kasten hier auf«, sagte sie zu Marciac.
Verlegen fuhr sich dieser erst über die rauen Wangen, dann zog er die Baronin etwas abseits und murmelte außerhalb der Hörweite neugieriger Ohren: »Ich muss leider noch weg, Agnès.«
»Was? Jetzt?«
»Ja.«
»Und wohin bitte?«
»Das kann ich dir nicht sagen.«
»Ach, Nicolas …«, seufzte Agnès.
»Ich schwöre dir, es handelt sich nicht um eine Frau. Und auch nicht um eine Partie Karten!«
»Um was denn dann? Oder um wen?«
»Ich würde es dir sagen, wenn ich könnte …« Dann fügte er in beinahe unbeschwertem Ton hinzu, als wären sie sich bereits einig geworden: »Hör zu, ich verspreche dir, es dauert nicht lang. Außerdem bleibt Ballardieu ja hier, es ist also nicht gerade so, als überließe ich unser Palais Épervier dem Feind, oder?«
Und nachdem er ihr noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn gedrückt hatte, ließ er sie einfach stehen und verschwand unauffällig zu Fuß durch den Garten.
Agnès blieb noch einen Moment verwirrt stehen, bevor sie sich wieder gefangen hatte und die große Treppe zu ihrem Zimmer hinaufstürmte.
Bewaffnet und gestiefelt, ihr schweres schwarzes Haar mit einem ledernen Schnürband zu einem Zopf zusammengebunden, traf Agnès Laincourt bald darauf im Pferdestall
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