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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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erfüllen.
    »Ich wusste ja nicht, wer sie ist, und demnach auch nicht, von welchem Interesse sie sein könnte«, verteidigte sich Marciac.
    »Und wo befindet sie sich jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber eine gewisse Zeit lang hat sie sich doch in Paris versteckt gehalten, nicht wahr?«
    »Ja«, gab der Gascogner widerstrebend zu.
    »Und wo genau?«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    Rochefort setzte ein fieses Lächeln auf. »Ich könnte mir vorstellen, dass sich das Mädchen in einem Hause befand, das so gar nicht ihrem Alter entsprach. Und angesichts Eurer spärlichen Auskünfte könnte es gut sein, dass ich mir dort gewaltsam Zutritt verschaffe und den ›Fröschchen‹ ein paar Fragen stelle …«
    Marciac stockte das Blut in den Adern. Er lief rot an und packte Rochefort mit einer plötzlichen Bewegung am Kragen, zog ihn hoch auf die Zehenspitzen und drängte ihn mehrere Schritte zurück, bis er mit dem Rücken ans Kirchenportal stieß.
    »Wagt es nicht, Gabrielle zu nahe zu kommen!«, zischte er. »Wagt es nicht, ihr zu drohen! Untersteht Euch, sie auch nur anzusehen! Vergesst am besten gleich ihren Namen oder, und Gott ist mein Zeuge, ich bringe Euch um!«
    Blass und mit zitternden Lippen erwiderte Rochefort tonlos: »Lasst mich los, Marciac. Denkt daran, dass wir Zuschauer haben, die nicht lange abseitsstehen werden, wenn Ihr nicht aufhört …«
    Der Gascogner hatte die beiden Edelmänner, die sich an der Ecke zur Rue du Four geduldeten, tatsächlich vergessen. In der Dunkelheit der Nacht hatten sie zwar Mühe zu sehen, was vor sich ging, aber anhand ihrer Haltung konnte man erahnen, dass sie bereits beunruhigt waren.
    »Werden sie mir etwa ein übles Schicksal bescheren?«, fragte Marciac ironisch.
    »Es genügt, wenn sie Euch erkennen …«, drohte Rochefort.
    Der Gascogner dachte kurz nach und ließ Rochefort dann widerwillig los.
    »Kommt Gabrielle nicht zu nahe«, betonte er noch einmal und hob drohend den Zeigefinger. »Niemals.«
    Aufgrund seiner Wut sah er die Faust nicht kommen, die ihn traf und nach hinten stürzen ließ.
    »Und Ihr«, zischte Rochefort, »erhebt nie wieder die Hand gegen mich. Vergesst nicht, wer ich bin und wem ich diene, und vor allem vergesst nicht, wer Ihr seid.«
    Daraufhin drehte sich der ergebene Handlanger des Kardinals auf dem Absatz um und ging, sich die Faust reibend, gemächlichen Schrittes davon.
    »Verflixt«, fluchte La Fargue.
    Leprat war gekommen, um ihm mitzuteilen, dass Fuchsbau allem Anschein nach angegriffen wurde.
    Ohne die Italienerin noch eines Blickes zu würdigen, ließ er seinen Oberleutnant an der Tür stehen und sah aus dem Fenster. Der Garten schien menschenleer, obwohl dort eigentlich Musketiere patrouillieren sollten. Weiter hinten bestand der Park so weit das Auge reichte aus einem großen, quadratischen, von Bäumen gesäumten schwarzen See. Eine schmale Mondsichel und ein paar Sterne verbreiteten ein Nichts an bläulichem Schein.
    Der Hauptmann der Klingen schimpfte in seinen Bart.
    Wenn es dem Feind gelungen war, die Wachposten draußen zu überwältigen, ohne auf nennenswerten Widerstand gestoßen zu sein, dann konnten sie ebenso gut bereits im Gebäude sein.
    »Das sind die Draqs«, verkündete Alessandra. »Sie haben mich gefunden.«
    In diesem Augenblick huschte eine Gestalt mit gebeugtem Rücken und großen, geschmeidigen Schritten über einen der Wege im Garten und verschwand sogleich wieder in der Dunkelheit. Ein Meuchelmörder? Ein Draq? Ein Mensch? La Fargue hätte es nicht sagen können. Doch sein Instinkt verriet ihm, dass die Italienerin recht hatte.
    »Rührt Euch nicht vom Fleck!«, befahl er in einem Ton, der keine Widerrede duldete.
    Er griff nach seinem Rapier und legte sein Wehrgehänge an, während er bereits mit entschlossenem Schritt aus dem Zimmer stürmte. Leprat folgte dicht hinter ihm.
    »Wo ist die Kammerzofe?«, fragte ihn La Fargue.
    »Ich bin hier, mein Herr.«
    Die Zofe, die der Italienerin zu Diensten war, stand in einer Ecke des Vorzimmers in der Nähe des Gurtbetts, auf dem sie normalerweise nächtigte. Beunruhigt, beinahe ängstlich, wagte sie kaum, sich zu rühren.
    »Geh zu Deiner Herrin nach nebenan«, befahl ihr La Fargue. »Hast Du den Schlüssel?«
    »Ja«, erwiderte die Frau und zeigte ihm ihren Schlüsselbund.
    »Dann schließ euch beide ein und dreh den Schlüssel zweimal im Schloss um«, schaltete sich nun auch Leprat ein. »Und mach niemandem außer meinem Hauptmann und mir auf.

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