Drachenkampf
Belang, Madame.«
»Ich bitte Euch, Hauptmann … Was denkt Ihr von mir? In aller Offenheit.«
La Fargue hielt kurz inne, da ihm bewusst war, dass sich Alessandra darum bemühte, die Kontrolle über das Gespräch zu behalten. »Ich halte Euch für intelligent und sachkundig, Madame. Aber ich halte Euch für ebenso käuflich. Und für skrupellos.«
»Ihr haltet mich also der Loyalität nicht für fähig …«
»Unter der Voraussetzung, dass man den Plural des Wortes verwendet. Denn Eure Loyalitäten waren bereits zahlreich. Sie sind es zweifellos noch immer, auch wenn keine davon Euch dazu bringen könnte, gegen Eure eigenen Interessen zu handeln.«
»Alles in allem haltet Ihr mich also für nicht vertrauenswürdig.«
»Ja, Madame.«
»Und wenn ich Euch sagte, dass ich Kenntnis hätte von einem Komplott?«
La Fargue zuckte zusammen. »Dann würde ich Euch fragen, wer von diesem Komplott bedroht ist, Madame.«
Die hübsche Rothaarige lächelte, dann führte sie ihr Glas an die reizenden Lippen, trank einen Schluck und sagte vollkommen ernst: »Ich weiß wirklich über ein Komplott Bescheid, Monsieur. Ein Komplott, das die französische Krone bedroht und dessen Ausmaß man nicht ermessen kann.«
Der alte Hauptmann richtete den Blick auf die völlig gelassen dreinblickende Alessandra. Sie blinzelte nicht – selbst dann nicht, als der Blitz so nahe einschlug, dass die Herberge davon erschüttert wurde.
»Habt Ihr nur den Ansatz eines Beweises für das, was Ihr da vorbringt?«, fragte er.
»Sicher. Jedoch …«
»Was?«
»Jedoch fürchte ich, dass ich nicht mehr dazu sagen kann, nicht ohne gewisse Garantien … des Kardinals.«
»Was verlangt Ihr?«
»Ich verlange den Schutz Seiner Eminenz.«
La Fargue starrte die junge Frau undurchdringlich an, bevor er sich zum Gehen aufrichtete und sagte: »Auf Wiedersehen, Madame.«
Alessandra sprang auf.
»Wartet, Monsieur! Wartet!«
War das, was man in ihren Augen ahnte, etwa Angst?
»Ich bitte Euch, Monsieur … Geht nicht so. Räumt mir bitte noch einen Moment ein …«
La Fargue seufzte. »Muss ich Euch wirklich sagen, dass der Kardinal mit seinem Vertrauen ebenso sparsam ist wie mit seinem Schutz? Dass er beides nur jenen zukommen lässt, die es sich redlich verdient haben, und dass Ihr weit davon entfernt seid, zu jenen zu gehören. Also, Madame, denkt nach! Überlegt, zu wem Ihr gehört! Und befragt Euch selbst …«
In diesem Moment kam ein zweiter kleiner Drache, der dem ersten ganz glich, ebenfalls durch den fehlenden Balken im Fenster herein. Er war sehr nervös und stieß spitze Schreie aus, um seine Herrin auf sich aufmerksam zu machen.
Sie hörte diese Schreie und sagte: »Der Augenblick ist gekommen, uns zu trennen, Hauptmann. Reiter nahen auf demselben Weg, den Ihr genommen habt. Sie werden bald da sein, und es ist besser, wenn sie mich hier nicht vorfinden.«
»Wer sind diese Ritter?«
»Ihr werdet sehr bald ihre Bekanntschaft machen. Aber wisst, dass sie einer der Gründe sind, aus denen ich um den Schutz des Kardinals ersuche.«
»Jagt nicht weiter dieser Chimäre nach, Madame. Seine Eminenz wird niemals …«
»Übergebt ihm dies.« Sie hatte einen dicken, versiegelten Brief aus ihrem Ärmel gezogen, den sie La Fargue nun reichte.
»Was ist das?«, fragte er, während er den Brief prüfend betrachtete.
»Überbringt diesen Brief dem Kardinal, Monsieur. Er enthält … Er enthält den Beweis, den Ihr vorher verlangt habt … Wenn der Kardinal ihn öffnet, wird er verstehen, dass ich keine Märchen erzähle, sondern dass der französische Thron in Gefahr ist.«
In dem Moment hörten sie Almadès, der durch das Gebäude rief: »Hauptmann!«
La Fargue öffnete die Tür einen Spalt und sah am anderen Ende des Gangs, wie der spanische Waffenmeister die Treppe heraufkam.
»Reiter, Hauptmann.«
»Wie viele?«
»Laut Saint-Lucq mindestens fünf.«
In La Fargues Rücken stieß der kleine Drache einen heiseren Schrei aus. Schon hörte man draußen Wiehern.
»Sieben«, sagte Alessandra mit ruhiger Stimme. »Es sind sieben.«
»Bleibt, wo Ihr seid!«, rief ihr der alte Edelmann noch über die Schulter zu.
Er verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Dann betrat er ein benachbartes Zimmer, wo gleich darauf Almadès zu ihm stieß. Durch ein Fenster, das bloß notdürftig vernagelt war, sahen sie sieben Ritter, die auf den Hof stürmten.
»Wo ist Saint-Lucq?«, fragte La Fargue.
»Unten. Er hat die Reiter kommen sehen.«
»Zum
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