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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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von der Tür weg, die für die Staatsminister und Staatssekretäre vorgesehen war. Einer nach dem anderen gingen sie hinaus, ohne sich länger aufzuhalten oder sich noch einmal umzusehen, die Rücken gekrümmt, fast so, als spürten sie einen eisigen Atem ihren Nacken entlangstreichen.
    Im Louvre war es oft recht zugig, doch in diesem heißen Juni des Jahres 1633 fürchtete man nur die Kühle, die vom König ausgehen konnte. Diese verursachte zwar keine Schniefnase, verschlimmerte nicht das Rheuma und zwang niemanden, das Bett zu hüten – aber sie rief ein ganz eigenes Leiden hervor, das dazu angetan war, die Geschicke umzulenken und Karrieren zu zerstören. Die Herren des Rats wussten das nur zu gut und fürchteten sich umso mehr vor einer Ansteckung. Heute war es ihnen wie ein eisiger Windhauch vorgekommen, der schlechtes Wetter ankündigt, als Seine Majestät festen Schrittes zu ihnen getreten war, ohne Gruß sofort Platz genommen und schroff verlangt hatte, die Tagesordnung zu verlesen.
    Jeden Morgen nach dem Frühstück hielt der König eine Ratsversammlung ab und zögerte nicht, sie im Laufe des Tages erneut einzuberufen, wenn die Geschäfte des Reichs dies erforderten. Damit folgte er dem Beispiel seines Vaters. Doch im Gegensatz zu Henri IV., der sich gern mit so ungezwungenen Versammlungen begnügte, dass sie manchmal sogar Gelegenheit für Spaziergänge an der frischen Luft boten, setzte Louis XIII. formelle Beratungen durch. Er bestand darauf, dass man sich hinter verschlossenen Türen um einen Tisch versammelte, denn er war reservierter, vorsichtiger und achtete stärker auf die Etikette. Im Louvre tagte der Rat entweder in dem dafür vorgesehenen Saal im Erdgeschoss oder im »Bücherkabinett«. Dieser Ort war nicht weniger feierlich als der Ratssaal, wurde jedoch – wie Richelieu bemerkt zu haben glaubte – vom König vorgezogen, wenn dieser die besondere Vertraulichkeit der Debatten gewährleistet sehen wollte oder nach der Sitzung ein diskretes Gespräch unter vier Augen vorgesehen hatte. Es reichte also, denjenigen, mit dem er im Vertrauen sprechen wollte, einen Moment zurückzuhalten. Alles konnte in der Zeit gesagt werden, die die anderen Ratsmitglieder benötigten, um wieder in der Öffentlichkeit zu erscheinen.
    Der Kardinal hatte bereits vermutet, dass sich etwas zusammenbraute, nachdem er gleich bei seiner Ankunft im Louvre in das Bücherkabinett geleitet worden war. Die kleine Verspätung des Königs und seine offenkundige Unzufriedenheit hatten seine Vermutung noch bestätigt und ihn nachdenklich werden lassen. Schließlich musste er der Stimmung dessen, der ihn auf den Gipfel der Macht und des Ruhms emporgehoben hatte, besondere Beachtung schenken, denn derselbe konnte ihn genauso gut wieder zu Fall bringen. Zweifellos verdiente Armand-Jean du Plessis – Kardinal Richelieu – die ungeheure Verantwortung, die ihm Louis XIII. auferlegt hatte. Zweifellos hatte er seine außerordentlichen Fähigkeiten als Staatsmann unter Beweis gestellt, und das bereits seit nun bald zehn Jahren, die er in den Rat und zum Ersten Minister berufen worden war. Allerdings waren die eigenen Verdienste und erwiesenen Gefälligkeiten ohne die königliche Gunst wenig wert, und der Kardinal konnte nur jene zugestehen, die er selbst genoss. Deshalb waren seine Feinde zahlreich – Ehrgeizlinge, die ihm seinen Einfluss neideten, oder Gegner, die seine Politik ablehnten – und die alle, in Frankreich oder anderswo, darauf warteten, seinen Stern sinken zu sehen.
    Doch die Wertschätzung, die der König seinem Ersten Minister entgegenbrachte, war sicherlich nicht so geartet, dass sie über Nacht verfliegen konnte. So nah das Capitol dem Tarpejischen Felsen auch sein mochte, so schnell eine Niederlage auch auf einen Sieg folgen konnte – Richelieu hatte nicht das Gefühl, er verdanke seine Stellung einer bloßen Laune.
    Doch Louis XIII. war nun mal ein ernster, leicht zu kränkender und verschlossener Monarch, der darunter litt, seine Gefühle nicht ausdrücken zu können, und den man manchmal nur schwer verstehen konnte. Der Kardinal war also gezwungen, sich mit einem autoritären Herrn zu arrangieren, dessen Reaktionen ihn immer wieder überraschen konnten. Schweigsam brütete der König oftmals lange über Entscheidungen, die dann ganz plötzlich getroffen wurden und die er gar nicht oder nur schlecht erläuterte.
    Zudem war er auf privater Ebene rachsüchtig. Er war empfindlich, vergab niemals vollständig und

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