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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Nur die ehrerbietige Furcht, die sie ihrem Chef gegenüber empfanden, hielt sie zurück. Sie warteten auf den erlösenden Befehl, eine Geste oder einen Vorwand.
    »Sie ist auf dem Rücken einer Wyverne davongeflogen«, erklärte La Fargue. »Ihr seid nicht mit den richtigen Reittieren gekommen.«
    »Wer bist du?«
    »Ich bin auf der Jagd nach demselben Wild wie du. Aber auch ich bin zu spät gekommen.«
    »Du lügst!«
    Saint-Lucq schielte aus dem Augenwinkel nach einem Draq, der jünger und ungestümer war als die anderen. Er konnte seine aggressiven Wallungen nur mit Mühe in Zaum halten und zuckte bei jedem Donnerschlag zusammen. Das Mischblut spürte, dass ihn die Lust zu verletzen und zu töten wie Säure zerfraß. Es war klar, dass es nur einer unbedeutenden Kleinigkeit bedurfte, damit er …
    »Glaubst du das wirklich?«, antwortete La Fargue dem Anführer der Draqs. »Glaubst du, diese Frau hat nur einen Feind?«
    »Wem dienst du?«
    »Das geht dich eigentlich nichts an. Aber ich werde dir antworten, wenn du mir sagst, wer dein Herr ist …«
    Der junge Draq, den Saint-Lucq aus dem Augenwinkel beobachtete, hatte den Kopf zwischen den Schultern eingezogen, presste die Zähne aufeinander und atmete heftig. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Sein Blick traf den des Mischbluts, der ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte und den Kopf ein wenig neigte, um ihn über seine roten Brillengläser hinweg zu mustern.
    »Wir sind sieben, alter Mann. Ihr nur zu dritt. Wir können euch töten.«
    »Ihr könnt es versuchen, aber du wirst der Erste sein, der fällt. Und wozu das alles? Für eine Frau, die schon weit weg ist, wenn ihre Wyverne im Gewitter nicht abgestürzt ist …«
    Der junge Draq war wie hypnotisiert und konnte Saint-Lucq nicht mehr aus den Augen lassen. Alles in ihm kochte. Die beiden Artgenossen, die ihn flankierten, bemerkten seine Unruhe. Sie kannten die Ursache nicht, doch es machte sie nervös.
    Dann brachte Saint-Lucq das Fass zum Überlaufen: Er zwinkerte leicht mit den Augen und deutete einen Kuss an.
    Der junge, ungestüme Draq stieß einen Wutschrei aus und stürzte sich auf ihn.
    Das Mischblut wich ihm spielend aus und verpasste ihm im Vorbeigehen einen bösen Schwertstreich im Gesicht. Das war das Signal, das alle entweder gefürchtet oder erwartet hatten. La Fargue und Almadès machten sofort einen Schritt zurück und gingen in Positur. Und die Draqs wollten bereits losstürmen, als ihr Chef einen Befehl gab, der sie erstarren ließ:
    » SK’ERSH !«
    Für einige Sekunden wagte niemand, sich zu rühren. Die Körper verharrten unbeweglich, die martialischen Posen dem unerbittlichen Regen ausgesetzt. Nur die Blicke wanderten von rechts nach links und lauerten auf das erste Anzeichen von Gefahr.
    »Sk’ersh!«, wiederholte der Oberste der Schwarzdraqs in noch bedrohlicherem Ton.
    Nach und nach entspannten sich die Muskeln, und der Atem setzte wieder ein. Die Degen wurden zwar nicht eingesteckt, aber man richtete sie wieder auf den schlammigen Boden. Mit blutendem Mund verzog sich der junge Draq, den Saint-Lucq verletzt hatte, wieder jämmerlich an seinen Platz inmitten seiner Kameraden.
    Daraufhin ging ihr Anführer langsam, aber bestimmt auf La Fargue zu, der Almadès ein Zeichen geben musste, damit dieser nicht einschritt. Der schwarze Draq kam La Fargue so nah, dass seine Brust die des Edelmanns berührte und er sein Gesicht von unten beschnüffeln konnte.
    Ausgiebig. Und mit einer Mischung aus Verlangen und animalischer Neugier.
    La Fargue, steif und gefasst, ließ ihn gewähren.
    Schließlich zog sich der Draq zurück und verkündete: »Wir werden uns wiedersehen, alter Mann.«
    Die Draqs zogen geordnet ab. Bald schon waren sie im Galopp in der Nacht und den tosenden Wolkenbrüchen verschwunden, und mit ihnen verzog sich auch der schwarze Nebel.
    »Und jetzt?«, fragte Saint-Lucq nach einiger Zeit.
    »Wir kehren nach Paris zurück«, antwortete der Hauptmann der Klingen des Kardinals. »Ich weiß nicht, was sich genau zusammenbraut, aber Seine Eminenz muss davon ohne Verzögerung unterrichtet werden. Das Leben des Königs ist vielleicht in Gefahr.«

2
    K ardinal Richelieu tat so, als wollte er sich zusammen mit den anderen Mitgliedern des Rats zurückziehen, als Louis XIII. ihn zurückrief: »Herr Kardinal.«
    »Ja, Majestät?«
    »Bleibt noch einen Moment.«
    Richelieu legte seine rot behandschuhte Hand an die Brust, zeigte so mit einem stillen Nicken seine Ergebenheit und trat

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