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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Und wo befindet sich dieses Wunderwesen?«
    »Sie ist hier bei mir, seit ein paar Tagen schon. Ich werde sie Euch bald vorstellen, anlässlich einer Abendgesellschaft, zu der ich laden werde.«
    »Aber ist sie auch in der Lage …«
    »Ich verbürge mich für sie.«
    »Unter der Bedingung, dass sie einwilligt.«
    »Was kann man einer Königin schon abschlagen …«
    Über das Gesicht des Alchemisten huschte eines seiner seltenen Lächeln, die immer etwas grausam wirkten.
    »Ja, natürlich …«, sagte er. »Bleibt nur, dass eine Intrige gesponnen werden muss, die es Eurem Schützling ermöglicht, Teil des Gefolges der Königin zu werden. Wie wollt Ihr das erreichen?«
    »Na, über den Marquis«, erwiderte die Herzogin leicht gereizt. »Oder mit Hilfe meines Gemahls … Wir werden sehen.«
    »Die Zeit drängt, Madame. Wenn nicht alles so weit ist, wenn der Ball stattfindet, den Ihr bald in Dampierre geben werdet …«
    »Das weiß ich nur allzu gut, Monsieur. Das weiß ich nur zu gut … Noch etwas Bilsenkrautlikör?«
    Leprat wartete nun schon seit einer Stunde. Er hatte einen gewöhnlichen Degen an der Seite und trug die Kleidung und den Schmuck von Guéret, zu dem auch ein Ring gehörte, der ihm am kleinen Finger steckte. Ihn zierte ein schöner Opal. Selbstverständlich hatte er sein elfenbeinernes Rapier abgelegt, ebenso wie das Stahlkreuz der Klingen und alles, was seine falsche Identität gefährden könnte. In der Hoffnung, dass dies genügte. Denn auch wenn es beinahe keinen Zweifel daran gab, dass die Herzogin von Chevreuse Guéret nicht kannte, galt dies womöglich nicht für einzelne Leute aus ihrem Gefolge und ihrer Dienerschaft.
    Noch einmal ließ er den Blick durch die Taverne schweifen. Er saß am Kopfende eines Tischs und verbarg den Opal an seinem kleinen Finger nicht, hütete sich aber auch davor, ihn zu offensichtlich zur Schau zu stellen, um jedweden Ärger zu vermeiden. Auch wenn das Bronzene Schwert keine gefährliche Spelunke war, so war die Taverne auch nicht besonders gut besucht. Am Rande des Faubourg Saint-Jacques gelegen, eine gute Viertelstunde zu Fuß von der Herberge, in der Guéret abgestiegen war, war die Taverne befreit von den Pariser Steuern und Vorschriften. Also war der Wein dort billiger und wurde jeden Abend der Woche auch nach der Sperrstunde bis Mitternacht ausgeschenkt.
    An allen Abenden der Woche – außer am Tag zuvor, denn da war der Wirt auf der Beerdigung eines Verwandten in Tours gewesen und hatte seine Taverne geschlossen. Das hatte Leprat aus einer Unterhaltung zweier Stammgäste herausgehört, und es erklärte zumindest, warum Guéret früher als vorgesehen zurückgekommen war und Agnès und Marciac in seinem Zimmer überrascht hatte. Also war in gewisser Weise eine außerplanmäßige Schließung für seinen Tod verantwortlich.
    Das Leben und der Tod hängen oft nur an einer Kleinigkeit , dachte Leprat.
    Wie beiläufig spielte er mit dem Opal, der sein Erkennungszeichen war, und reagierte erst, als ihm der Mann, der sich neben ihn gesetzt hatte, ohne ihn anzusehen, folgende Frage stellte: »Hattet Ihr eine gute Reise von Flandern bis hierher?«
    »Ich komme aus Lothrigen.«
    »Habt Ihr darauf geachtet, dass Euch niemand folgt?«
    »Seit Nancy?«
    »Der Kardinal hat seine Augen und Ohren überall.«
    Leprat warf einen verstohlenen Blick auf seinen Gesprächspartner. Er war dünn und blond. Sein Bart war gepflegt, und das beige Wams war elegant, ohne protzig zu erscheinen. Er wirkte sympathisch.
    Der Musketier richtete seinen Blick auf die Hände des Edelmanns, und dieser ließ einen Opal an seinem Zeigefinger aufblitzen und sagte: »Wartet ein Weilchen, dann treffen wir uns hinten im Hof.«
    Gleich darauf erhob er sich und verließ die Taverne, nachdem er den Becher Wein bezahlt hatte, den er nicht einmal angerührt hatte.
    Fünf Minuten später folgte ihm Leprat.
    Es war Nacht, und er hatte Schwierigkeiten, den engen Rundbogen zu finden, der ihn hinter die Taverne führte. Er konnte die eigene Hand nicht vor Augen erkennen und war auch mit den Örtlichkeiten nicht vertraut. Abgesehen davon sagte ihm sein Instinkt, dass etwas nicht stimmte. Hatte man ihn bereits entlarvt? Einen Moment lang dachte er daran, die Sache fallen zu lassen, umzudrehen, ins Palais Épervier zurückzukehren.
    Doch er setzte seine Mission fort.
    Und brach bewusstlos zusammen, sobald er einen Fuß in den Hof gesetzt hatte.
    In Paris hatte jedes Haus ein Aushängeschild: Läden und Tavernen

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