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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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»Danke.«
    Dann erwartete er seine Standpauke.
    »Wo warst du?«
    »Draußen.«
    »Um ein paar Worte mit Fortain zu wechseln, nehme ich an.«
    Marciac runzelte die Stirn. »Fortain?«
    »Das ist der Name des Mannes, der das Haus bewacht, und der, als ich aufgewacht bin, auch verschwunden war. Aber du bist wieder aufgetaucht. Im Gegensatz zu ihm …«
    »Also weißt du Bescheid.«
    »Dass es fünf oder sechs sind, die seit ein paar Tagen unauffällig das Haus überwachen? Ja, das weiß ich. Die Sache ist die – ich bin weder vollkommen blind noch außerordentlich dumm. Selbst die Mädchen haben schon von der Sache Wind bekommen. Der Einzige, der noch nichts bemerkt hat, ist der brave Thibault.«
    Thibault, der Pförtner des Fröschchen , war ein Mann von absoluter Ergebenheit, aber eher beschränkter Intelligenz.
    Marciac nickte. »Also gut«, räumte er ein. »Aber weißt du auch, für wen diese Männer arbeiten?«
    »Ja. Für Rochefort.«
    Verblüfft betrachtete er Gabrielles Profil. Sie hatte ihn noch immer keines Blickes gewürdigt.
    »Und woher weißt du, dass Rochefort hinter alledem steckt?«
    »Weil ich mindestens zwei seiner Schergen wiedererkannt habe. Fortain eingeschlossen.«
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Diese Frage könnte ich dir genauso gut stellen … Aber ich habe befürchtet, dass du die Sache nur schlimmer machst, wenn du dich einmischst. Eine seltsame Idee, nicht wahr?«
    Verlegen wusste Marciac zunächst nichts drauf zu erwidern, dann sagte er: »Ich hätte es erfahren müssen, Gabrielle. Ich muss mich doch vergewissern, dass …«
    »Dass Rochefort mein Haus überwachen lässt? Also gut! Rochefort lässt mein Haus überwachen. Und nun? Er kann hier nichts aufdecken, was er nicht sowieso schon weiß. Aber jetzt, da du einen seiner Männer dafür zur Verantwortung gezogen hast, was wird nun geschehen? Glaubst du, dass er nun tatenlos bleiben wird?«
    »Ich werde mit ihm sprechen.«
    »Und warum sollte er dir zuhören, er, der nicht gerade gut auf die Klingen zu sprechen ist und seine Befehle nur vom Kardinal persönlich entgegennimmt? Er wird der Versuchung, dich über mich zu treffen, nicht entsagen. Denn du vermutest, dass Rochefort, wenn er sich für mich interessiert, eigentlich auf der Suche nach dem versteckten Mädchen ist, stimmt’s? Natürlich wusste ich nicht, wer sie war, als ich sie hier aufgenommen habe, und jetzt weiß ich nicht einmal mehr, wo sie sich gerade befindet, aber was macht das schon?«
    Gabrielle stand auf und ließ ihren Teller mit Früchten und Käse, den sie sowieso kaum angerührt hatte, stehen. Eigentlich hatte sie die ganze Zeit über bloß mit dem Finger im weichen Inneren eines Viertellaibs Brot herumgestochert.
    Sie zog das Schultertuch fester und ging zur Tür. Dort angekommen, drehte sie sich noch einmal um und sah Marciac lange an.
    Schließlich sagte sie: »Ich möchte dich eines fragen, Nicolas.«
    »Ja?«
    »Du wusstest es. Du wusstest, noch bevor du Fortains Schicksal besiegelt hast, dass …«
    Er unterbrach sie: »Fortain ist am Leben. Es geht ihm gut. Ich bin doch kein Mörder, Gabrielle. Ich habe ihn bloß zur Seite genommen, um ihm die Würmer aus der Nase zu ziehen …«
    Das glaubte sie ihm gern. »Aber selbst davor wusstest du schon, dass er zu Rochefort gehört, oder? Und du wusstest auch schon, warum das Fröschchen überwacht wird …«
    Marciac dachte nach.
    Aber ganz gleich, was es ihn kostete, er hasste es einfach, Gabrielle anzulügen.
    »Ja«, gab er zu. »Ich wusste es.«
    »Also ging es nicht einmal darum, dich zu vergewissern … Du wolltest Rochefort lediglich eine Botschaft zukommen lassen. Damit er begreift, dass die Klingen nicht mit verschränkten Armen dastehen werden, wenn er La Fargues Tochter bedroht.«
    »La Fargues Tochter und dich, Gabrielle. La Fargues Tochter und dich.«
    Sie sah ihn an. Er meinte es ehrlich.
    »Ja«, sagte Gabrielle. »Und du glaubst, du hast mich heute gut beschützt?«
    Sie verließ die Küche, ging bis zur Treppe und sagte von dort aus zu Marciac: »Ich liebe dich, Nicolas. Aber ich würde es vorziehen, wenn du heute Nacht nicht hier schliefst.«
    Dann ging sie allein auf ihr Zimmer.
    Leprat erwachte mit schlimmen Kopfschmerzen und höllischem Durst. Er lag mit Beinkleidern, Strümpfen und Hemd bekleidet auf einem gemachten Bett, in einem Zimmer, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand, aber einer Sache war er sich sicher: nicht mehr in Paris.

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