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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Denn die Luft war in der Tat gut.
    Der Musketier setzte sich auf, und während er sich den Kopf, den eine hübsche Beule zierte, dort rieb, wo man ihm eins übergezogen hatte, nahm er die Einrichtung in Augenschein. Seine Stiefel standen ordentlich neben der Tür. Sein Wams hing fein säuberlich über einer Stuhllehne wie auf einem Kleiderbügel. Seinen Hut hatte man auf dem Tisch abgelegt, und der Degen hing mit dem Wehrgehänge an einem der Bettpfosten. Das Zimmer war bescheiden eingerichtet, aber sauber und ruhig, und dank der Vorhänge, die das Fenster verdeckten, in ein angenehmes Halbdunkel getaucht.
    Als er sich erhob, bemerkte er, dass seine Hosentaschen umgedreht worden waren, und er überlegte, dass man ihm die Stiefel womöglich auch ausgezogen hatte, um zu überprüfen, dass er auch nichts darin versteckte. Das ließ ihn wieder an sein Wams denken, und er beeilte sich, das Innenfutter abzutasten. Diejenigen, die ihn niedergeschlagen und hierhergebracht hatten, hatten ihm auch all die Dokumente abgenommen, die er eigentlich der Herzogin persönlich hätte aushändigen sollen. Seine Karriere als Agent der Königinmutter fing nicht gerade vielversprechend an.
    Abgesehen davon, sagte er sich, ungeachtet dessen, worauf ein übler Schlag auf den Kopf auch hindeuten mochte, war er weder tot noch ein Gefangener. Wenn man ihn entlarvt hätte, dann wäre er nicht hier und nicht so erwacht. Wahrscheinlich wäre er sogar überhaupt nicht mehr aufgewacht.
    Draußen hörte man das Muhen einer Kuh.
    Leprat trat ans Fenster und zog die Vorhänge zur Seite. Einen Moment lang verharrte er geblendet von dem Licht, das plötzlich ins Zimmer drang. Dann erkannte er nach und nach eine hübsche ländliche Umgebung, die jedoch keine bestimmte Erinnerung in ihm hervorrief. Er wusste noch immer nicht, wo er war – er sah irgendeinen ländlichen Winkel vom ersten Stock eines Hauses aus, das sich am Eingang eines Dorfs oder eines Marktfleckens befinden musste. Und wenn ihn sein Bart nicht täuschte, hatte er nicht länger als eine Nacht geschlafen und befand sich demnach noch in Frankreich und unweit von Paris.
    Aber abgesehen davon …
    Entschlossen zog sich Leprat an und legte sein Wehrgehänge um. Guérets Degen kam ihm im Vergleich zu seinem Elfenbeindegen recht schwer vor. Er verließ das Zimmer und ging eine Treppe hinunter. Bald darauf trat er hinaus in einen zauberhaften sonnigen Garten, wo er den Edelmann im beigen Wams wiedertraf, der ihn im Bronzenen Schwert angesprochen hatte. Er saß unter einem Baldachin beim Frühstück, erhob sich, sobald er Leprat erblickt hatte, und empfing ihn mit einem offenen Lächeln. »Monsieur Guéret! Wie ist Euer wertes Befinden? Habt Ihr wohl geruht?«
    »Recht gut, ja«, erwiderte Leprat, der noch nicht so recht wusste, woran er hier war.
    »Das freut mich sehr. Schließt Euch mir doch bitte an.« Der Edelmann wies auf einen leeren Stuhl an seinem Tisch und nahm wieder Platz. »Ich bin eben aus Paris gekommen und habe erst jetzt Zeit gefunden zu frühstücken. Warum teilt Ihr diese späte Erfrischung nicht mit mir?«
    »Gern.«
    »Ich bin übrigens der Chevalier de Mirebeau, und Ihr befindet euch in meinem bescheidenen Haus.«
    »Bei Euch, das heißt also …«
    »In Ivry. Paris ist lediglich eine gute Meile von hier entfernt.«
    Leprat nahm Platz und merkte plötzlich, dass er ziemlichen Appetit hatte.
    »Bertrand!«, rief der Edelmann. »Bertrand!«
    Ein vom Alter gekrümmter und griesgrämig wirkender Diener erschien auf der Türschwelle. »Ja, mein Herr?«
    »Ein Glas für Monsieur Guéret.«
    »Sehr wohl, mein Herr.«
    Einen Hühnerschenkel abreißend, sagte Mirebeau: »Ich nehme an, Ihr habt viele Fragen. Ich weiß nicht, ob ich sie schon alle beantworten kann, aber zunächst muss ich mich bei Euch entschuldigen für den bösen Streich, den man Euch letzte Nacht gespielt hat. Ich kann bloß hoffen, dass Rauvin nicht zu heftig zugeschlagen hat …«
    »Rauvin?«
    »Ihr werdet ihn zweifelsohne bald kennenlernen. Der Mann tendiert dazu … über das Ziel hinauszuschießen. Er ist übervorsichtig, beinahe krankhaft … Kurzum, er ist es, dem Ihr verdankt, niedergeschlagen worden zu sein …«
    »Niedergeschlagen und durchsucht.«
    »Bitte versteht, dass wir uns vergewissern mussten, dass Ihr auch wirklich derjenige seid, der Ihr zu sein vorgabt. Angesichts der Dokumente, die Ihr bei Euch hattet, besteht jedoch kein Zweifel daran. Ich habe sie persönlich der rechtmäßigen Person

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