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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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wurde, das man seit dem letzten Winter aufbewahrt hatte. Das junge Mädchen war sehr hübsch, lebhaft und herausgeputzt. Die Frau dagegen wirkte unscheinbar und grau, und ihr Blick war erloschen.
    Als sie sah, wer da kam, begrüßte die Herzogin Laincourt mit einem liebenswürdigen Lächeln und gab ihm ein Zeichen, näherzutreten.
    »Monsieur de Laincourt! Gesellt Euch doch zu uns.«
    Er folgte der Aufforderung, begrüßte zuerst die Hausherrin, dann ihre Gäste, und wurde mit Aude de Saint-Avold und ihrer Tante, Madame de Jarville, bekannt gemacht. Aude, die eine Verwandte des Herzogs von Chevreuse war, war aus Lothringen nach Paris gekommen, um bei Hofe vorgestellt zu werden. Ihre Tante begleitete sie als Anstandsdame.
    »Aber da fällt mir ein«, sagte die Herzogin, »Ihr seid doch auch Lothringer, Monsieur de Laincourt.«
    »Madame, da muss ich Euch eines Besseren belehren. Ich bin in Nancy geboren, das ist wahr. Aber ich bin Franzose.«
    »Ach, wirklich? Wie ist denn das möglich?«
    Laincourt wich aus, wie so oft, wenn es um ihn ging. »Die Wechselfälle des Lebens, Madame.«
    »Wir sprachen gerade vom Hof in Nancy. Findet Ihr nicht auch, dass es dort viel schöner ist und viel vergnüglicher zugeht als am französischen Hofe?«
    »Das muss man wohl oder übel zugeben, Madame.«
    Der Hof von Charles IV. übertraf den von Louis XIII. tatsächlich um ein Vielfaches. Im herzöglichen Schloss in Nancy wurde fast durchgängig und oftmals frivol gefeiert, während man sich im Louvre aufgrund eines schüchternen und strengen Königs, der sich nur ungern der Öffentlichkeit zeigte, oftmals langweilte. So hegte die Herzogin die besten Erinnerungen an ihren Aufenthalt am Hofe von Nancy, wo Charles IV. sie mit überwältigendem Prunk empfangen hatte. Laincourt vermutete, dass sie bei dieser Gelegenheit auch die Bekanntschaft von Mademoiselle Aude gemacht hatte.
    Aude de Saint-Avold.
    Während er sich unterhielt, hatte Laincourt Mühe, den Blick von dieser jungen Frau abzuwenden. Sie gefiel ihm und weckte sein Interesse. Sie hatte ein reizendes Gesichtchen, hellbraunes, seidenweiches Haar, lebhafte grüne Augen und volle Lippen. Wen würde sie nicht entzücken? Sie musste nicht einmal den Vergleich mit der glanzvollen Herzogin von Chevreuse scheuen. In gewisser Weise war sie zwar weniger schön, aber bezaubernder als die Herzogin, weniger verführerisch, aber dafür rührender. Und während die Selbstsicherheit der Herzogin ihrer Schönheit eine triumphierend arrogante Note verlieh, hatte sich die junge Aude etwas Zerbrechliches, gleichsam Melancholisches wie Unbekümmertes bewahrt.
    Abgesehen davon, dass es ganz reizend war, zog Audes Gesicht jedoch auch deshalb Laincourts Blicke auf sich, weil es ihm schien, als kennte er sie. War er ihr in Nancy schon einmal begegnet? Womöglich. Aber ihr Name rief keine Erinnerungen in ihm wach. Könnte es also möglich sein, dass die Herzogin Aude unter einer falschen Identität hergebracht hatte?
    Auf geschickte Weise angespornt von Madame de Chevreuse, die ihresgleichen suchte, wenn es darum ging, die Männer in den Vordergrund zu stellen, ertappte sich Laincourt dabei, wie er brillierte. Er bewies Galanterie und Witz und fand besonderen Gefallen daran, Aude de Saint-Avold zu unterhalten, deren echtes Lachen ihn begeisterte.
    Sie unterhielten sich bereits seit einer Stunde auf das Angenehmste, als der Butler erschien und der Herzogin ein Schreiben überbrachte. Sie las es, ohne eine Miene zu verziehen, entschuldigte sich und erhob sich mit dem Versprechen, bald zurückzukommen. Dann zog sie sich zurück.
    Laincourt blickte ihr nach und bemerkte einen Mann in schwarzem Talar und schwarzer Kappe, der sie drinnen erwartete.
    »Wer ist das?«, erkundigte er sich.
    »Der Zaubermeister der Herzogin, glaube ich«, antwortete Aude. »Aber ich bin ihm noch nicht vorgestellt worden.«
    Ohne die Herzogin geriet die Konversation ein wenig ins Stocken, und man konnte nicht auf Madame de Jarville zählen, wenn es darum ging, hier Abhilfe zu schaffen: träge von der Hitze, döste sie auf ihrem Stuhl vor sich hin. Die beiden jungen Leute bemerkten es gleichzeitig, wechselten amüsierte Blicke und unterdrückten ihr spöttelndes Lachen. Bald darauf kehrte Madame de Chevreuse zurück. Allerdings nur, um ihnen mitzuteilen, dass sie verhindert sei und Aude ihrem Gast Laincourt anvertraue.
    »Aber seid artig«, sagte sie noch, bevor sie sie verließ. Und es war ein bisschen so, als riete ihnen der

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