DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
Erkennst du mich nicht oder reagierst du immer so?“
Jack blinzelte, dann ließ er das Schwert sinken. Er vertraute nur noch sehr wenigen Leuten, eher fast niemandem, und dass ausgerechnet einer von den Geduldeten sich an ihn heranschleichen würde, konnte er doch nicht ahnen.
„Guten Morgen“, sagte Sajani leise, „komm mit, ich will dich zu Eric bringen. Er ist in der Nacht wieder gekommen.“
„Danke…“
Jack war immer noch nicht ganz da, aber er folgte ihr langsam, balancierte zwischen den schlafenden Wölfen hindurch, auf den Hügel des Tempels zu. Die noch tief stehende Sonne hatte eine glühend rote Farbe, Jack sah sie als er sich umdrehte und dem Wald einen misstrauischen Blick zu warf. Die vielen Tiere schliefen, aber nicht alle. Einige wanderten umher und suchten nach ihren Freunden oder Angehörigen. Sajani blieb stehen als sie beide die schlafende Menge hinter sich gelassen hatten und sich nun an der Stelle befanden, an der Eric sie erwartete. Als Jack ihn sah, lief er schnell zu ihm und blieb direkt vor dem großen Kopf stehen. Umarmen war wohl doch nicht möglich. Eric sah ihn an und freute sich. Er hatte im Halbschlaf da gelegen und gegrübelt, jetzt stand er auf, streckte sich und gähnte ausgiebig. Der tiefe Ton ließ einige weitere Tiere aufwachen. Eric schickte Jack einen Gedanken.
„Guten Morgen. Wie geht’s dir?“
„Gut, jetzt wo du wieder hier. Ich besorgt, aber nicht so schlimm. Sajani mich zu dir bringen, warum? Ein Grund oder sie mir nur einen Gefallen tun?“
„Ich möchte euch beiden etwas zeigen, mehr nicht. Moment…“
Eric schüttelte sich kurz, dann verwandelte er sich in den großen, weißen Tiger. Jack wartete nicht lange und verwandelte sich seinerseits. Es funkelte Eric provokant an.
„Ich immer noch größer. Haha. Du klein und doof…“
„Sei nicht so fies, das ist doch ein Scherz, oder? Soll ich mich zurückverwandeln? „
Jack nickte, seine Gedanken waren vergnügt. Er dachte über den Größenvergleich nach, dann meinte er:
„Ne, lassen mal, ich auch so wissen dass du kleiner sein.“
Eric schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn, Jack veräppelte ihn, er liebte das. Und wenn es noch so komische Themen waren, er tat es. Eric fühlte sich unwohl als Tiger, nicht schlimm, aber er vermisste den Drachen von der ersten Sekunde an. Niemand konnte sich ernsthaft wohl fühlen, wenn er wusste, dass er nicht er selbst war. Und selbst wenn, Eric konnte es nicht. Es ging ihm nicht schlecht, er mochte den Tiger. Aber irgendwie doch nicht. Sajani stand da, betrachtete die zwei Raubkatzen und sah sie bewundernd an.
„Na, das sind doch mal schöne Tiere. Was wolltest du uns denn nun zeigen?“
Eric sah sie mit seinen leuchtenden Augen an. Er hatte die Erinnerungen an den Kobold versteckt, wollte sie noch nicht mit jemandem teilen. Vielleicht mit Jack, aber noch nicht jetzt. Er wollte ihnen nur die Kanäle zeigen, von denen er im Laufe der Nacht noch einige andere gefunden hatte.
„Komm mit, wir gehen spazieren“, meinte er und Sajani nickte wortlos ehe sie neben ihnen in Richtung Wald ging. Jack schnupperte fast ununterbrochen, er schien den verkohlten Geruch des verbrannten Grases schon zu wittern. Sajani hingegen war mit ihrer Nase im Nachteil, Jack aber teilte seine Empfinden mit ihr. Als sie den ersten der Kanäle erreichten schossen Eric gleich wieder die Bilder des Koboldes durch den Kopf und er sah auch die kurze Verfolgung des Mannes vor sich, der ohne Zweifel der Verräter sein musste. Eric wusste genau, dass er zurückkommen würde, schon am Tag. Sein Instinkt kribbelte ihn bei diesem Gedanken merklich in den Krallen. Das nächste Mal würde er ihn sicher nicht gehen lassen.
Sajani hockte sich ungläubig hin als sie die tiefe Spur im Boden aus der Nähe sah. Sie vergas beinahe die zwei Tiger neben sich, von denen der eine einfach nur da stand und zusah, währen der andere genau so verständnislos auf den Boden glotzte. Jack roch an dem Stein, der einmal ein Kobold gewesen war. Er rümpfte die empfindliche Nase.
„Oh, was um alles Welt das sein? Es stinken furchtbar!“
Eric antwortete nicht sondern ließ seinen Blick über den Rest der Wiese streifen. Hier und da erkannte er weitere Spuren. Und sie alle endeten kurz vor dem Hügel, auf dem der Tempel stand. Ein Hügel. Was, wen sie gar nicht aufhörten? Wenn sie einfach nur einen Tunnel hinein gebrannt hatten? Er ärgerte sich, dass ihm das nicht früher aufgefallen war. Er studierte Sajanis Gedanken so genau
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