DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
vielen Bäume rund herum und erkannte sofort, dass sie sich im Wald befand. Er legte das Bild in seinem Gedächtnis ab, würde es nie preisgeben oder vergessen. Wenn das der Verräter war, wäre es besser, wenn der sich unbeobachtet und unentdeckt glaubte. Er öffnete die Augen. Die kanalförmige Spur war wie ein gefundenes Fressen. Er folgte ihr langsam und geduldig, doch dann hörte er etwas. Es war das Rascheln eines Umhangs, leise und viele hundert Meter entfernt. Er stieß sich vom Boden ab und flog dem Geräusch entgegen, lautloser als jeder der vielen Schatten welche die Bäume im Licht des fast verschwundenen Vollmondes warfen. Da sah er es. Ein Mensch, eine schwache Windbriese in Erics Richtung hatte ihn verraten. Der Geruch war eindeutig, es musste einfach einer sein. Mit einem Flügelschlag wurde er etwas schneller, folgte der Gestalt. Sie hatte ihre Gedanken verschlossen, Eric wollte sie nicht durchbrechen. Er wollte unbemerkt bleiben. Er konnte sich nicht einmal verwandeln, der Hitzestoß und das Licht würden ihn verraten. Bei der nächsten Meditation würde er versuchen, das zu ändern. Aber bis dahin blieb ihm keine andere Wahl als seine Gestalt vorerst zu behalten. Die Bäume kamen näher, die Gestalt rannte, schien sich sehr zu beeilen. Das schwarze, von den Schatten der Halme übersäte Gras war feucht, die Gestalt stolperte beinahe und hinterließ eine schwache Spur in der nassen Erde. Eric sah nach vorn zum Waldrand, er schwebte nun direkt über der Gestalt, hätte herabstoßen und sie greifen können, aber etwas hielt ihn davon ab. Der Geruch verwandelte sich von dem eines Menschen in Eile in den von einem, der sichtlich verängstigt oder panisch war. Die Gedanken der Gestalt öffneten sich. Eric hörte sie, stoßweise und verärgert.
„Verdammte Spezies, unfähig…“
Er erkannte die Stimme nicht, sie schien verfälscht. Er selbst kannte das: Wenn er etwas las, konnte es gut sein dass er die Stimme eines völlig anderen Menschen hörte statt seiner eigenen, oder sogar eine erfundene. Eric fiel die Größe der Person auf. Ein Mann, mit Sicherheit. Noch ein Gedanke fand seinen Weg durch die kühle Nachtluft.
„Er wird nicht gerade erfreut sein…Diese nutzlosen Kobolde. Beinahe entdeckt…“
Eric warf noch einen Blick auf den Waldrand, der kam näher und er sah zwischen den Bäumen ein blaues Licht schimmern. Es war wie jenes, welches das Zeitloch an der Steilwand erzeugt hatte. Jetzt musste er sich entscheiden, was er mit dem Kerl dort unter sich anstellte. Sollte er ihn laufen lassen oder…Nein, er würde…Sein Instinkt verlangte nach etwas zu Essen, wo sich doch gerade so viele Gerüche in die Nachtluft mischten. Aber er riss sich zusammen und stieg über die Baumkronen, wo er langsam schwebend über dem blauen Schimmer kreiste. Mit einem dumpfen Geräusch und einem blauen Lichtblitz verschwand er. Das Licht erstarb, war nicht mehr zu sehen. Unentschlossen und etwas wütend auf sich selbst kehrte Eric zurück zu der Stelle an welcher der erstarrte Kobold nun als schwerer Stein inmitten des kleinen Kraters lag. Ein schwelender Geruch ging von ihm aus, der Stein war noch immer nicht ganz erkaltet. Eric schüttelte verständnislos den Kopf. Wie sollte das weiter gehen? Er war ein Freund des Feuers, er war das Feuer. Und diese Kobolde hatten die Fähigkeit erlangt sich auch damit zu verbünden. Das konnte doch nicht sein. Es musste doch einen Haken geben, wie war das möglich? Er stampfte genervt ein tiefes Loch in die Erde, dann ging er ruhig, leise und wachsam hinüber zu den schlafenden Tieren. Was er nicht bemerkte; zwischen all den tausenden, schlafenden Kreaturen befand sich eine, die hellwach war. Und sie hatte ziemlich schwarze, verschlossene Gedanken.
Kapitel 45
Neben ihm lag eines von Seaths Schwertern, das war ihm irgendwie klar. Er träumte gerade davon, als Tiger durch den Wald zu streifen und zu jagen, sehr erfolgreich. Doch der Schatten über ihm riss ihn aus dem Schlaf. Er schnappte sich das Schwert und streckte es aus, sodass es direkt auf die Kehle der Frau zeigte, die da über ihm stand. Jack stand auf und machte sich bereit zu kämpfen, doch irgendwie schaffte er es die Augen richtig auf zu machen und den wohligen Traum zu verscheuchen. Kühle Morgenluft wehte ihm ins Gesicht, Sajani stand vor ihm, ihr Schwert am weißen Gürtel befestigt und ruhig. Sie sah ihn überrascht an.
„Nicht so stürmisch, junger Tiger. Ich dachte schon du wolltest mich irgendwie umbringen.
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