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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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zappel—
    ten auf ihren Stühlen, als der Wechsel stattfand. Neugierig betrachteten sie den hoch aufgeschossenen, gut-aussehenden Gesellen.
    Gerade als Robinton die Kinder die erste Strophe einer Lehrballade singen ließ, verkündeten draußen die Trommeln: »Harfner sicher eingetroffen.«
    Es dauerte einen Moment, ehe er begriff, dass die Botschaft ihn betraf. Und er fühlte sich willkommener und geborgener denn je – immerhin gab man sich die Mühe, seinetwegen eine Trommelnachricht abzuschicken.
    So begann Robintons zweiter Aufenthalt in Burg
    Benden.
*
    Auf Evarels Wunsch hin brachte man Robintons Habe in das Zimmer, das er während seines ersten Besuchs zusammen mit seiner Mutter bewohnt hatte. Es lag in Evarels Quartier, das er gern mit Robinton teilen 293
    wollte, falls er nichts dagegen hätte. Evarels Gemahlin war vor einigen Jahren gestorben, und allein fühlte er sich in dem großen Wohnbereich nicht wohl.
    Robinton war über diese Lösung überglücklich,
    denn er bevorzugte eine Unterkunft an der Außenseite einer Burg. Im Grunde war es seltsam, dass es ihm etwas ausmachte, in einer fensterlosen Kammer eines Felsmassivs zu wohnen, denn von Kind an kannte er nichts anderes, und die meisten Menschen verbrachten ihr ganzes Leben in solchen Quartieren, ohne dass es ihnen geschadet hätte. Doch er liebte es, nach drau-
    ßen blicken zu können, wann immer er Lust dazu verspürte. Außerdem verband er dieses Zimmer mit angenehmen Erinnerungen, hier hatte er die schönste und sorgloseste Zeit seiner Kindheit erlebt.
    Die Stelle eines Gesellen in einer großen Festung ließ Robinton nicht viel Muße, doch zum Glück liebte er es, dauernd beschäftigt zu sein. Er unterrichtete die Kinder, schob Wache im Trommelturm – Hayon, Lady Hayaras ältester Sohn, war für den reibungslosen Ablauf dieses Dienstes verantwortlich – und verbrachte mitunter mehrere Tage hintereinander in kleineren Ansiedlungen, die zu Benden gehörten, damit auch die dort wohnenden Menschen in den Genuss einer
    Schulbildung kamen. Dazu reparierte er die verschie-densten Musikinstrumente, restaurierte alte Notenblätter und kopierte Partituren.
    Als das Wetter sich verschlechterte und es zunehmend kälter wurde, suchten Lady Hayara und der
    Heiler der Burg, Meister Yorag, Meister Evarel in seiner Unterkunft auf und massierten die schmerzenden Gelenke des alten Mannes mit warmem Wachs. Lady
    Hayara war sich nicht zu vornehm, selbst die steifen Knie-und Fingergelenke mit Heilölen einzureihen.
    »Warum nimmst du nicht die Einladung nach Nerat
    an?« fragte sie jedes Mal, wenn sie Evarels Quartier 294
    betrat. »Das milde Klima dort würde dir gut tun, und die Kälte in Benden bekommt dir überhaupt nicht.«
    »Ich kann mich nicht beklagen, Lady Hayara, es
    geht mir gut«, entgegnete der alte Harfner starrköpfig.
    »Jetzt, da Robinton mir hilft, komme ich wunderbar zurecht.«
    Und wie zur Bekräftigung schob er nach: »Nicht nur, dass er mein Arbeitspensum halbiert hat, er übernimmt unweigerlich immer die schwierigsten Aufgaben.«
    Am Ende des Planetenumlaufs zog sich Evarel eine böse Bronchitis zu und musste sechs Tage lang das Bett hüten. Robinton sorgte dafür, dass das Wasser in den Wärmflaschen niemals zu kalt wurde. Endlich
    fügte sich der alte Harfner in das Unvermeidliche und willigte ein, den Rest des Winters in wärmeren Gefil-den zu verbringen.
    Lady Hayara ließ den Reisewagen kommen und
    Robinton musste Trommelnachrichten an alle Burgen längs der Route nach Süden absenden, damit man
    dort frische Gespanne und ausgeruhte Kutscher bereit hielt. Evarel sollte die unbequeme Reise so behaglich wie möglich hinter sich bringen. Maizella und Hayon wurden als Begleitpersonen mitgeschickt.
    Als Robinton den abgemagerten alten Meisterharfner hinunter in den Burghof trug und in den Reisewagen verfrachtete, wunderte er sich, wieso man keinen Drachen anforderte. Er hatte Drachen am Himmel gesehen, doch keiner landete im Hof von Burg Benden, so wie es früher gang und gäbe war. Auch wurde kein Drachenreiter mehr zu den opulenten Banketten eingeladen, die Lady Hayara beim geringsten Anlass aus-zurichten pflegte.
    Robinton war so beschäftigt gewesen, dass er den Weyr nicht auf eigene Faust besucht hatte, um zu erfahren, wie es zu dem Bruch zwischen Burg und Dra-chenhort gekommen war.
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    Er redete sich ein, man habe nur deshalb darauf
    verzichtet, Meister Evarel auf dem Rücken eines Drachen nach Nerat zu bringen, weil die

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