Drachenklänge
gegrillt oder in Teig gebacken, und als Beilage reichte man Knollengemüse, Bohnen und grüne Sa-late, die im tropischen Nerat gediehen. Von Lemos hatte man Obst und Nüsse eingeflogen.
Obwohl die meisten Jungreiter aus dem Weyr
stammten, kamen einige von nahe gelegenen Burgen, und deren Familien hatten vermutlich Geschenke in Form von Nahrungsmitteln mitgebracht. Nur zwei
Knaben waren während der Gegenüberstellung leicht verletzt worden. Es passierte, als die Jungdrachen aus ihren Eiern schlüpften und begierig nach ihren künfti-303
gen Partnern suchten. Ein Bronzedrache war als Erster geschlüpft.
»Das beste Omen, das man sich wünschen kann«,
versicherte F'lon.
»Warum?« erkundigte sich Rob.
»Weil die Bronzedrachen nun mal die besten ihrer Art sind«, erklärte F'lon mit beschwipstem Grinsen.
»Wenn ein Bronzener zuerst schlüpft, bedeutet das ein starkes Gelege, obwohl die Neulinge längst nicht so kräftig sind, wie manche behaupten. Jora ist als Weyrherrin völlig untauglich.« Er schlug einen abfälligen Ton an. »Sie leidet nicht nur an Höhenangst, sie ist auch unsicher in ihrem Umgang mit Nemorth. Wenn
S'loner nicht eingegriffen hätte, hätte sie es ihrer Kö-
nigin erlaubt, vor dem Aufstieg zum Paarungsflug zu fressen.« Er schnaubte verächtlich.
»Doch das hat dich nicht davon abgehalten, mit
S'loner in Konkurrenz zu treten. Du hast versucht, deinen eigenen Vater aus dem Rennen zu werfen«, kommentierte R'gul, einen missbilligenden Ausdruck auf dem runden Gesicht.
»Na und?« F'lon winkte lässig ab. »S'loner ist mein Erzeuger, aber wenn die Königin zum Paarungsflug aufsteigt, sind alle Bronzereiter gleich. Die Königin muss sich den besten Partner aussuchen – vor allen Dingen, wenn ihre Reiterin so inkompetent ist wie Jora.« Wieder gab er einen geringschätzigen Laut von sich und griff nach dem Weinschlauch, der über der Rückenlehne seines Stuhls hing. »Nun, Harfner Robinton, mit welchen Liedern wirst du uns heute beglü-
cken?« Er deutete auf die Hohe Tafel. »Alle sind mit dem Essen fertig, und wir wollen hoffen, dass es zwischen dem Weyrführer und unserem Burgherrn nicht schon wieder Streit gibt.«
Robinton stand auf und wartete, bis S'loner in seine Richtung blickte. Der Weyrführer hielt den Kopf ge-304
neigt und lauschte den Worten eines Weyrmädchens, das ihm etwas zuflüsterte. Das Mädchen war Robinton bereits früher aufgefallen, er mochte die ruhige Würde und Anmut, die sie ausstrahlte. S'loner schüttelte den Kopf, und das Mädchen zeigte auf Robinton.
Nun gewahrte auch S'loner den Harfner und hob die rechte Hand zum Zeichen, dass der unterhaltsame Teil des Abends begann.
C'gan war gleichfalls aufmerksam geworden. Er
verließ seinen Platz und begab sich mit den übrigen Musikanten aufs Podium.
»Ich habe ein paar neue Lieder in meinem Repertoire«, wandte sich Robinton an F'lon. »Außerdem einen sehr schönen Marsch. ›Aufmarsch der Jungreiter‹ lautet sein Thema.«
»Großartig!« F'lon schwenkte heftig den Arm, wie wenn er ihm einen Wink geben wolle, sogleich mit der Musik loszulegen. Doch seine weinselige Stimmung war bereits so fortgeschritten, dass Robinton es ihm nicht übelnahm.
Als Robinton zum Podium ging und an der Hohen Tafel vorbeikam, entdeckte er keine Anzeichen für Spannungen zwischen dem Weyrführer und dem
Burgherrn. Doch die beiden schauten betont aneinander vorbei und wechselten kein Wort. Es wurde wirklich höchste Zeit, mit der musikalischen Unterhaltung zu beginnen, ehe das Schweigen unerträglich wurde.
Jora schnatterte immer noch auf Lady Hayara ein, die einen äußerst gelangweilten Eindruck machte. Als die Burgherrin sah, dass die Musikanten ihre Instrumente auspackten, setzte sie sich aufrechter hin und winkte Robinton mit einem dezenten Wedeln der
Hand zu. Sicherlich freute sie sich nicht nur auf die Musik, sondern war auch erleichtert, weil Jora während der Vorstellung den Mund halten musste. Plap-305
perte sie dennoch weiter, hatte Lady Hayara das gute Recht, sie um Ruhe zu bitten.
Robinton begann mit Petirons Marsch. Ein paar
Zuhörer stampften mit den Füßen und klatschten den Takt mit, und insgeheim schmunzelte Robinton, weil er mit seiner Einschätzung dieses Musiksstücks richtig getippt hatte. Danach sang er das Lied der Pflichten und gleich darauf das Lied der Fragen, das er bei jeder sich bietenden Gelegenheit vortrug. Doch dieses Mal wurde es weder vom Weyrführer noch vom Burgherrn so begeistert
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